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Social Media Marketing
Das Schicksal der Content Creator im Zeitalter der KI: Austausch oder Koexistenz?

Das Schicksal der Content Creator im Zeitalter der KI: Austausch oder Koexistenz?

Ein Gastbeitrag von Maria Madert | 06.05.24

Alles nur noch KI? Wie agieren Creator im Spannungsfeld zwischen AI-Optionen, AI Influencern und menschlicher Kreativität? Der Beitrag liefert Antworten auf diese Fragen und zeigt Beispiele aus der bunten Welt Instagrams.

In einer Welt, in der KI generierter Content immer alltäglicher wird, stellt sich die Frage nach dem Platz menschlicher Kreativität neu. Es fühlt sich an, als wäre es erst gestern gewesen, dass Content Creator die sozialen Medien charismatisch und kreativ erobert haben. Doch eine Revolution ist bereits im Gange: Mit Hilfe einfach zu bedienender KI-Tools werden virtuelle Charaktere erschaffen, die von echten Creatorn kaum zu unterscheiden sind. Sie sind schneller, anpassungsfähiger und günstiger. Generative KI-Tools erleichtern dabei die Content-Erstellung ungemein. Es stellt sich die Frage: Welches Schicksal erwartet Content Creator im KI-Zeitalter: Verdrängung oder Zusammenarbeit?

Die Revolution ist jetzt!

Die rohen Fähigkeiten von generativen KI-Systemen wie GPT-3, DALL-E und ihren Nachfolgern sind geradezu verblüffend. Mit nur einer einfachen Textaufforderung können die Nutzer:innen im Handumdrehen Blog-Beiträge, Skripte, Videos, Bilder, Code und mehr erstellen. Was ein professioneller menschlicher Creator Tage oder Wochen an Arbeit gekostet hätte, kann nun von einer KI in wenigen Augenblicken produziert werden. Dabei ist das Gestalten von Prompts – textbasierten Befehlen – für den Einsatz von entscheidender Bedeutung, da es die Ergebnisse maßgeblich beeinflusst. Die Präzision, Detailgenauigkeit und Kreativität des Prompts bestimmen, wie zielgerichtet und angemessen der erstellte Inhalt ist. Daher entwickelt sich bereits jetzt „Prompt Design“ oder „Prompt Engineering“ zu einer spezialisierten Rolle im kreativen Prozess und findet Anwendung in der Ideenfindung, Konzeptentwicklung und der Produktion von Content.

Neue Content-Dimensionen: KI-Influencer als Konkurrenz zu Content Creatorn

Doch wie genau sieht das Ganze in der Umsetzung aus? In der Tat gibt es bereits seit einigen Jahren virtuelle Influencer, die scheinbar authentische Einblicke in ihr „Leben“ gewähren und dabei menschliche Charakterzüge simulieren. Diese virtuellen Persönlichkeiten werden zunehmend von Unternehmen genutzt, um ihre Produkte zu vermarkten. Obwohl virtuelle Influencer computergeneriert sind und oft „AI“ in ihrem Namen tragen, werden sie in der Regel ganz oder teilweise von Menschen betrieben. Dennoch demonstrieren sie in einer Ära fortschreitender KI-Technologien wie ChatGPT das Potenzial dessen, was künftig mit vollständigen KI-Influencern möglich sein könnte, und weisen darauf hin, dass eine solche Realität möglicherweise nicht mehr fern ist.

Die schwedische virtuelle Influencerin Esther Olofsson kommt wohl einer vollständigen KI-Influencerin am nächsten. Vier verschiedene KI-Tools tragen dazu bei, sie zum „Leben“ zu erwecken: Stable Diffusion generiert ihre Bilder, Movio animiert diese, ChatGPT verfasst ihre Posttexte, und Replica Studio generiert ihre Stimme. Dennoch sind menschliche Eingriffe erforderlich, um Befehle in die KI-Tools einzugeben und die ausgewählten Beiträge zu veröffentlichen. Interessant ist dabei, dass ihre Follower Vorschläge machen können, was sie als nächstes erleben soll, und dem Team selbst generierte Bilder von Esther aus Stable Diffusion als Inspiration schicken können.

Ein anderes deutlich erfolgreicheres Beispiel ist Miquela Sousa, besser bekannt als Lil Miquela. Sie ist im Alter von 21 Jahren bereits ein globaler Popstar und war vor Jahren schon eine der „25 einflussreichsten Personen im Internet“ laut dem TIME Magazine. Ursprünglich als Schöpfung des umstrittenen Unternehmens Cain Intelligence gestartet, ist Miquela nicht nur eine Musikerin, sondern Gesicht für viele große Marken wie Dior, Chanel, Gucci, Porsche oder Samsung. Dabei sind ihre Follower immer hautnah dabei. Gerade erst feierte sie ihren 21. Geburtstag auf dem Coachella Festival. Ihr Content kommt an: Mit über 2,6 Millionen Followern auf Instagram und einem geschätzten Umsatz von über zehn Millionen US-Dollar im Jahr 2023 ist sie längst eine etablierte Größe in der digitalen Welt.

Doch warum sind virtuelle Influencer eine Konkurrenz zu menschlichen Creatorn? Der Grund ist ganz einfach: Sie sind zuverlässig, vollständig steuerbar, benötigen keine Pausen, bergen kein Risiko für Skandale und verlangen kein Gehalt. Wenn ein Unternehmen einen eigenen Influencer erschafft, gewinnt es zudem an Unabhängigkeit. Es sind keine Verhandlungen mit Markenbotschafter:innen erforderlich, die möglicherweise unzufrieden sind oder mit steigender Reichweite höhere Honorare fordern.

Diese Entwicklung hat verständlicherweise einige Creators verunsichert. Ihr Lebensunterhalt steht möglicherweise auf dem Spiel, wenn ihre Fähigkeiten durch KI leicht automatisiert und kommerziell genutzt werden können. Auch wenn die Qualität von KI Content noch nicht vollständig mit menschlicher Kreativität mithalten kann, besteht das Risiko, dass Kund:innen und Unternehmen zunehmend auf KI zurückgreifen. Schließlich bietet sie eine kostengünstigere Alternative, außer es handelt sich um besonders hochwertige kreative Arbeiten.

Content Creator sollten die Chancen nutzen die KI bietet

Welches Schicksal erwartet Content Creator also im KI-Zeitalter: Verdrängung oder Zusammenarbeit? Auch wenn der Aufstieg der KI menschliche Creator zweifellos vor Herausforderungen stellt, glaube ich nicht, dass sie dadurch verdrängt werden. Stattdessen wird es die Art ihrer Arbeit grundlegend verändern. Content Creator sollten ein neues Verständnis für Ästhetik und Markenidentität entwickeln, sowie Strategie und Storytelling perfektionieren, um sich gegenüber KI-generierten Content zu behaupten. Durch die Integration von generativen KI-Tools in Arbeitsabläufe können Prozesse erheblich beschleunigt und verbessert werden. Dies erlaubt es, mehr Zeit in das kreative Konzept zu investieren und weniger Zeit für repetitive Aufgaben aufzuwenden. Zudem ermöglicht der Einsatz von KI den Zugang zu fortschrittlichen Analyse-Tools, die Einblicke in Publikumspräferenzen bieten und dadurch die Erstellung zielgerichteter und ansprechender Inhalte unterstützen. Indem sie

Künstliche Intelligenz als Werkzeug genutzt wird, können Creator nicht nur ihre eigene Arbeitsweise revolutionieren, sondern auch ihre Inhalte auf eine neue Stufe der Originalität und Relevanz heben. Von entscheidender Bedeutung ist dazu das bereits beschriebene „Prompt Engineering“ zu erlernen.

Der Mensch bleibt entscheidend

Letztlich verfügen Menschen immer noch über wichtige Eigenschaften, mit denen selbst die fortschrittlichsten KI-Systeme zu kämpfen haben: überdurchschnittliche Kreativität, emotionale Intelligenz, kritisches Denken, Urteilsvermögen und logisches Denken auf hohem Niveau.

Heutzutage reproduzieren generative KI-Modelle Muster aus ihren Trainingsdaten auf neuartige Weise. Ihnen fehlen die subjektiven Erfahrungen, der reale Kontext und die kognitive Komplexität, die es Menschen ermöglichen, unterschiedliche Ideen zu verbinden, tiefere Fragen zu stellen und Dinge zu schaffen, die wirklich neu und bedeutungsvoll sind.

Die Frage, ob in Zukunft menschliche Content Creator überflüssig werden, scheint daher voreilig. Es mag aus unternehmerischer Sicht verlockend sein, ausschließlich mit KI-Influencern zu arbeiten, doch menschliche Kreativität und Authentizität sind schwer zu übertreffen. Derzeit setzen Unternehmen KI-Influencer ein, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Daher bleibt KI ein leistungsstarkes Werkzeug, das den kreativen Prozess verbessert und beschleunigt.

Trotzdem sind der Wert und die Nachfrage nach wirklich hochwertiger, konzeptioneller menschlicher Kreativität weiterhin entscheidend.


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