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Technologie
Auch iOS Apps liefern automatisch Daten an Facebook

Auch iOS Apps liefern automatisch Daten an Facebook

Niklas Lewanczik | 07.01.19

Studien hatten bei Android Apps festgestellt, dass diese schon beim Start Daten an Facebook senden. Das wurde nun für die iOS-Versionen ebenso bestätigt.

Nur ein Klick, die App ist kaum geöffnet und schon sind zahlreiche Daten an Facebook gelangt. Im Dezember stellten Mobilsicher.de und Privacy International in verschiedenen Studien fest, dass viele Android Apps bereits beim Start Daten ans Soziale Netzwerk übermitteln. Dieses Vorgehen grenzt zuweilen gar an einen DSGVO-Verstoß. Jetzt wurde bestätigt, dass auch die App-Versionen von iOS entsprechend Daten übermitteln.

Keine Überraschung: Android und iOS Apps senden gleichermaßen Daten

Nachdem ermittelt worden war, dass Apps wie Grindr, Tinder, Kwit oder etwa Deine SPD in ihrer Android-Version schon beim Start Daten an Facebook senden, hat Mobilsicher.de nun die jeweiligen iOS-Versionen ebenfalls untersucht. Das Ergebnis überrascht wenig: auch in dieser Version werden Daten wie Gerätetyp, Advertising ID, Startzeit usw. direkt an Facebook übermittelt.

Dahinter steckt das System von Facebooks Software Development Kit. Dieses liefert App-Entwicklern umfassende Möglichkeiten, ist jedoch an eine Datenweitergabe an das Unternehmen gekoppelt. Problematisch ist hierbei, dass dank der übermittelten Werbe-ID – die auch bei iOS als „Identifier for Advertising“ (IDFA) gesendet wird – eine Zuordnung von Daten zu Usern ermöglicht wird. Auf diese Weise könnte Facebook Profile realer Nutzer erstellen, die sich politisch interessieren, womöglich eine Krankheit haben oder speziellen Neigungen nachgehen. Da laut Mobilsicher.de in 30 Prozent der Fälle eine solche Datenübermittlung schon beim Start von Apps stattfindet, also ehe der User sich mit der App vertraut machen kann, könnte die Praxis zum Teil gar gegen die DSGVO verstoßen. Diese Zusammenhänge haben wir in einem vorangegangenen Artikel beleuchtet.

Eine Studie von Privacy International hatte die Erkenntnisse von Mobilsicher.de stichprobenartig unterstützt. Facebooks Datenrichtlinie informiert darüber, dass die Plattform Daten von Dritten, also auch Apps, sammelt. Demnach war zu erwarten, dass die iOS-Versionen dieser Apps eine direkte Datenweitergabe aufweisen.

iOS Apps im Test: Datenweitergabe vorhanden, Facebook-Modul mitunter deaktiviert

Mobilsicher.de testete eine Reihe von Apps, die in der Analyse im Dezember in der Android-Version bereits Daten an Facebook übermittelten. Das taten sie ebenfalls in der Version für iOS. Jedoch war etwa bei Schwangerschaft+ oder Meine CDU das Facebook-Modul deaktiviert worden. Das könnte eine Folge der Berichterstattung zuvor gewesen sein. Dennoch, verschiedene Apps zu teils sehr privaten Themen teilen fleißig weiter Daten ab dem ersten Öffnen. Darunter:

  • ForDiabetes (ein Diabetes-Tagebuch)
  • Bibel
  • ProMuslim
  • OKCupid (Dating-App)
  • Tinder
  • Grindr
  • Kwit (eine App, um mit dem Rauchen aufzuhören)
  • Deine SPD

usw. Während es hier nur um einen stichprobenartigen Test geht, ist davon auszugehen, dass zahlreiche Apps in der iOS-Version unmittelbar Daten übermitteln. Inwieweit das legitim ist, muss stets im Einzelfall betrachtet werden. Facebook jedenfalls nutzt seine Datenrichtlinie als Schutzschild, übernimmt wenig Verantwortung und bleibt bei Erklärungen zur Verwendung solcher Daten vage.

Die App-Entwickler halten sich bedeckt. Nutzer selbst sollten also unbedingt die AGB einsehen, wenn sie prüfen wollen, was übermittelt wird. Außerdem lässt sich etwa über AppCensus einsehen, welche Art von Informationen Apps weitergeben.

AppCensus analysiert Apps und ihre Datenweitergabe (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht), Screenshot AppCensus

Während für Android verschiedene Adblocker und Praktiken zur Verfügung stehen – die Mobilsicher.de benennt –, ist der Schutz bei iOS schwieriger zu gewährleisten. Schließlich sollten sich die Nutzer also bewusst sein, dass bei der Nutzung der meisten Apps auch direkt Daten geteilt werden, oft mit Facebook. Und das natürlich auch, wenn man dort kein Konto besitzt. Eine transparentere Darstellung der Apps und mehr Angaben von Facebook sind vonnöten, um die User angemessen zu informieren. Dass all die kostenlosen Apps und Plattformen für die Nutzer zur Verfügung stehen, funktioniert wiederum nur auf Basis einer Struktur des Teilens von verwendbaren Daten zu Usern. Dass dies unbemerkt vonstatten gehen soll, ist nur nachvollziehbar. Nutzer haben jedoch das Recht, besser informiert zu sein. Wollen sie das, müssen sie selbst aber genauso ihren Teil dazu beitragen.

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