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BBC meldet kinderpornographische Bilder auf Facebook – und wird angezeigt

BBC meldet kinderpornographische Bilder auf Facebook – und wird angezeigt

Tina Bauer | 08.03.17

Statt missbräuchliche Inhalte zu löschen, geht Facebook lieber gegen die BBC vor. Diese hat in der Vergangenheit bereits ein Pädophilen-Netzwerk auf der Plattform aufgedeckt und liefert nun nach.

Wie Facebook mit gemeldetem Content umgeht, ist uns allen vermutlich bekannt und durchweg ein leidiges Thema. Rassismus, Diskriminierung und Gewalt androhende Inhalte werden schlichtweg geduldet, während jede halbwegs angedeutete Brustwarze binnen kürzester Zeit vom Netzwerk entfernt wird. Nun schießt die Plattform aber den Vogel ab: Einige BBC Journalisten, die dem Netzwerk kinderpornograpische Inhalte gemeldet hatten, wurden von Facebook bei der Polizei angezeigt.

Über 80 Prozent der gemeldeten kinderpornographischen Inhalte wurden nicht gelöscht

Die betreffenden Inhalte wurden in einer Facebook-Gruppe geteilt und von einigen BBC Journalisten umgehend gemeldet. Doch statt den Urhebern nachzugehen, erstattete das Netzwerk Anzeige gegen die Journalisten. Die Verbeitung kinderpornographischer und -ausbeutender Inhalte sei gegen das Gesetz, so konstatierte Facebook in einem Statement. Obwohl gemeinhin bekannt ist, dass Facebook die Verbreitung sexuell anstößigen Inhaltes untersagt, ist die Reaktion auf die Meldung ziemlich lächerlich und recht überzogen, so The Next Web.

Bereits im vergangenen Jahr machte die BBC mit einer Untersuchung zu Kindesmissbrauch auf sich aufmerksam, als die Rundfunkanstalt ein Pädophilen-Netzwerk auf Facebook aufdeckte, was zu mindestens einer Verhaftung geführt hat. Zu diesem Zeitpunkt zeigte sich die Plattform noch dankbar für die Untersützung und dafür, dass die Unterschung dazu beigetragen habe, das System für Missbrauchsmeldungen auf Facebook zu verbessern. Um diese Behauptungen zu überprüfen, meldeten die Journalisten also erneut etwa 100 Inhalte, die eindeutig gegen die Gemeinschaftsstandards Facebooks verstießen. Dazu gehörten:

  • Fanpages ausdrücklich für pädophile Männer
  • Bilder von unter 16-Jährigen in sexuell eindeutigen Posen mit anzüglichen Kommentaren
  • Gruppen mit Namen wie „hot xxxx schoolgirls“, die gestohlene Bilder echter Kinder enthielten
  • Ein Screenshot aus einem Video, in dem ein Kind missbraucht wurde

Die Ergebnisse der Meldungen sind, wie zu erwarten war, ziemlich erschütternd. Facebook selbst entfernte lediglich 18 der Bilder. Die weiteren Inhalte verstießen demnach nicht gegen die „Gemeinschaftsstandards“. Die Ablehnung einer Meldung auf Facebook erfolgt übrigens voll automatisiert und ist eine Standardmail. Der Text liest sich wie folgt und dürfte schon bei vielen Usern in der Vergangenheit Unbehagen ausgelöst haben:

Egal, ob Hakenkreuz, Gewaltandrohung oder Diskrimierung: "Der gemeldete Inhalt verstößt nicht gegen unsere Gemeinschaftsstandards"
Egal, ob Hakenkreuz, Gewaltandrohung oder Diskrimierung: „Der gemeldete Inhalt verstößt nicht gegen unsere Gemeinschaftsstandards“

Wie Facebook bei der Analyse vorgeht, wurde auf Mobilegeeks im letzten Herbst sehr detailliert recherchiert und in ihrem Insiderbericht niedergeschrieben. In kurz: So lang die Inhalte nicht explizit Gewalt androhen, regt sich bei Arvato Bertelsmann in Berlin, die extra eingerichtete Unit für Missbrauchsmeldungen, rein gar nichts.

Weiterhin meldeten die BBC-Journalisten fünf Facebook-Profile von nachgewiesenen Pädophilen. Obwohl Facebook es Sexualstraftätern strikt verbietet, Profile anzulegen, hat das Netzwerk keine der gemeldeten Personen gelöscht.

In einem weiteren Statement gab Facebook allerdings an, alle gemeldeten Bilder inzwischen gelöscht zu haben.

Lieber aussitzen, als aktiv etwas unternehmen

Während man Hatespeech nicht nur aussitzt, sondern auch zu großen Teilen für die massive Verbreitung verantwortlich ist, reagiert man bei Facebook also ganz eigen auf Kindesmissbrauch. Statt sich um die Urheber zu kümmern und diese der Polizei zu melden, macht man es sich einfacher und zeigt einfach diejenigen Journalisten an, die den Fall bei Facebook gemeldet haben. Darüber hinaus ist man bei Facebook anscheinend weiterhin nicht in der Lage, missbräuchliche Inhalte in einem angemessenen Rahmen zu moderieren oder zu löschen. Man mag sich nicht vorstellen, wohin es mit dem Netzwerk geht, wenn Kindesmissbrauch, Diskriminierung, Gewalt, Hatespeech und purer Rassismus weiterhin toleriert werden. Ob die Plattform bei der Stagnation dann auch weiterhin eine attraktive Werbeplattform bleibt? Sorry Facebook, aber Verantwortung geht anders.

Kommentare aus der Community

Bernd A. Schiller am 10.03.2017 um 07:36 Uhr

Vielen Dank für diesen Bericht, ich habe mich schon gewundert ob ich der Einzige bin der diese Erfahrung gemacht hat. Ich verstehe nicht wieso man diese ideale Voraussetzung nicht nutzt und gegen die ganze Porno-, Sex und was sonst noch gegen die guten Sitten verstößt anzugehen. Aber wehe ich poste mal in einer Gruppe zu viel dann werde ich sofort gesperrt. Das kanns ja wohl nicht sein! Wäre schön wenn FB sich da etwas einsichtiger zeigt.

Bernd

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