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SEO - Suchmaschinenoptimierung
Wie Google bestraft – Ex-Googler Jonas Weber mit Insights zum Penguin 4.0 Update

Wie Google bestraft – Ex-Googler Jonas Weber mit Insights zum Penguin 4.0 Update

Anton Priebe | 24.10.16

Neben der Funktionsweise des Pinguins erläutert der Ex-Google-Mitarbeiter effektive Gegenmaßnahmen für Betroffene und gibt allgemein gültige SEO-Tipps.

Was ist deiner Meinung nach im Fall von Home24 geschehen?

Home24 hat definitiv zu aggressiv Backlinks aufgebaut, ein großer Anteil war nicht Google konform. Dies wurde auch von den Verantwortlichen in der Facebook Diskussion bestätigt. Also wurde gegen die Webmaster Richtlinien von Google verstoßen, auf diesem Level definitiv bewusst, um schneller Erfolge zu erzielen.

Es handelt sich hierbei um eine manuelle Penalty, zusätzlich hat der Penguin Filter zugeschlagen. Manuelle Penalties und algorithmische Filter sind zwei paar Stiefel.

Die manuelle Penalty wurde nach einer gewissen “Reinigung” des Backlinkprofils entfernt, hier sind die Google Verantwortlichen nicht nachtragend und sehr kulant. Ob sich bei uns im echten Leben jeder so verantwortungsbewusst und fair verhalten würde, wage ich zu bezweifeln. Die Google Search Quality Mitarbeiter sind definitiv kulanter und hilfsbereiter als jede Politesse, die auf Deutschlands Straßen herum rennt. Die manuelle Abstrafung betrifft wie gesagt die einzelne Website, in diesem Fall Home24.

Aber der Penguin Filter hat sich nicht gelöst. Ursache hierfür ist, dass Google in den letzten gut zwei Jahren die Daten des Filters hier nicht aktualisiert hat. Diesen “Stillstand” haben aber alle Penguin betroffenen Websites erfahren, nicht nur Home24. Auch musste Home24 zunächst mal neue hochwertige Backlinks aufbauen. Wie schnell das passiert ist, weiß ich nicht.

Home24.de erholt sich nur langsam von seinem aggressiven Linkaufbau, Screenshot aus SISTRIX
Home24.de erholt sich nur langsam von seinem aggressiven Linkaufbau, Screenshot aus SISTRIX

Google hat hierfür seine Gründe. Mehrfach wurde das Update angekündigt, leider hat es sich immer wieder verzögert. Es ist ein sehr komplexes Projekt, bei dem immense Datenvolumen verarbeitet werden müssen. Bevor ein Update dann live geht, wird ausführlich getestet. Performen die neuen Resultate nicht besser als die alten, dann geht es nicht live. Eine meiner Meinung nach sehr nachvollziehbare Vorgehensweise. Google testet jährlich im fünfstelligen Bereich Algo-Änderungen, danach gehen ca. “nur” Änderungen im dreistelligen Bereich live. Unverantwortlich wäre es, nicht ausführlich zu testen. Deswegen finde ich Kommentare wie “Google war an dieser Stelle unfähig” nicht objektiv und erkläre diese mir so, dass die Betroffenen persönlich enttäuscht reagieren oder die komplexen Prozesse dahinter nicht richtig kennen.

Eine spitze Bemerkung sei erlaubt: Im Vergleich zu anderen großen Konzernen hat das Google sogar relativ schnell hinbekommen.

Welche SEO-Methoden werden belohnt, welche bestraft?

Zunächst mal ist es wichtig sich an die Google Richtlinien zu halten, dann ist das Risiko einer Bestrafung schon sehr gering.

Um nachhaltig gute Platzierungen zu erzielen, sind folgende Bereiche bei der Suchmaschinenoptimierung wichtig: Technik, Content, Linkreputation & User Signals.

Die Website ist technisch einwandfrei aufzusetzen. Sauberes Crawling und Indexing der SEO relevanten Seiten muss möglich sein, Meta Daten, Ladezeiten, Serververfügbarkeit et cetera. Bei diesem Punkt unterstützt Google sehr gut, ein guter Startpunkt ist die offizielle Einführung in SEO von meinem früheren Team aus Dublin mit allen wichtigen Infos & Links oder die monatlichen Hangouts von John Mueller, um direkt Fragen zu stellen.

Hochwertiger, relevanter Content in Form von Text, Tabellen, Bild & Video etc. ist sehr wichtig geworden. Hierbei ist Google inzwischen in der Lage hochwertigen Experten Content von schlechter Qualität zu unterscheiden.

Backlinks sind nach wie vor ein wichtiges Signal: Nachhaltige Online Pressearbeit & Content Marketing Maßnahmen funktionieren hier sehr vielversprechend. Auch die Vernetzung mit Geschäftspartnern ist eine gute Strategie, genauso wie der Auf- und Ausbau einer Marke.

Einer der wichtigsten Ranking-Faktoren ist inzwischen der Besucher selbst geworden. Suchmaschinen wie Google können über verschiedene Mittel unterschiedliche Nutzer-Signale auswerten. Je mehr Besucher eine Website bekommt, desto schneller kann Google den Ranking-Faktor mit einbeziehen.

Das heißt für uns als Unternehmen: Wir sind daran interessiert, eine sehr nutzerfreundliche Website für unsere Kunden zu bauen, die bestenfalls noch die in Google gesuchten Probleme der Kunden löst. Nur dann sammeln wir positive Nutzer-Signale wie lange Aufenthaltsdauer und geringe Absprungraten und steigen so in den Rankings.

Andere Ranking-Faktoren wie Backlinks werden dann sogar etwas unwichtiger. Diese Entwicklung ist sehr angenehm, denn Google lässt sich so schwerer manipulieren, und der ehrlichste Ranking-Faktor überhaupt – das Benutzerverhalten – entscheidet. Zwei wesentliche Punkte helfen dabei: die Erstellung von Content mit Mehrwert für die Zielgruppe, der bestenfalls Probleme löst, und der Aufbau einer Marke, was auch in der eigenen Nische funktioniert. Brands bringen grundsätzlich ein besseres Benutzerverhalten mit als weniger bekannte Websites, beispielsweise wiederkehrende Besucher, die direkt nach dem Markennamen gesucht haben.

Vielen Dank für das Interview!

Kommentare aus der Community

Michael Pröll am 31.01.2017 um 00:03 Uhr

Hallo,
erstmals danke für den ausführlichen Artikel. Eines hat meine Einschätzung bestätigt.
Wenn guter Content mit Text, Videos usw… auf der Webseite vorhanden ist verlängert sich meist die Aufenthaltsdauer des Besuchers.

Da bei mir der Backlinkaufbau nie Vorrang hatte setze ich in Zukunft auch wieder vermehrt auf sehr guten Content um die „fehlenden“ guten Backlinks damit zu ersetzen.

Mal sehen was passiert.

Antworten
kl.-m. am 02.11.2016 um 16:29 Uhr

Bei manuellen Strafen war oft genug zu sehen, dass die Google-Mitarbeiter regelmäßig überfordert waren und nach Gutdünken auch hochwertige Inhalte für minderwertig erklärt haben. Ein Umstand – der bei einem marktbeherrschenden Unternehmen durchaus kritisch zu betrachten ist.
Google melkt die Allmende der Webinhalte aus, braucht nicht per double opt-in zu fragen, ob die Inhalte überaupt aufgenommen werden dürfen. Hat man zuviel Werbung above the fold ist man ein Spammer, während Gott-Google alles mit Werbung zukleistern darf. Kollateralschäden durch negativ-Seo wurden einfach in Kauf genommen.

Antworten
Yilmaz am 31.10.2016 um 19:05 Uhr

Danke für den sehr informativen und ausführlichen Artikel! Ich denke, ich werde die Internetarbeit jetzt auch einer SEO Firma überlassen, dann kann ich mich auch mehr aufs Hauptgeschäft konzentrieren, und ausserdem habe ich richtig Angst bekommen, wegen diesen Abstrafungen, und ein SEO Profi muss sich da ja richtig auskennen können, oder, kann man von so einer SEO Firma Schadensersatz fordern? LG Yilmaz

Antworten
Thomas Berscheid am 31.10.2016 um 10:37 Uhr

Hat vielleicht jemand Erfahrungen zu dem im obigen Artikel platzierten Beispiel unterschrieben mit „Das sind immerhin transparente SEO-Maßnahmen, hier wird sicherlich nichts bestraft / Screenshot von wki-absaugtechnik.de“?

Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es ausreichend ist, über einen schier unendlichen Absatz voller Keywords am Fuß einer Seite, zu schreiben, dass das folgende Keyword-Spamming für die Suchmaschinen gedacht ist. “ […] hier wird sicherlich nichts bestraft.“ ?!?

ich nehme eher folgendes an:
– Fall A) Der Googlebot/-algorithmus erkennt das Spamming und wertet die Seite ab.
– Fall B) Ein menschlicher Quality Tester kommt auf die Seite, entdeckt diesen – m.E. sehr fragwürdigen – Versuch und wertet die Seite ab.

Ich kann die Einschätzung von Jonas Weber hierzu weder nachvollziehen noch glauben. – Aber vielleicht fehlen mir auch notwendige Insights.

Antworten
Anton Priebe am 31.10.2016 um 10:42 Uhr

Hallo Thomas,

das war ein Scherz von uns und stammt nicht von Jonas. Damit es nicht zu Verwirrungen kommt, ändern wir den Text entsprechend ab.

Beste Grüße
Anton

Antworten
Thomas Berscheid am 31.10.2016 um 10:50 Uhr

Aah jetzt ja…
Für mich las es sich so, als sei dies tatsächlich ein Kommentar von Jonas Weber. Das hätte mich schockiert.

Danke für die schnelle Reaktion. – Das macht es definitiv „transparenter“. ;)

Antworten
Tobias am 25.10.2016 um 18:42 Uhr

Danke – wieder was gelernt. Tabellen :).

Antworten
Skeptic am 25.10.2016 um 17:32 Uhr

Sorry, trotz interessantem und wirklich umfangreichen Inhalts wirkt der Artikel bzw. der Schreiber arrogant und überheblich und strahlt genau das aus, was Google seit einiger Zeit vorgeworfen wird.

Zitat: „Auch musste Home24 zunächst mal neue hochwertige Backlinks aufbauen“ Also doch aufbauen, die kommen doch von selbst, oder etwa nicht? Was für eine Aussage.

Google wird dann besser, wenn die Bedeutung von Backlinks an sich abnimmt. Content ist King, nicht nur sagen, sondern auch mal machen.

Antworten
Dani am 14.12.2016 um 14:28 Uhr

Skeptic: Du hast sowas von recht! Überheblich und ohne Verständnis fürs grosse Ganze. Einfach eine ganz normale Monopolisten-Sichtweise ohne betriebswirtschaftliches Verständnis.
@Jonas: Wieviele Jahre hatten/haben Firmen, die sich fair verhalten haben (z.B. kein Linkkauf) erheblichen Nachteil erlitten gegenüber Ihren Konkurrenten. Für eine E-Commerce Unternehmung eigentlich nicht praktikabel nur Schönwetter SEO zu betreiben.

Antworten
eK am 26.10.2016 um 14:48 Uhr

stimme dir voll zu.

Antworten
Stefan am 24.10.2016 um 10:19 Uhr

Super Artikel, auch wenn er für mich ein bisschen nach Reputation Management für die Diskussion über home24 klingt. :-)

Antworten
Peter am 23.10.2016 um 19:21 Uhr

„Hierbei ist Google inzwischen in der Lage hochwertigen Experten Content von schlechter Qualität zu unterscheiden.“

Ich denke nicht, dass man das so pauschal sagen kann. Man muss sich nur mal im (Amazon-)Content-Affiliate umschauen. Nach wie vor ranken hier Seiten auf vorderen Positionen, die ein menschlicher Experte hier niemals positionieren würde.

Antworten
Sacha am 24.10.2016 um 15:46 Uhr

Es ist generell Blödsinn, das Google die Text Qualität erkennen kann. Klar Rechtschreibung und sprachliche Qualität kann brechnet werden. Dazu kommen dann noch Nutzersignale. Alles schön und gut hilft aber nicht wirklich, da man das alles sehr einfach auch mit billig Content manipulieren kann.

Ein sehr gutes Design reicht in der Regel schon um die Nutzerwerte im Rahmen zu halten. Zur Not halt noch ein passendes Video oben einbinden. Und jeder der ein bisschen was im Kopf hat, macht seinen Landingpage Content sowieso hochwertig und nur den Rest billig. Ist natürlich auch Branchen abhängig.

Google ist und bleibt eine Maschine und wer mit seinen Werten halbwegs im normalen Bereich bleibt, der rankt auch. Vor allem wenn er starke Links hat.

Momentan funktioniert ja sogar wieder zusammengestückelter & automatisch generierter Inhalt.

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Christian Ebernickel am 25.10.2016 um 10:10 Uhr

Ja, natürlich gibt es noch immer Möglichkeiten, Google „minderwertigen“ Content unterzuschieben und damit gute Rankings zu erreichen. Die erwähnten Affiliate-Sites mit mehr oder weniger offensichtlichem Thin Content sind dafür ein gutes Beispiel.
Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob dies ein Weg ist, den man wirklich verfolgen sollte: Denn auch ein Projekt mit wenig Content oder fragwürdigen SEO-Techniken kostet Geld und bindet Ressourcen. Dem stehen dann zum Teil erhebliche Risiken in Form von Abstrafungen gegenüber. Kurzfristig mag so etwas funktionieren, mittel- bis langfristig sind solche Projekte und damit auch die getätigten Investitionen gefährdet.
Aus meiner Sicht ist dies kein Weg, den man selber oder seinen Kunden ernsthaft empfehlen sollte.

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