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„Für Google ist es ein sinnvoller Schritt in einem aktuell expansiven Marktumfeld“ – Stephan Hauf, Sedo, über Google Domains

„Für Google ist es ein sinnvoller Schritt in einem aktuell expansiven Marktumfeld“ – Stephan Hauf, Sedo, über Google Domains

Heiko Sellin | 11.07.14

[Interview] Stephan Hauf, Principal Consultant bei Sedo, über die Funktionsweise von "Google Domains" und die Auswirkungen auf den Domain-Markt.

Im Domaingeschäft passiert momentan so einiges. Erst vor Kurzem wurden über hundert Top-Level-Domains eingeführt, darunter beispielsweise .club, .bike oder .camera. Heute wurde der Startschuss für die Domainendung .hamburg erteilt – für viele weitere deutsche Städte war er bereits in den vergangenen Wochen zu hören. Auf diesen Zug ist nun auch Google aufgesprungen und hat mit Google Domains den ersten Schritt ins Domainhosting gewagt. Wie der neue Dienst funktioniert, was Google sich damit verspricht und ob Google Domains möglicherweise andere Unternehmen gefährdet, erzählt uns Stephan Hauf, Inhaber und Geschäftsführer von yellowIP.com und Principal Consultant bei sedo.com (dem Marktführer im Domainhandel), im Interview. Viel Spaß beim Lesen!

OnlineMarketing.de: Wie wird der neue Service von Google funktionieren?

Stephan Hauf: Google Domains, derzeit ausschließlich im Rahmen einer „Invite-Only“ Beta verfügbar, ist ein neuer Service, der Google bei seiner Zielsetzung unterstützt, in immer mehr Wertschöpfungsfelder vorzudringen und auf diesem Weg sowohl integrierter als auch natürlich „unverzichtbarer“ Dienstleister zu werden. Die Zielgruppe sind m.E. Privatleute und SOHOs. USPs: Easy to use, vollintegriert (in die Google-Welt), günstig zum Beispiel durch kostenlose private-registration (Inhaberdaten-Anonymisierung). Domains boomen derzeit, da die Einführung neuer Endungen (new GTLDs, also neue beschreibende Endungen wie .web, .shop, .club, .guru) zu einer millionenfachen Neu-Registrierung von Domains führt. Google selbst hat eine beträchtliche Anzahl newTLDs beantragt und geht demnach einen logischen und sinnvollen Schritt, wenn sie nun auch selbst Registrar werden.

Stimmen Sie den Berichten von Google zu, dass die Mehrheit der Kleinunternehmen keine eigene Website besitzt? Warum ist das so?

Es gibt viele Unternehmen die auch heute noch nicht „online“ sind, zumindest nicht mit einer professionellen eigenen Internetpräsenz. Das erklärt sich allerdings auch von selbst: Der Dachdeckermeisterbetrieb, der neben dem Inhaber zwei Gesellen und einen Lehrling beschäftigt – im wahrsten Sinne des Wortes – hat höchstwahrscheinlich keinen gesteigerten Bedarf an einer Website und darüberhinaus vor allem keine Kapazitäten, diese aufzubauen und zu pflegen. Das führt zum bekannten Bild, wie es jeder schon einmal wahrgenommen hat, der auf der Suche nach einem Handwerker, Dienstleister oder ähnlichem in seiner Nähe war. Jetzt kommen wir zum eigentlichen Knackpunkt: Daran wird auch Google Domains nichts ändern. Denn es ist ja nicht so, dass es bis dato keinerlei Angebote gab, die diese Zielgruppe im Blick hatten. Es scheitert vielmehr an obenstehenden Gründen, dass neben der (vermeintlichen) Vernachlässigbarkeit in erster Linie ein Ressourcenproblem der Haupthinderungsgrund ist, warum ein ganzer Wirtschaftszweig nach wie vor vergleichsweise „abgekoppelt“ erscheint. Und das ist die Situation in Deutschland, einem Land mit vergleichsweise breiter Netzabdeckung und das Gefälle, beispielsweise in Richtung Südeuropa, ist geradezu dramatisch. Hier besteht definitiv Nachholbedarf; allerdings bezweifle ich, auch wenn Google hier ein recht einfaches Paket geschnürt haben mag, dass dies ausgerechnet in dieser Zielgruppe den Nagel auf den Kopf trifft und wie eine Bombe einschlägt.

Sedo ist eines der führenden Unternehmen im Domainhandel, befürchten Sie, dass Google zukünftig ein Konkurrent werden könnte?

Sedo ist Vertreter des Sekundärmarkts im Domaingeschäft und zwar größter seiner Art. Was Google plant ist die klassische Teilnahme an der Wertschöpfung im Primärmarkt, also dem Provider-Business. Damit stellt Google sich gegen die 1&1s, Stratos und United-Domains auf, nicht gegen Sedo. Sedo wird vielmehr daran partizipieren, dass einfach immer mehr Domains in Umlauf kommen und diese dann und wann auch mal den Besitzer wechseln. Da spielt Sedo’s Kompetenz und Marktmacht wieder eine Rolle. Google Domains positioniert sich also im Massenmarkt, im günstigen Hosting-Business für Privatleute und Klein(st)unternehmen. Sedo braucht m.E. diese „Konkurrenz“ nicht zu fürchten, da sie keine wirkliche darstellt. Auch wir, mit unserer neuen Unternehmung, der DNTRUST GmbH, sehen als ein fokussierter Registrar und Lösungsanbieter für Corporate Clients, also mittelständische und große Unternehmen, dieser Initiative von Google gelassen entgegen, da wir weder einen Massenmarkt bedienen noch über den Preis agieren. Für Google ist es ein sinnvoller und logischer Schritt in einem aktuell expansiven Marktumfeld. Ob und inwieweit hier ein Verdrängungswettbewerb überhaupt stattfindet oder ob die Zunahme der Registrierungen an sich schon einen „neuen“ Marktteilnehmer rechtfertigt, wird sich mittelfristig zeigen.

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