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Millionen Trikots for free: Darum hat der Marketing-Coup von Check24 einen Haken
© Check24, adamkaz von Getty Images Signature via Canva

Millionen Trikots for free: Darum hat der Marketing-Coup von Check24 einen Haken

Swantje Schemmerling | 25.06.24

Zur EM 2024 hat Check24 eine Marketing-Kampagne gestartet, die Millionen von Fußballfans begeistert. Das Vergleichsportal verschickte kostenlos fünf Millionen Trikots an Teilnehmer:innen des eigenen Tippspiels, generierte extrem viele Daten und wertvollen Social Content und setzte damit neue Maßstäbe. Doch jetzt wird ausdrücklich vor den Folgen der Aktion gewarnt.

Mit der Fußballeuropameisterschaft 2024 in Deutschland im Fokus hat das Vergleichsportal Check24 eine beispiellose Marketing-Kampagne gestartet. Während das offizielle pinke Auswärtstrikot der deutschen Nationalmannschaft schon Verkaufsrekorde gebrochen hat, hat Check24 ein eigenes Trikot ins Rennen geschickt und dabei Millionen von Menschen begeistert.

Check24-Werbung für das EM-Tippspiel

Dieser kurze Clip zur Ankündigung der Aktion hat bereits über 10 Millionen Views hat, was enorm ist für so eine Art Werbevideo. Das Unternehmen Check24, ursprünglich 1999 als einsurance Agency AG gegründet, hat sich zunächst als Vergleichsportal für Versicherungen etabliert. Im Laufe der Jahre erweiterte das Unternehmen sein Portfolio kontinuierlich und bietet heute Vergleiche in verschiedenen Bereichen an, darunter Strom- und Gaspreise, Reisen und Handyverträge. Seit vielen Jahren investiert Check24 erhebliche Summen in Fernsehwerbung und das Sponsoring von Fußballsendungen.

5 Millionen Trikots für die Fans

Check24 verschickte im Vorfeld der EM 2024 insgesamt fünf Millionen Trikots kostenlos an Kund:innen, die sich für das Tippspiel in der Check24 App anmeldeten. Dies sei die „größte Marketing-Aktion in der Geschichte von Check24″, so Mitgründer Henrich Blase in einem Interview mit Finance Forward. Ursprünglich hatten Blase und sein Mitgründer Eckard Juls mit deutlich niedrigeren Zahlen gerechnet. Doch aufgrund der überwältigenden Nachfrage stockte das Unternehmen die Produktion auf und versandte zwischenzeitlich bis zu 400.000 Trikots pro Tag.

Hohe Kosten, großer Erfolg

Der finanzielle Aufwand dieser Aktion ist vermutlich enorm gewesen. Zu den genauen Kosten sagte Check24 bisher nichts, doch Branchen-Insider schätzen, dass die Herstellungskosten bei etwa 50 Millionen Euro liegen könnten. Beim offiziellen DFB-Trikot von Adidas sollen sich die reinen Herstellungskosten laut Recherchen des SWR auf 11,30 Euro belaufen, die Kosten bei Puma liegen vermutlich noch weiter drunter. Weitere Kosten für Versand, Logistik und Marketing kommen noch hinzu. Prominente Unterstützung erhält Check24 dabei von Ex-Nationalspieler Lukas Podolski, der in der Werbung für das Vergleichsportal auftritt. So wird der Gesamtbetrag der Kampagne auf rund 100 Millionen Euro geschätzt.

Mit dieser Marketing-Aktion hat sich Check24 eine immense Menge an wertvollen Datensätzen gesichert, die freiwillig von den Teilnehmer:innen bereitgestellt wurden. In einer Zeit, in der das digitale Werbeökosystem durch strengere Datenschutzregelungen und das Auslaufen des Supports von Third Party Cookies bei Google zunehmend herausfordernder wird, ist dies von unschätzbarem Wert. Durch Einschränkungen wie Apples App Tracking Transparency (ATT) wird das Tracking erschwert, und persönliche Ansprachen sind in der EU aufgrund der Datenschutzvorschriften komplizierter geworden.

Dank der zahlreichen App-Installationen, die ansonsten hohe Kosten für entsprechende Kampagnen verursacht hätten, und der umfassenden Datenbasis ist der Wert dieser Aktion enorm. Darüber hinaus profitiert Check24 von der enormen Sichtbarkeit und dem Engagement in den sozialen Medien, was den Erfolg der Kampagne weiter verstärkt.

Was macht die Aktion so besonders?

  • Zugänglichkeit: Ein offizielles EM-Trikot kostet in der Regel über 100 Euro. Check24 hingegen bietet die Trikots kostenlos an, was Fußball für alle zugänglich macht.
  • Exklusivität: Die Trikots konnten nur bis zum ersten EM-Spieltag bestellt werden und sind nun auf Plattformen wie eBay zwischen 15 und 85 Euro zu finden.
  • Gemeinschaftsgefühl: Die Trikots schaffen ein starkes Gefühl von Zugehörigkeit und werden von Fans begeistert getragen. Check24 hat zudem angekündigt, Geldpreise von 500 bis 1.000 Euro an Fans zu vergeben, die die Trikots bei Public Viewing Events tragen und vom Film-Team gefunden werden.

Langfristige Strategie

Laut Heinrich Blase handelt es sich bei dieser Aktion um ein langfristiges Investment in die Marke Check24. Ziel ist es, möglichst viele Neukund:innen in das Ökosystem des Vergleichsportals zu locken. Mit der Teilnahme am Tippspiel und der Trikotaktion verzeichnete die App von Check24 seit Wochen Spitzenplätze in den Appstore Charts. An jedem Spieltag der EM bietet Check24 zahlreiche Gewinne im Rahmen des Tippspiels, wobei vor allem Reisegutscheine vergeben werden. Der:Die Hauptgewinner:in kann sich über einen Gutschein im Wert von 240.000 Euro freuen. Insgesamt soll der Wert der ausgegebenen Gutscheine bei 24 Millionen Euro liegen. Zusätzlich bietet die App die Möglichkeit, Spiele zu kommentieren, was Check24 dabei helfen soll, eine aktive Fußball-Community aufzubauen. Nach dem großen Erfolg plant Check24 weitere Aktionen. Dazu gehört ein regelmäßiges Bundesliga Tippspiel und ein Streaming-Vergleich, bei dem Nutzer:innen sehen können, wo sie Fußballspiele oder Highlights verfolgen können.

Datenschützer:innen warnen

Kritik gibt es jedoch von Seiten der Verbraucherzentralen. So weist beispielsweise die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen darauf hin, dass die vermeintlich kostenlosen Trikots mit persönlichen Daten bezahlt werden. Diese Daten könnten von Check24 für personalisierte Werbung und zur Kund:innengewinnung genutzt werden. Viele Teilnehmer:innen des Tippspiels seien sich dieser Tatsache möglicherweise nicht bewusst, so die Verbraucherzentrale.

Tatsächlich arbeiten viele Unternehmen noch mit diversen – auch Third-Party- – Daten von Usern. Denn es gibt auch bei datenschutzorientierten Usern eine sogenannte Say-do-Diskrepanz: Googles Report „Privacy by Design: Exceeding Customer Expectations“ (bei dem 7.000 Europäer:innen befragt wurden) erklärt, dass 80 Prozent der Befragten angeben, wegen des Missbrauchs personenbezogener Daten sehr besorgt zu sein. Gleichzeitig aber gaben 93 Prozent an, Unternehmen auch Daten zur Verfügung zu stellen, die als sensibel eingestuft werden können, wenn sie im Gegenzug einen erwünschten Service erhalten können.

Die Marketing-Aktion von Check24 zur EM 2024 hat Maßstäbe gesetzt. Mit einer cleveren Kombination aus Zugänglichkeit, Exklusivität und Gemeinschaftsgefühl konnte das Vergleichsportal Millionen Kund:innendaten gewinnen und die eigene Markenbekanntheit erheblich steigern.


Google-Studien:

Privatsphäre wird Schlüsselmoment für Marketer

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Kommentare aus der Community

Kan am 01.07.2024 um 00:05 Uhr

Toller AI Text.

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