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Geschmacklose Verharmlosung? Bundeswehr postet Wehrmachtsuniform auf Instagram

Geschmacklose Verharmlosung? Bundeswehr postet Wehrmachtsuniform auf Instagram

Toni Gau | 28.11.19

Mit einer taktlosen Instagram Story geriet die Bundeswehr gestern in die Kritik. Was hat es damit auf sich?

Kürzlich erntete die Bundeswehr aufgrund eines skandalösen Posts innerhalb der eigenen Instagram Story harschen Tadel. Zu sehen war eine Wehrmachtsuniform, ausgestattet mit zwei eisernen und einem Hakenkreuz sowie Verwundetenabzeichen, samt der Bildunterschrift: „Auch #Mode ist ein Aspekt. Bis heute halten sich militärische Stil-Elemente in der #HauteCouture“. Das Bundesverteidigungsministerium hat sich bereits öffentlich entschuldigt, doch besteht weiterhin die Frage, wie ein solcher Post denn überhaupt zustande kommen kann.

„Extremismus jeder Art ist bei der Bundeswehr ein absolutes No-Go“

So die Worte der Bundesministerin Annegret Kramp-Karrenbauer – doch scheinen diese beinahe inhaltslos, wenn man einen genaueren Blick auf die Bundeswehr wirft. Dass diese in sich nämlich einen gewissen Rechtsdruck zu haben scheint, ist schon länger bekannt und soll längst überprüft werden. Das alles ist naheliegend, wenn man bedenkt, dass die AfD sich unter anderem als Soldatenpartei positioniert, doch auch im rechten Gedankengut oftmals eine Romantisierung des Soldatenseins stattfindet, wodurch eben dieses Gedankengut schnell Verbreitung in der Bundeswehr finden kann. Ein Mindset, welches vergleichbar mit dem des „My Son Is A Soldier“ in Amerika ist, bei welchem ebenfalls das Soldatensein des Kindes als Heldentat hochgehalten wird.

Die Hochachtung des Soldatenseins ist im rechten und konservativen Gedankengut fest verankert. © VomHaus
Die Hochachtung des Soldatenseins ist im rechten und konservativen Gedankengut fest verankert. © VomHaus

Dies scheint auch bei selber politischer Gesinnung in Deutschland stattzufinden – allerdings ist es nach dem Regime Hitlers schwierig ,das klassische Bild des Soldaten hierzulande positiv darzustellen, weshalb eine Neuinszenierung folgen muss. Die Vorgängerin von Kramp-Karrenbauer, Ursula von der Leyen, hatte – sich dieses Problems bewusst – das dementsprechende Verbot von Wehrmachtskreuzen innerhalb der Bundeswehr Kasernen durchgesetzt, aufgrund derer rechtspolitischen Konnotation. Daraufhin folgte vehementer Widerspruch der Bundeswehrsoldaten, doch verhinderte dies nicht den Beschluss. Das wirft dementsprechend die Frage auf, ob diese Neuinszenierung innerhalb der Bundeswehr selbst denn überhaupt gewünscht ist, was das Problem des Rechtsdrucks bestätigen könnte.

Nur ein Patzer?

Dass es sich hierbei um ein Faux Pas handelt, ist stark anzuzweifeln. Erst kürzlich vor Posting der Uniform, wurde ein Leitfaden zur Nutzung sozialer Netzwerke unter Soldaten ausgehändigt. Das liegt gerade mal eine Woche in der Vergangenheit – und schon ereignet sich ein derartiger Fehler. Das Problem des Posts ist die nahezu zynische Bilderunterschrift, in Verbindung mit dem Fehlen der historischen Einordnung und einem Sticker mit der Aufschrift „Retro“. Das resultiert in einer verharmlosenden und nahezu positiven Darstellung der Wehrmacht.

Ein Screenshot des Posts. © Bundeswehr

Das alles konfligiert unter anderem mit der aktuellen Wertvorstellung, welche bis in deutsche Gesetzestexte reicht, dass die Missetaten der Deutschen innerhalb des zweiten Weltkrieges nicht in Vergessenheit geraten dürfen, um ein Wiederholen dieser niemals zuzulassen. Eine Verharmlosung oder Hochachtung, was beides legitime Interpretation dieses Beitrags sind, der Deutschen im zweiten Weltkrieg, ist dementsprechend zu kritisieren.

Außerhalb der Entschuldigung liegt keine weitere Stellungnahme zum Post vor, geschweige denn eine Erklärung, wie dieser zustande gekommen ist. Dass es sich hierbei um ein Missgeschick handelt, bei welchem man nicht richtig nachgedacht hat, ist unwahrscheinlich. Auch Kramp-Karrenbauer bezeichnete den Post als unsensibel und inakzeptabel – und genau das ist der Fall. Ob es sich hierbei nun doch um ein Missgeschick handelt oder vielleicht auch einen Indikator für den Rechtsdruck innerhalb der Bundeswehr, bleibt wohl unbeantwortet, bis ein offizielles Statement folgt – doch kann es genauso gut sein, dass die Bundeswehr diesen Vorfall von nun an versucht totzuschweigen. Mit derartigen Vorfällen findet besagte Neuinszenierung allerdings nicht statt.

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