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Social Media Marketing
Facebook Watch – müssen YouTube und Co. sich jetzt fürchten?

Facebook Watch – müssen YouTube und Co. sich jetzt fürchten?

Tina Bauer | 11.08.17

Facebook macht mit Watch ernst und streckt seine Fühler gen TV weiter aus.

Mit Watch will Facebook Anbietern wie YouTube, Streamingdiensten und gar dem TV einiges an Wasser ablaufen. So sollen User künftig exklusiv für die Plattform produzierte TV-Shows von Publishern, Celebrities und Content Kreatoren streamen können. Wie groß ist die Gefahr für YouTube und Co. dabei wirklich?

Facebook Watch – Ausbau des Broadcastings auf dem Sozialen Netzwerk

Facebook hatte bereits im letzten Jahr einen Videobereich auf der Plattform eingeführt, auf dem User Videos sehen konnten, die von Freunden oder abonnierten Seiten empfohlen wurden. Bei Facebook Watch, das seit gestern in den USA verfügbar ist und in der kommenden Zeit in weiteren Ländern freigeschaltet werden soll, ist das Angebot an Videos deutlich größer – und personalisierter. So zählen neben den Empfehlungen von Freunden und Seiten nun auch folgende Faktoren

  • Über welchen Content reden meine Freunde?
  • Worüber haben sie gelacht? (Shows, bei denen häufig die lachende Emoji-Reaktion geklickt wird)

Dabei wird es bislang zwei unterschiedliche Formate geben: Kurze Serien mit einer Episodenlänge zwischen fünf und 15 Minuten, sowie Sendungen in TV-Manier mit einer Länge von 30 Minuten. Letztere sollen jedoch erst Ende des Jahres eingeführt werden. Facebook will neben Daily Shows und Serien auch Live Events exklusiv streamen, wie etwa wöchentlich jeweils ein Spiel der Major League Baseball.

Ein weiterer Player auf dem boomenden Markt

Der Streaming-Markt boomt, das hat auch Facebook lange erkannt. Doch wie steht es um die großen Streamingdienste wie Netflix und Co., wenn Facebook nun mitmischt? Dem größten Sozialen Netzwerk ist es bereits gelungen, Snapchat weiter und weiter zu ruinieren – ob Facebook sich auch als Plattform für Video Content durchsetzt? Bislang haben die großen Player jedenfalls nichts zu befürchten, auch wenn Watch ziemlich große Ähnlichkeiten zu YouTube aufweist und Facebook durch das Voranstellen von Videoinhalten im Newsfeed schnell virale Inhalte aufbauen kann. Der große Vorteil allerdings, den Watch gegenüber YouTube haben könnte, ist dass User sich mit ihren Freunden verbinden und gemeinsam Videos konsumieren könnten. So äußerte sich Mark Zuckerberg in einem Post auf Facebook wie folgt: „Watching a show doesn’t have to be passive. It can be a chance to share an experience and bring people together who care about the same things”. Bei Watch geht es in erster Linie also darum, dass Freunde und Bekannte dieselben Shows sehen und sich so Gruppen um die verschiedenen Shows bilden.

In naher Zukunft wird dies vermutlich nicht zur Bedrohung für YouTube. Da Watch in der Facebook App über einen Extratab zu finden ist und User Sozialer Netzwerke in aller Regel lieber ihre Zeit im Haupt-Feed verbringen, ist nicht davon auszugehen, dass Watch das nächste Zugpferd wird. Es ist auch eher unwahrscheinlich, dass Menschen in naher Zukunft an Facebook statt an YouTube denken, wenn sie Videos anschauen wollen, gibt Will Oremus auf Slate zu bedenken.

Wer sich hingegen schon Sorgen machen sollte, ist Twitter. Das Netzwerk hat seit Langem Schwierigkeiten, sich in Sachen Werbegelder gegen Google und Facebook zu behaupten, verfügt es weder über ähnliche Userzahlen noch über die vielfältigen Daten, die Facebook und Google generieren können. Entsprechend können die Ad Formate Twitters beiden Playern nicht das Wasser reichen. Dennoch hat Twitter sich als Second Screen für viele TV-Shows etabliert, der von Usern genutzt wird, um Fernsehsendungen in Real-Time zu kommentieren und mit anderen Zuschauern in Interaktion zu treten. Dies könnte sich durchaus ändern, wenn es Facebook mit Watch gelingt, User auf der eigenen Plattform zu halten und sie dazu zu bringen, dort hohes Engagement zu erzeugen. Doch bis Facebook soweit ist, könnte es noch einige Zeit dauern. Doch schlägt das Zuckerberg-Netzwerk in eine weitere Kerbe Twitters: Das Live Broadcasting. Twitter investiert durch die Integration Periscopes jüngst viel in Live Video und überträgt bereits Sportveranstaltungen auf der Plattform.

Erfolgsformate anderer Netzwerke sind bald auch bei Facebook zu finden

Das ist der Vorteil der schier riesigen Anzahl an Usern, über die Facebook verfügt: Sobald kleinere Mitbewerber gute Formate entwickeln, schaut Facebook sich die Adaption der User kurze Zeit mit an und bringt ähnliche Features auf die eigenen Plattformen, auf der sich weit mehr Nutzer aufhalten. Twitter jedenfalls hat dem Zuckerberg-Netzwerk in der Vergangenheit bereits viele Vorlagen für erfolgreiche Funktionen gegeben, die schamlos kopiert wurden und schnell Einsatz fanden. Hashtags? Kommen von Twitter. Live Video? Twitter war vor Facebook am Start. Follower? ein Twitter-Modell. Und nun geht es offensichtlich dem TV-Publikum an den Kragen, das Twitter als Sprachrohr nutzt.

Facebook schlägt immer neue Wege ein, um User auf der Plattform zu halten und anderen Netzwerken ihr Publikum abzugraben. So setzt das Netzwerk gerade alles daran, als ernstzunehmender Player auf dem TV-Markt mitzumischen und versucht zunehmend Marken davon zu überzeugen, TV-Werbung für Facebook optimiert auch auf der Plattform zu schalten und hat Advertisern hierfür extra einen Report zur Verfügung gestellt. TV ist also das nächste große Ding, das Facebook angeht und es ist denkbar, dass das Konzept aufgeht. Zwar will man vorrangig User Generated Content voranstellen, doch etabliert sich Watch als Erfolgsformat, könnten mehr und mehr Shows eigens für diesen Kanal produziert und Werbebudgets für Bewegtbild weiter hierhin verlagert werden. Somit sollten kleinere Netzwerke sich schon einmal warm anziehen.

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