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Social Media Marketing
Die F8 2019: Zuckerbergs große Kehrtwende

Die F8 2019: Zuckerbergs große Kehrtwende

Ein Gastbeitrag von Torsten Oppermann | 01.05.19

Back to basic: Nach skandalgeprägten Jahren gibt Facebook auf der Konferenz den größten Richtungswechsel seit seiner Gründung bekannt.

Die F8-Konferenz von Facebook fand am 30. April und 1. Mai 2019 wieder im McEnery
Convention Center im kalifornischen San José statt. 2007 als achtstündiger Facebook-
Hackathon gestartet, ist die F8 heute ein zweitägiger globaler Event für Entwickler, Designer,
Marken und Innovatoren, die sich über die Facebook-Technologien und Netzwerke
informieren wollen. Mark Zuckerberg gibt in seiner Keynote fast jedes Jahr Einblicke in die
Pläne des Internet-Riesen und in die Innovationen der Facebook App-Familie mit Facebook,
WhatsApp, Instagram, Facebook-Messenger und der Datenbrille Oculus.

Schon im Vorfeld waren viele Analysten erstaunt darüber, dass Datenskandale wie
Cambridge Analytica sich nicht auf Facebooks Geschäft ausgewirkt haben – Umsatz und
Nutzerzahlen sind im ersten Quartal 2019 wieder gestiegen. Dennoch sind die
Datenprobleme nicht spurlos an dem Internet-Riesen vorbeigegangen. Denn: Die
Privatsphäre war bei Facebooks zehnter F8 dass allumfassende Thema.

Die private Zukunft

Auf der diesjährigen F8 kündigte Mark Zuckerberg den wohl größten Richtungswechsel seit
der Gründung an. Die gesamte Unternehmung wird darauf getrimmt, die Privatsphäre und
Sicherheit von nun an immer an die erste Stelle zu setzen. Produktübergreifend und global
von der Infrastruktur bis zur App wird jeder Bereich revidiert und umgekrempelt. Und das ist
gut so. Dabei setzt Zuckerberg auf sechs Prinzipien:

  • Private Interaktionen
  • Verschlüsselung
  • Verkürzte Datenhaltung (Speicherung)
  • Sicherheit
  • Interoperabilität
  • Sichere Datenspeicher

Diese sechs Prinzipien werden zum Leitbild der „The future is private."-Initiative des
Facebook-Konzerns.

Facebook hat seinen News Feed komplett neu designt, aufgeräumter und mit neuen Menü-Anordnungen.

Nachdem das Unternehmen in den vergangenen Jahren die Plattformen primär als
„öffentliche Marktplätze“ gebaut hat, geht es nun darum, den Fokus auf private
Konversationen und Gruppen in geschützten Räumen zu legen. Das wird auch Zeit. Die
echten und vermeintlichen Skandale des Medienkonzerns um Mark Zuckerberg nahmen
Überhand. Da ist es folgerichtig und auch klug, alle Bereiche zu überprüfen und an die neue
Devise anzupassen.

Die Zweiteilung des Lebens

Die Kernbotschaft dieser F8 war so klar, laut und deutlich wie schon lange nicht mehr. Eine
echte Kehrtwende mit Ansage. An die neuen Werte haben sich auch externe Entwickler zu
halten. Sie müssen nun nach den neuen Bedingungen agieren. Das wird nicht allen leicht
fallen, aber meines Erachtens dabei helfen, Facebooks Ruf in der Welt stark aufzuwerten.
Zuckerbergs Idee stellt auf eine Zweiteilung des Lebens ab: „Im Leben gibt es öffentliche
Räume wie den Marktplatz und private Räume wie unsere Wohnzimmer – in unserem
digitalen Leben brauchen wir auch öffentliche und private Räume.“ In den letzten 15 Jahren
seien Facebook und Instagram zu „digitalen öffentlichen Marktplätzen“ geworden, in der
größere Communities interagieren. Doch heute wollten die Menschen auch sichere, private
digitale Kommunikationsräume, mit zusätzlichen Instrumenten für private Zahlungen und
Handel. Geschlossene Gruppen mit ihren Kommunikationsmöglichkeiten seien der am
schnellsten wachsende Bereich der Online-Kommunikation.

Facebook setzt auf ein neues Feature für private Gruppen, in denen die Nutzer sicher interagieren können.

Das Netzwerk – sozial, sicher, schnell

Das private Social Network soll die Kommunikation sicher verschlüsseln, geschlossene Social-
Features enthalten und über alle Plattformen nutzbar sein. Und genau das passiert gerade
mit dem Facebook-Messenger, Instagram und WhatsApp: Wir können bald endlich
Plattform-übergreifend miteinander kommunizieren. Verschlüsselt. Sicher. Schnell.
Während viele sich im Vorfeld darüber aufgeregt haben, finde ich das wirklich sinnvoll. Denn
warum soll ich für verschiedene Kontakte verschiedene Plattformen nutzen, wenn diese alle
aus dem gleichen Haus kommen? Mir persönlich sind die Features und Benefits auch
wichtiger als die Plattformen. Und hier vor allem die Verschlüsselung und Geschwindigkeit.
Das wird nun mit der neuesten Iteration des Messengers plattformübergreifend
sichergestellt.

Auch die Lightspeed-Initiative begeistert mich: Während viele Apps ohne Grund immer
größer und langsamer werden, besinnt sich Facebook auf seine ursprünglichen F8-
Hackerqualitäten und will den Messenger kleiner (unter 30MB) und schneller (Kaltstart in 1.3 Sekunden) machen. Das erfreut mein Techie-Herz. Die heutigen aufgeblasenen Apps ohne Codeoptimierungen ärgern mich nämlich schon lange.

Sicherheit statt wilder Westen

Natürlich gab es weitere Ankündigungen zu WhatsApp und Instagram, und auch eine
Generalüberholung der Facebook-App wurde am 30. April in den USA (und später im Rest
der Welt) veröffentlicht. Aber die bedeutendste Änderung bleibt für mich die Kraft, mit der
Mark Zuckerberg seine Unternehmung in die Zukunft bringen will. In eine Zukunft ohne
Daten- und Hackerskandale. Das wird ein harter Weg, wie er selbst zugibt, aber auch der
einzig richtige Weg aus meiner Sicht. Die neue Strategie dürfte auch zuträglich sein für das
Werbegeschäft, denn Marken wollen auf sicheren Plattformen werben – und nicht im wilden
Westen.

Auf der Hardwareseite gefielen mir besonders die Ankündigungen, dass das Videotelefonie-
Gerät „Portal“ mit WhatsApp-Support im Herbst 2019 nach Europa kommt. Und die
Datenbrille „Oculus Quest“, das Stand-Alone Virtual Reality-Device, wird am 21. Mai global
veröffentlicht.

Übrigens: Alle Teilnehmer der F8 erhalten kostenlos eine Oculus Quest im Wert von 399 US-
Dollar. So werden Entwickler ganz nebenbei an neue Plattformen herangeführt. Dieser
Schachzug ist clever und zeigt: Trotz aller Kompromissbereitschaft ist und bleibt Mark
Zuckerberg mit Facebook auf Kurs. Auch die neue Privat-Strategie des Unternehmens hat in
meinen Augen das Zeug dazu, das Vertrauen der Nutzer zurückzugewinnen. Und damit
letztlich das Facebook-Imperium zu stärken.

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