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Digitalpolitik
Facebook Mitarbeiter gründen Gruppe für politische Diversität

Facebook Mitarbeiter gründen Gruppe für politische Diversität

Tina Bauer | 29.08.18

Während Hatespeech das Soziale Netzwerk weiterhin vor große Probleme stellt, formieren sich Mitarbeiter nun gegen die liberale Unternehmenskultur.

Facebook hat derzeit an mehreren Fronten zu kämpfen und Mark Zuckerberg dürfte drei Kreuze machen, wenn das Jahr 2018 vorbei ist. Viel zu lachen hat er gerade nicht. Neben Datenskandalen und einem größer werdenden Problem Hatespeech betreffend, stellen sich jetzt auch noch die eigenen Mitarbeiter gegen das Unternehmen, denen Facebooks Unternehmenskultur anscheinend zu liberal ist. Sie wollen mehr politische Diversität.

„We Have a Problem With Political Diversity“

Wie die New York Times berichtet, gab es letzte Woche ein Memo auf Facebooks internem Message Board, in dem die politische Monokultur des Unternehmens angeprangert wurde. Darin hieß es unter anderem:

We Have a Problem With Political Diversity. We are a political monoculture that’s intolerant of different views. We claim to welcome all perspectives, but are quick to attack — often in mobs — anyone who presents a view that appears to be in opposition to left-leaning ideology.

Insgesamt umfasst der Aushang zwei volle PDF-Seiten, die im Artikel der New York Times veröffentlicht wurden. Über 100 Mitarbeiter haben sich dem Urheber Brian Amerige, Senior Facebook Engineer, seither angeschlossen und laut anonymer Informationen eine Gruppe namens „FB’ers for Political Diversity“ gegründet. Das offen liberale Unternehmen soll sich laut Urheber auch anderen politischen Ansichten gegenüber öffnen. Zu häufig würden etwa konservative Ansichten auf der Stelle mobartig angegriffen. Dass Mitarbeiter sich gegen Zuckerberg und damit die Unternehmenskultur stellen, ist bisher vergleichsweise selten vorgekommen.

Seit einiger Zeit schlittert das Soziale Netzwerk von einer Krise in die nächste. Schon länger muss Zuckerberg sich mit der Verbreitung von Falschinformationen durch russische Hacker auseinandersetzen, zusätzlich wird mehr und mehr Hatespeech auf der Plattform verbreitet, gegen die trotz dem Einsatz externer Unternehmen weniger und weniger unternommen zu werden scheint. Das Sperren des Verschwörungstheoretikers Alex Jones vor Kurzem wird nun natürlich von den Kritikern als weiteres Indiz für die anti-konservative Einstellung instrumentalisiert.

Die Löschung des Accounts habe laut NY Times Diskussionen unter Mitarbeitern darüber entfacht, was auf der Plattform erlaubt sei. Einige Angestellte haben sich dahingehend geäußert, dass Facebook, aus Angst als voreingenommen abgestempelt zu werden, den Rechten zuviel Spielraum gelassen habe. Auch Trump feuerte gestern gegen die vermeintlich politische Voreingenommenheit der Tech Konzerne, allen voran Google. Die Suchmaschine fördert bei der Suchanfrage nach dem Präsidenten vorwiegend negative Ergebnisse zutage. Später wetterte er zusätzlich gegen Twitter und Facebook: „I think that Google, and Twitter and Facebook, they are really treading on very, very troubled territory and they have to be careful. It is not fair to large portions of the population.“

Facebook hat immensen politischen Einfluss – ob es will oder nicht

Dass Facebook politisch in liberale Richtung voreingenommen sei, klingt erstmal an den Haaren herbeigezogen, schaut man sich die zunehmend rechtsradikalen Tendenzen auf der Plattform an, die tatsächlich zu einer gesellschaftlichen Transformation beitragen. Diese spiegeln jedoch nicht die Unternehmenskultur wider, die tatsächlich deutlich liberaler zu sein scheint. Zuckerberg unterstrich erst kürzlich bei einem Auftritt im Kongress, dass Facebook eine Plattform für jede Meinung sei. Auch durchlaufen neue Mitarbeiter inzwischen ein Training, in dem sie den respektvollen Umgang miteinander in Hinblick auf unterschiedliche politische Ansichten lernen sollen. Facebook ist weiterhin ein offen liberales Tech-Unternehmen. Während Zuckerberg und Sandberg Beiträge an demokratische Politiker spendeten und die Einwanderungsreform ebenfalls unterstützt haben, sind konservative Ansichten nicht gern gesehen. So musste etwa Oculus-Gründer Palmer Luckey seine Koffer packen, als seine Unterstützung einer Anti-Clinton-Kampagne bekannt wurde.

Dass Facebook plattformübergreifend jeglichen Anflug weiblicher Brüste, Geschlechtsteile und Sexualität per se binnen kürzester Zeit zu eliminieren scheint, rechtsradikale, faschistische Inhalte und Symbole aber weiterhin gewähren lässt, ist offen gesagt ein großes Problem. Und wirft zudem die Frage auf, weshalb es dem Unternehmen möglich ist bei der einen Thematik sofort in Aktion zu treten und jegliches Auftauchen zu unterbinden, bei der anderen aber schweigend zusieht, wie das Lauffeuer sich weltweit ausbreitet. Sicherlich, Facebook ist ein US-amerikanisches Unternehmen. Faschismus wird dort weniger kritisch gesehen, Symbole wie das Hakenkreuz sind nicht wie hierzulande verboten und können offen gezeigt werden. Facebook ist aber auch ein internationales Unternehmen, das bereits gezeigt hat, welchen immensen politischen Einfluss es ausübt (Stichwort: Rohingya in Myanmar) und welch große Verantwortung es damit einhergehend trägt (Stichwort: Brandbeschleuniger). Doch Verantwortung zu tragen und sie ernst zu nehmen sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe.

Es gibt politische Einstellungen betreffend in gewisser Hinsicht definitiv ein Richtig und Falsch. Andersartige Meinungen aber auszusperren ist der falsche Weg. Insbesondere mit Menschen, die man eigentlich leiden mag, sollte man die Konversation suchen. Diskurs ja, Diversität auf jeden Fall. Dies darf aber nicht als Raum für rechtes Gedankengut missbraucht werden. Und leider leben wir nicht einmal sieben Dekaden nach dem Zweiten Weltkrieg in einer Zeit, in der genau diese Gefahr besteht. Die Forderung nach mehr politischer Diversität verursacht vor diesem Hintergrund ein wenig Bauchschmerzen.

Kommentare aus der Community

Franz Strauß am 29.08.2018 um 16:08 Uhr

Warum sind Frauen nur so dämlich?
Kommt wohl von Dame! Na ja bald herrscht hier der Islam ,dann ist endlich Schluss mit der Dämlichkeit!

Antworten
MartinS am 29.08.2018 um 15:47 Uhr

„Es gibt politische Einstellungen betreffend definitiv ein Richtig und Falsch. “ -Dünnes Eis.
„Dies darf aber nicht als Raum für rechtes Gedankengut missbraucht werden.“ Du meinst sicher „rechtsextremes“, oder? :-D

Antworten
Tina Bauer am 29.08.2018 um 16:19 Uhr

Hey Martin,

1. Ja, das mag sich dabei durchaus um dünnes Eis handeln. Man muss aber heute wohl mal von Zeit zu Zeit deutlich werden.
2. Nein.

Besten Gruß!

Tina

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