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Unternehmensrichtlinien
Pokertheorie als strategischer Treiber für bessere Unternehmensentscheidungen

Pokertheorie als strategischer Treiber für bessere Unternehmensentscheidungen

Tina Bauer | 12.01.17

Der deutsche Poker Pro und Sport1-Kommentator Jan Heitmann erklärt im Interview, wie Marketer Pokerstrategien erfolgreich für Unternehmensentscheidungen anwenden können.

Jan Heitmann ist einer der renommiertesten Pokerexperten Deutschlands. Während seiner Pokerkarriere belegte er auf international bekannten Turnieren regelmäßig vordere Plätze und war bis 2016 offizieller Team Pokerstars Pro. Neben dem aktiven Pokern ist er unter anderem als Pokercoach tätig, wobei er bereits mit Boris Becker und Joko Winterscheidt arbeitete. Aufgrund seiner hohen Expertise ist er ein beliebter TV-Kommentator, der unter anderem als Sport1-Pokerexperte zum Einsatz kommt und darüber hinaus auch einige Folgen der quotenstarken PokerStars.de-Nacht auf ProSieben moderiert hat. Dabei sticht er stets als jemand heraus, der auch komplexe Inhalte verständlich und unaufgeregt vermitteln kann. Aus diesem Grund ist er inzwischen häufig als Keynote Speaker unterwegs, wo er Pokerkonzepte auf unternehmerische Entscheidungen überträgt.

In unserem Interview gibt er spannende Einblicke in Pokertheorie und erzählt, wie diese beispielsweise im unternehmerischen Umfeld Anwendung finden und so etwa bei Gehalts- oder Budgetverhandlungen Vorteile verschaffen können. Weiterhin gibt Heitmann Aufschluss über die notwendigen Eigenschaften von Entscheidern und was diese mit erfolgreichen Pokerspielern gemeinsam haben.

Interview mit Jan Heitmann, professioneller Pokerspieler, Pokercoach und Sport 1-Kommentator

OnlineMarketing.de: Wie kann Spiel-/Pokertheorie auf das Marketing, bzw. Unternehmensentscheidungen übertragen werden?

Jan Heitmann: Sicher ist: Jeder kann von Pokerstrategien profitieren, auch wenn man selbst noch keine oder kaum Poker-Erfahrung hat. Poker bietet einen wunderbaren Mikroskosmos für Entscheidungsfindung. Es ist ein Spiel über Menschen und ihre Entscheidungen unter Unsicherheit und unvollständiger Information. Unter diesen Konditionen und oft noch unter Zeitdruck treffen Pokerspieler tausende Investitionsentscheidungen am Tag.

Daher können Unternehmer, Marketer und andere Entscheider Pokerkonzepte auch auf ihre Aufgabenbereiche übertragen. Ein Pokerspieler muss lernen, die Unsicherheit über die Zukunft in seine Überlegungen mit einzubeziehen. Genauso wichtig ist es, den Informationswettbewerb gegen die Gegner zu gewinnen. Und man muss lernen, die Gegner, ihre Motive und ihre zukünftigen Verhaltensweisen einzuschätzen. Dazu noch eine Prise Mathematik und schon ist er fertig, der Cocktail für bessere Entscheidungsfindung.

Hat man die Basis verinnerlicht, geht man weiter in die Tiefe: Wie besiegt man langfristig den Zufall? Wie hängen Scheitern und Erfolg zusammen? Was unterscheidet entscheidungsorientiertes Denken von resultatorientiertem Denken? Wie gut denkt mein Gegner über diese Faktoren nach? Und was kann und sollte ich anders machen? Es ist immer wieder faszinierend für mich zu sehen, wer alles durch Pokerkonzepte inspiriert und bereichert wird. Ob Marketer, Vertriebler oder CEOs, ob in Verhandlungen mit Einkäufern, bei Gehaltsgesprächen oder in der Politik, überall finden sich Konzepte und Parallelen aus dem Poker wieder. Meine Aufgabe ist es, den Zuhörern einen Einblick in die Denkweise eines Pokerspielers zu geben, auf das sie die passenden Konzepte auch für sich nutzen können.

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Jan Heitmann am Pokertisch.

Muss man dazu ein Pokerexperte werden oder sind Unternehmer/Marketer von Natur aus talentierte Pokerspieler?

Natürlich muss man nicht erst zum Weltklassepokerspieler werden, bevor man Pokerkonzepte für sich nutzen kann. Unternehmer und Marketer bringen oftmals schon die richtigen Voraussetzungen mit, um Pokerkonzepte zu verstehen: Analytisches Denken, Logik, Informationsbeschaffung und die Psychologie der Gegner. Strategische Fähigkeiten und taktisches Denken sind die Grundlagen, die Unternehmer auch zu guten Pokerspielern machen können. Eine schnelle Auffassungsgabe und die Fähigkeit, sich schnell an sich verändernde Bedingungen anzupassen helfen ebenfalls.

Wie können Unternehmer/Marketer lernen, bessere Entscheidungen zu treffen?

Beim Poker gibt es drei Schlüsselfaktoren:

  1. Handstärke  – Wie gut ist meine Hand in dieser Situation? (oft gleichzusetzen mit Produkt oder Service)
  2. Position – Informationslage, strategische Positionierung, Flexibilität bei unsicheren Verhältnissen, etc.
  3. Können – Wie gut spiele ich das Spiel im Vergleich zu meinen Gegnern? Was mache ich besser?

Diese drei Faktoren interagieren ständig: Mal ist das Können wichtiger, mal die Position. In mindestens einem dieser Faktoren (und idealerweise allen dreien) möchte ich der „Boss“ sein, sonst habe ich in dieser Hand (in diesem Markt, in dieser Verhandlung, etc.) nichts zu suchen und verliere wahrscheinlich Geld. Pokerspieler treffen am Tag tausende Investitionsentscheidungen unter Unsicherheit und unvollständiger Information. Daher haben sie viele Konzepte entwickelt und verfeinert, um mit diesen Hindernissen klar zu kommen.

Auf welche Eigenschaften kommt es dabei am ehesten an?

Ein guter Pokerspieler braucht immer eine gesunde Mischung. Aggressives Spiel ist nicht nur gut, sondern unabdingbar für den Erfolg. Aber zu aggressiv ist schlecht.

(Wie) kann man diese Eigenschaften erlernen?

Es ist wie bei Allem: Üben, üben, üben. Vor allem aber: Bewusstsein für die Situation entwickeln. Auch das kann man üben. Die regelmäßige Reflexion der eigenen Entscheidungen ist die Basis. Am besten überprüft man von Fall zu Fall seine Erwartungen vor und das Ergebnis nach einer Verhandlung oder einer Entscheidungs-Situation. Die Analyse hilft einem dabei, zu erkennen, ob man richtig entschieden hat, wobei es hier wichtig ist, das entscheidungsorientierte Denken im Auge zu behalten: Habe ich aufgrund der mir vorliegenden Fakten richtig entschieden? Die Einstellung von wegen „Hätte ich das vorher gewußt, hätte ich es anders gemacht“ ist falsch und führt auf Irrwege, denn ich habe es vorher nicht besser gewusst. Wenn ich das verinnerlicht habe, bin ich auf einem guten Weg, optimales Entscheiden zu lernen.

Vielen Dank für das Interview, Jan!


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