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Social Media Marketing
Nett gemeint, schlecht umgesetzt: TikTok hat Videos von Menschen mit Behinderung verborgen

Nett gemeint, schlecht umgesetzt: TikTok hat Videos von Menschen mit Behinderung verborgen

Toni Gau | 04.12.19

Was eigentlich eine Präventivmaßnahme gegen Mobbing sein sollte, erweist sich nun als überaus dubiose Vorgehensweise.

Diskriminierung nimmt bekanntlich viele Formen und Gestalten an – und manchmal auch die einer guten Intention. TikTok musste sich vor Kurzem einen Fehler einräumen, indem die Plattform zugab, dass Videos von Menschen mit Behinderung im Main Feed verborgen wurden. Dadurch waren sie nicht abrufbar außerhalb des eigenen Landes und auch dort nur im beschränkten Rahmen, wie auch Business Insider berichtet. Was eigentlich eine Präventivmaßnahme zum ansteigenden Mobbing auf TikTok sein sollte, erwies sich schon bald als recht problematisch.

Eine fragwürdige Maßnahme

Umfasst von der angeblichen Schutzmaßnahme waren NutzerInnen, welche sich schnell von Cybermobbing betroffen sehen könnten. Dazu gehören Personen mit Trisomie 21, Autismus oder auch optischen Entstellungen – sprich Personen, welche schnell als Ziel von Mobbing gewählt werden könnten, aufgrund von physischer oder mentaler Konditionen. Personen, welche solche Merkmale aufweisen, wurden von TikTok als „Risk 4“ eingestuft, was bedeutet, dass deren Videos nur im eigenen Land abrufbar waren. Sofern bestimmte NutzerInnen als besonders anfällig für Cybermobbing galten, wurde die Reichweite derer Videos noch weiter limitiert.

Mindestens bis September 2019 fand diese Maßnahme Anwendung. TikTok selbst sagte, dies sei nie als endgültige Lösung gedacht gewesen und somit nur temporärer Natur, doch wird diese dadurch nicht weniger fraglich. Es folgte dieses Statement seitens der Plattform:

This was never designed to be a long-term solution, but rather a way to help manage a troubling trend. While the intention was good, the approach was wrong and we have since changed the earlier policy in favour of more nuanced anti-bullying policies and in-app protections. We continue to grow our teams and capacity and refine and improve our policies, in our ongoing commitment to providing a safe and positive environment for our users.

Wo liegt das Problem?

Man kann sich nun natürlich fragen, wo hier genau das Problem liegt – und hierbei gibt es mehrere Anhaltspunkte, warum diese Maßnahme ungeschickt gewählt ist. Zunächst einmal ist das eine Form der Bevormundung, auf welche TikTok gar kein Anrecht hat. NutzerInnen sollte es freistehen auf der Plattform zu posten, wonach ihnen zumute ist, sofern es konform mit den Richtlinien TikToks ist. Genauso, wenn man die Reichweite der NutzerInnen einschränkt, impliziert dies, dass das Problem von den Menschen mit Behinderung ausgeht, doch liegt dieses bei den Mobbern. Diese müssten kontrolliert und reguliert werden, nicht etwa die Content Creator. Somit liegt hier ein ganz falscher Fokus vor. Zu guter Letzt: Auch hierbei handelt es sich um eine Form der Zensur – und dafür ist in einem freien Internet kein Platz. Kurzum sehen die Betroffenen sich von klaren Benachteiligungen betroffen, obwohl sie die Gründe dafür gar nicht zu verantworten haben; sie werden bestraft ohne plausiblen Grund. Die Intention war die richtige, doch die letztendlich Maßnahme steht zurecht in der Kritik – und auch TikTok scheint dies einzusehen.

Insbesondere der Aspekt der Zensur ist fraglich, da TikTok hierfür bereits mehrfach in die Kritik geraten ist, zuletzt aufgrund der 17-jährigen Feroza Aziz. Diese hat ein als Make-Up Tutorial getarntes Video hochgeladen, in welchem sie den Umgang Chinas mit Muslimen kritisierte, woraufhin das Video gelöscht wurde. TikTok widersprach jeglichen Zensurvorwürfen, doch ein Skandal entstand hierbei nichtsdestoweniger. Schließlich ist auch nicht bekannt, wie viel Wahrheit in der Aussage TikToks steckt, doch reiht dies sich samt der Anti-Mobbing-Maßnahme in die vielen Furore ein, welche mittlerweile um TikTok herum kursieren.

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