Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
SEO - Suchmaschinenoptimierung
Wie Google bestraft – Ex-Googler Jonas Weber mit Insights zum Penguin 4.0 Update

Wie Google bestraft – Ex-Googler Jonas Weber mit Insights zum Penguin 4.0 Update

Anton Priebe | 24.10.16

Neben der Funktionsweise des Pinguins erläutert der Ex-Google-Mitarbeiter effektive Gegenmaßnahmen für Betroffene und gibt allgemein gültige SEO-Tipps.

Was bedeutet in diesem Zusammenhang ein Filter?

Ein Filter schlägt automatisch an, wenn gewisse Grenzwerte überschritten werden. Das können zu viele schlechte Backlinks sein, zu schlechte Usersignale oder auch eine unnatürliche Onpage Optimierung. Wird der Grenzwert wieder unterschritten, kann ich den negativen Filter automatisch lösen, brauche also keine menschliche Unterstützung bei Google. Der Filter ist eine mathematische Formel und Teil des Algos. Hier erhält der Webmaster keine Benachrichtigung, da es keine individuelle Website betrifft, sondern allgemeiner Teil des Algos ist.

In der Regel sind die Filter im Kernalgo platziert, das heißt, die Daten werden laufend aktualisiert. Ist eine Website betroffen, hat diese sehr zeitnah die Möglichkeit wieder aus dem Filter zu kommen.

Eine Ausnahme sind neue Updates & Filter. Diese funktionieren zwar auch auf skalierte Weise über Grenzwerte, aber die Daten werden nicht immer automatisiert gezogen, sondern es gibt einen sogenannten Status quo, an dem der Knopf mehr oder weniger manuell gedrückt wird. Das neue Update muss sich sozusagen “einpendeln”. Hier müssen wir dann bis zum nächsten Data Refresh warten, weil es eben nicht automatisch aktualisiert wird. Beim Panda Update war das am Ende monatlich der Fall, was sehr fair ist.

Bei Penguin hat der letzte Refresh eben über zwei Jahre gedauert, das war nicht ganz optimal. Aber bei einem kleinen Update werden nur die Daten aktualisiert. Bei einem größeren eben auch der Filter bzw. die Grenzwerte und Faktoren des Filters. Das macht die ganze Sache deutlich komplexer und zeitaufwendiger. Bei Penguin 4.0 war genau das der Fall.

Das Gegenstück sind die manuellen Abstrafungen. Diese werden von echten Menschen aus dem Search Quality Team von Google vergeben. Genau diese echten Menschen sind aber auch wieder nötig, um die manuelle Penalty zu entfernen. Dies passiert dann über einen Wiederaufnahmeantrag über die Search Console. In der Regel erhält der Webmaster hier eine Benachrichtigung per Email und/oder der Search Console.

Ob solch "transparente" SEO-Maßnahmen zum Erfolg führen? Hier sind Zweifel angesagt.  / Screenshot von wki-absaugtechnik.de
Ob solch „transparente“ SEO-Maßnahmen zum Erfolg führen? Hier sind Zweifel angesagt.  / Screenshot von wki-absaugtechnik.de

Wie kann ich im Falle einer Bestrafung vorgehen?

Zunächst mal ist es nötig eine komplette Audit der Website durchzuführen. Nur so lässt sich herausfinden, welcher Filter oder welche manuelle Penalty für die Rankingverluste verantwortlich ist.

Oft stellt sich dann heraus, dass es gar kein Filter/Penalty Problem ist, sondern ein technisches. Oder ein einziges Keyword springt von 3 auf 12 und der Kunde sieht gleich die große Abstrafung anstatt normaler Volatilität.

Wenn es doch ein Filter Problem ist, dann ist die Website so zu verbessern, dass die Grenzwerte wieder unterschritten werden. Da die Grenzwerte den Beteiligten hier nicht bekannt sind, ist ein großer Erfahrungsschatz notwendig, oft empfiehlt sich hier externe Hilfe. Bei Penguin 4.0 werden die Daten jetzt bei jedem Crawling aktualisiert, also können die Grenzwerte sehr schnell wieder unterschritten werden.

Bei einer manuelle Penalty erhält der Webmaster in der Regel eine Email, in der genau steht, wo das Problem liegt und was zu tun ist, um dieses zu lösen.

Wie lange dauert es, sich davon zu erholen? Ist eine Seite auf ewig „gebrandmarkt“?

Wie in unserem deutschen Rechtssystem auch gibt es verschiedene Verstöße, die mit unterschiedlichen manuellen Penalties bestraft werden.

In den meisten Fällen ist aber eine komplette Erholung möglich. Dies gilt auch für Filter, hier gilt es die Grenzwerte zu unterschreiten.

Natürlich gibt es Ausnahmen, hier ein Beispiel: Der Webmaster hat 100 teils minderwertige Backlinks aufgebaut und damit gute Rankings erzielt. Nun landet er im Penguin Filter. Um aus dem Filter zu kommen, hat er 80 Backlinks abbauen oder disavowen, also entwerten müssen. Er hat 5 neue gute Links aufgebaut. Das bedeutet zwar, dass er jetzt vielleicht 25 Google konforme Backlinks hat und keine schlechten. Das Verhältnis passt. Er wird aus dem Penguin Filter entlassen. Aber: Die Substanz der Linkreputation ist mit 25 Backlinks jetzt deutlich geringer (früher 100). Das bedeutet, die gleichen alten Rankings einzunehmen wie vor dem Penguin Update, wird in den meisten Fällen nicht gelingen, weil viel künstliche Linkreputation verloren gegangen ist. In diesem sehr realistischen Rechenbeispiel sind das 75 Prozent der Backlink-Substanz. Die einzige Lösung ist hier der nachhaltige Aufbau von neuen hochwertigen Backlinks, um den Verlust wieder aufzufangen. Und das kann dauern.

Seite 3: Der Fall Home24 und korrekte SEO-Methoden

Kommentare aus der Community

Michael Pröll am 31.01.2017 um 00:03 Uhr

Hallo,
erstmals danke für den ausführlichen Artikel. Eines hat meine Einschätzung bestätigt.
Wenn guter Content mit Text, Videos usw… auf der Webseite vorhanden ist verlängert sich meist die Aufenthaltsdauer des Besuchers.

Da bei mir der Backlinkaufbau nie Vorrang hatte setze ich in Zukunft auch wieder vermehrt auf sehr guten Content um die „fehlenden“ guten Backlinks damit zu ersetzen.

Mal sehen was passiert.

Antworten
kl.-m. am 02.11.2016 um 16:29 Uhr

Bei manuellen Strafen war oft genug zu sehen, dass die Google-Mitarbeiter regelmäßig überfordert waren und nach Gutdünken auch hochwertige Inhalte für minderwertig erklärt haben. Ein Umstand – der bei einem marktbeherrschenden Unternehmen durchaus kritisch zu betrachten ist.
Google melkt die Allmende der Webinhalte aus, braucht nicht per double opt-in zu fragen, ob die Inhalte überaupt aufgenommen werden dürfen. Hat man zuviel Werbung above the fold ist man ein Spammer, während Gott-Google alles mit Werbung zukleistern darf. Kollateralschäden durch negativ-Seo wurden einfach in Kauf genommen.

Antworten
Yilmaz am 31.10.2016 um 19:05 Uhr

Danke für den sehr informativen und ausführlichen Artikel! Ich denke, ich werde die Internetarbeit jetzt auch einer SEO Firma überlassen, dann kann ich mich auch mehr aufs Hauptgeschäft konzentrieren, und ausserdem habe ich richtig Angst bekommen, wegen diesen Abstrafungen, und ein SEO Profi muss sich da ja richtig auskennen können, oder, kann man von so einer SEO Firma Schadensersatz fordern? LG Yilmaz

Antworten
Thomas Berscheid am 31.10.2016 um 10:37 Uhr

Hat vielleicht jemand Erfahrungen zu dem im obigen Artikel platzierten Beispiel unterschrieben mit „Das sind immerhin transparente SEO-Maßnahmen, hier wird sicherlich nichts bestraft / Screenshot von wki-absaugtechnik.de“?

Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es ausreichend ist, über einen schier unendlichen Absatz voller Keywords am Fuß einer Seite, zu schreiben, dass das folgende Keyword-Spamming für die Suchmaschinen gedacht ist. “ […] hier wird sicherlich nichts bestraft.“ ?!?

ich nehme eher folgendes an:
– Fall A) Der Googlebot/-algorithmus erkennt das Spamming und wertet die Seite ab.
– Fall B) Ein menschlicher Quality Tester kommt auf die Seite, entdeckt diesen – m.E. sehr fragwürdigen – Versuch und wertet die Seite ab.

Ich kann die Einschätzung von Jonas Weber hierzu weder nachvollziehen noch glauben. – Aber vielleicht fehlen mir auch notwendige Insights.

Antworten
Anton Priebe am 31.10.2016 um 10:42 Uhr

Hallo Thomas,

das war ein Scherz von uns und stammt nicht von Jonas. Damit es nicht zu Verwirrungen kommt, ändern wir den Text entsprechend ab.

Beste Grüße
Anton

Antworten
Thomas Berscheid am 31.10.2016 um 10:50 Uhr

Aah jetzt ja…
Für mich las es sich so, als sei dies tatsächlich ein Kommentar von Jonas Weber. Das hätte mich schockiert.

Danke für die schnelle Reaktion. – Das macht es definitiv „transparenter“. ;)

Antworten
Tobias am 25.10.2016 um 18:42 Uhr

Danke – wieder was gelernt. Tabellen :).

Antworten
Skeptic am 25.10.2016 um 17:32 Uhr

Sorry, trotz interessantem und wirklich umfangreichen Inhalts wirkt der Artikel bzw. der Schreiber arrogant und überheblich und strahlt genau das aus, was Google seit einiger Zeit vorgeworfen wird.

Zitat: „Auch musste Home24 zunächst mal neue hochwertige Backlinks aufbauen“ Also doch aufbauen, die kommen doch von selbst, oder etwa nicht? Was für eine Aussage.

Google wird dann besser, wenn die Bedeutung von Backlinks an sich abnimmt. Content ist King, nicht nur sagen, sondern auch mal machen.

Antworten
Dani am 14.12.2016 um 14:28 Uhr

Skeptic: Du hast sowas von recht! Überheblich und ohne Verständnis fürs grosse Ganze. Einfach eine ganz normale Monopolisten-Sichtweise ohne betriebswirtschaftliches Verständnis.
@Jonas: Wieviele Jahre hatten/haben Firmen, die sich fair verhalten haben (z.B. kein Linkkauf) erheblichen Nachteil erlitten gegenüber Ihren Konkurrenten. Für eine E-Commerce Unternehmung eigentlich nicht praktikabel nur Schönwetter SEO zu betreiben.

Antworten
eK am 26.10.2016 um 14:48 Uhr

stimme dir voll zu.

Antworten
Stefan am 24.10.2016 um 10:19 Uhr

Super Artikel, auch wenn er für mich ein bisschen nach Reputation Management für die Diskussion über home24 klingt. :-)

Antworten
Peter am 23.10.2016 um 19:21 Uhr

„Hierbei ist Google inzwischen in der Lage hochwertigen Experten Content von schlechter Qualität zu unterscheiden.“

Ich denke nicht, dass man das so pauschal sagen kann. Man muss sich nur mal im (Amazon-)Content-Affiliate umschauen. Nach wie vor ranken hier Seiten auf vorderen Positionen, die ein menschlicher Experte hier niemals positionieren würde.

Antworten
Sacha am 24.10.2016 um 15:46 Uhr

Es ist generell Blödsinn, das Google die Text Qualität erkennen kann. Klar Rechtschreibung und sprachliche Qualität kann brechnet werden. Dazu kommen dann noch Nutzersignale. Alles schön und gut hilft aber nicht wirklich, da man das alles sehr einfach auch mit billig Content manipulieren kann.

Ein sehr gutes Design reicht in der Regel schon um die Nutzerwerte im Rahmen zu halten. Zur Not halt noch ein passendes Video oben einbinden. Und jeder der ein bisschen was im Kopf hat, macht seinen Landingpage Content sowieso hochwertig und nur den Rest billig. Ist natürlich auch Branchen abhängig.

Google ist und bleibt eine Maschine und wer mit seinen Werten halbwegs im normalen Bereich bleibt, der rankt auch. Vor allem wenn er starke Links hat.

Momentan funktioniert ja sogar wieder zusammengestückelter & automatisch generierter Inhalt.

Antworten
Christian Ebernickel am 25.10.2016 um 10:10 Uhr

Ja, natürlich gibt es noch immer Möglichkeiten, Google „minderwertigen“ Content unterzuschieben und damit gute Rankings zu erreichen. Die erwähnten Affiliate-Sites mit mehr oder weniger offensichtlichem Thin Content sind dafür ein gutes Beispiel.
Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob dies ein Weg ist, den man wirklich verfolgen sollte: Denn auch ein Projekt mit wenig Content oder fragwürdigen SEO-Techniken kostet Geld und bindet Ressourcen. Dem stehen dann zum Teil erhebliche Risiken in Form von Abstrafungen gegenüber. Kurzfristig mag so etwas funktionieren, mittel- bis langfristig sind solche Projekte und damit auch die getätigten Investitionen gefährdet.
Aus meiner Sicht ist dies kein Weg, den man selber oder seinen Kunden ernsthaft empfehlen sollte.

Antworten
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*