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Digitalpolitik
Twitter Boykott: Prominente meiden die Plattform nach antisemitischen Tweets

Twitter Boykott: Prominente meiden die Plattform nach antisemitischen Tweets

Aniko Milz | 28.07.20

Antisemitische Tweets waren 48 Stunden lang öffentlich auf der Plattform bis sie entfernt wurden. Viel zu lange, finden viele User, die Twitter jetzt gemeinsam 48 Stunden lang boykottieren wollen.

Während Facebook sich bereits inmitten eines Advertiser-Streiks befindet, folgt nun ein Boykott auf Twitter. Mehrere Prominente formten sich nach unangemessen Tweets eines Rappers zu einer Gruppe und wollen die Plattform für 48 Stunden meiden, so berichtet die BBC. Damit soll ein Zeichen gegen Hate Speech und Antisemitismus gesetzt werden.

Nach antisemitischen Tweets: Twitter sperrt den Account von Rapper Wiley

Der Musiker Wiley hatte am vergangenen Freitag mehrere antisemitische Tweets gepostet. Statt diese direkt zu entfernen, ließ Twitter sie eine Weile auf der Plattform – sehr zum Missfallen aller anderen Nutzer. Mittlerweile löschte Twitter die Posts und sperrte den Account. Richard Cowie, so der bürgerliche Name des Rappers, steht vor einer polizeilichen Untersuchung. Doch Twitter steht für die langsame Reaktion in der Kritik. Viel schneller hätten die Tweets gelöscht werden müssen, gerade wenn sie von einer bekannten Persönlichkeit gesendet wurden, so die Anklage. Als Reaktion darauf haben sich Prominente wie Schauspielerin Tracy-Ann Oberman, Comedian Robert Webb, Schauspieler Jason Isaacs und viele mehr zusammengetan und meiden die Plattform seit Montag neun Uhr.

Twitter Boykott: 48 Stunden Schweigen

Mit den Hashtags #NoSafeSpaceForJewHate und #48HoursSilence wird die Aktion promotet. Die 48 Stunden, die das Wegbleiben von der Plattform andauern soll, spiegeln die 48 Stunden wieder, die Twitter nichts gegen die Tweets von Wiley unternommen hat. Seit Montag sind auch Unternehmen und Organisationen wie Greenpeace UK, The Royal Opera House und die Pop-Gruppe McFly der Aktion beigetreten. Die britische Gruppe Labour Against Anti-Semitism kritisiert Twitter schon lange für seine Inaktivität in Bezug auf Hate Speech:

The message needs to be clear, that Twitter must review its internal processes immediately, start blocking anti-Semitic accounts and radically improve its protection for its users from racism.

Während Twitter stets beteuert, keinen Platz für Rassismus und Hate Speech auf der Plattform zu haben, sehen viele User hier eine Inkonsistenz in dem tatsächlichen Verhalten. So fordern viele bereits, dass Wiley ganz von der Plattform geworfen wird, statt seinen Account nur eine Weile lang zu sperren.

Wie reagiert Twitter?

Der Rapper muss sich in der Offline-Welt nun polizeilichen Untersuchungen stellen, zudem kündigte sein Label den Vertrag mit ihm. Doch wie Twitter mit der Situation umgehen wird, ist noch unklar. Die Plattform erholt sich gerade noch von einem massiven Hack, von dem zahlreiche High Profile Accounts betroffen waren. Dass nun mehrere User beschlossen haben, den Dienst 48 Stunden lang zu meiden, dürfte sich auf Twitter kaum auswirken. Selbst Mark Zuckerberg zeigt sich von dem #StopHateForProfit-Streik, der einen Monat geht, unbeeindruckt. Doch derartige Vorfälle können extrem rufschädigend sein, so dass Twitter, das sich als sichere Plattform brüstet, seinen Umgang mit unangemessenen Tweets schnell überdenken sollte, um keine User dauerhaft zu verlieren.


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