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d3con 2015: Wie sollte die Branche mit Adblockern umgehen?
Teilnehmer des Adblock Panels auf der d3con 2015

d3con 2015: Wie sollte die Branche mit Adblockern umgehen?

Farschid Eshaghmohammadi | 19.03.15

Sind Adblock-Nutzer "Asoziale" oder eine kleine Zielgruppe, die von einigen Werbeformaten genervt, aber offen für andere ist? 6 Experten diskutierten auf der d3con.

„AdBlock Plus Nutzer seien Asoziale in dieser Gesellschaft“, sagte Matthias Ehrlich (BVDW) und gab damit den allgemeinen Tenor dieses sehr interessanten Panels vor. Sechs Experten, darunter Till Faida, CEO der Eyeo GmbH, nahmen sich auf der d3con eine Stunde die Zeit um zu diskutieren, wie mit Adblocker Software umgegangen werden solle.

Adblocker sind Browser Addons, welche „für ein Web ohne nervige Werbung“ sorgen, indem sie Werbung blockieren. Das meist genutzte Browser Addon „AdBlock Plus“ wurde über 300 Millionen Mal heruntergeladen und ist damit den Seitenbetreibern der größte Dorn im Auge, da durch den Einsatz Werbeeinnahmen verloren gehen.

Dino Bongartz betonte, dass sich kleine Webseiten-Betreiber durch die fehlenden Werbeeinahmen (bis zu 30 Prozent) kaum noch finanzieren können. Der Nutzer würde im Endeffekt also verlieren, weil durch die fehlenden Werbeeinnahmen auch weniger Inhalte produziert werden würden.

Das ist Schutzgeld-Erpressung – Matthias Ehrlich

Die Eyeo GmbH, Betreiber von AdBlock Plus, löste 2013 eine hitzige Diskussion aus. Sie ermöglichte Unternehmen mit dem „Acceptable-Ad-Program“ die Aufnahme in eine Whitelist und somit die erneute Ansprache von AdBlock Plus Usern mit Werbung. Diese Werbeformate müssen Anforderungen entsprechen, die AdBlock Plus in Zusammenarbeit mit ihren Usern erstellt haben. AdBlock Plus versuchte es somit nach eigener Aussage Webseiten-Betreiber wieder zu ermöglichen, die verlorenen 30 Prozent Werbeeinnahmen zurückzugewinnen und die entstandene Lücke zu schließen.

Dieses Vorgehen wurde von Andreas Lenz (t3n) bestätigt. Das t3n Magazin habe sich whitelisten lassen und gleichzeitig mit ihren Usern über das Thema gesprochen. Dies habe dazu geführt, dass die Umsätze wieder reinkamen. Die folgende Reaktion war typisch für die allgemeine Grundhaltung der Zuhörer und der Experten – die Frage nach den Kosten für das Whitelisting wurde umgehend gestellt. Hintergrund ist ein Bericht aus dem Jahr 2014, nach dem die Eyeo GmbH 30 Millionen US-Dollar erhalten haben soll, um die Werbung von US Unternehmen nicht mehr auszublenden.

Die Antwort von Andreas Lenz,  eine einfache Email an AdBlock Plus würde für das Whitelisting ausreichen, schien nicht auf offene Ohren zu stoßen. Bei weniger Ablehnung gegenüber AdBlock Plus hätte dies der Startschuss für eine konstruktive Auseinandersetzung werden können, jedoch kam es nicht dazu.

Matthias Ehrlich hält es nicht für notwendig mit Eyeo zusammen zu arbeiten, da dies seiner Meinung nach „Mafia-Methoden“ wären. Er malte das Bild des netten und charmanten Mafia-Bosses für die Zuhörer. Der, der im Gespräch noch so sympathisch herüberkam und im nächsten Moment seine Schlägertruppen seine wahre Intention überbringen lässt.

Der Mafia-Boss Till Faida sieht sich aber natürlich nicht als Hauptschuldigen, sondern die Unzufriedenheit der Internetuser mit den angebotenen Werbeformaten. Die Nutzer würden durch die Downloadzahlen ein klares Statement abgeben, dass die aktuellen Werbeformate sie nicht ansprechen und eher nerven würden.

Der Nutzer entscheidet, ob die Kampagne gut war – Björn Kaspring

Die Zusammenarbeit mit AdBlock Plus wollen die Verbände jedoch vermeiden, weil sie die Meinung von Nicht-Experten als nicht relevant einstufen. Der Markt würde sich schon selber darum kümmern bessere Werbeformate zu erstellen und den Usern zu präsentieren. Leider wurde dabei jedoch vergessen zu erörtern, warum das Addon dennoch über 300 Millionen Mal heruntergeladen wurde und aus welcher Motivation diese User ein werbefreies Internet haben wollen.

Der Markt hätte sich ja auch eigenständig um die nervigen Pop-Ups gekümmert. Interessanterweise wurde dabei verschwiegen, dass die meisten Browser in der Standard-Einstellung mittlerweile selber Pop-Ups blocken und es davor auch Pop-Up Blocker als Browser-Addons gab.

Ob nun die Pop-Up Blocker oder der Markt damals für die Regulierung gesorgt haben, ist mittlerweile irrelevant, aber es gibt bestimmt keinen Internetuser, der nicht über diese Entwicklung froh war.

Das erinnert an Napster – Dino Bongartz

Die Diskussionsrunde verlor sich leider immer wieder in Anfeindungen, so dass Andreas Lenz zwischenzeitlich den Sinn der Diskussion hinterfragte. Ebenfalls wurden Lösungsvorschläge und Erfahrungsberichte hinsichtlich der Zusammenarbeit mit dem Endkunden und Adblock Plus ignoriert, wodurch das Ausbleiben eines Lösungsansatzes merklich wurde.

Die ganze Geschichte erinnere stark an den Zwist zwischen Napster und der Musikbranche sagt Dino Bongartz. Damals entstand ein Kampf zwischen Napster und der Musikbranche und eine Klage nach der anderen kam auf Napster zu, weil ihnen vorgeworfen wurde Inhalte kostenlos zur Verfügung zu stellen, die per Copyright geschützt sind.

Den Napster Usern wurde damals ebenfalls vorgeworfen nicht bereit zu sein, für Musik zu zahlen und es wurde verpasst, den Kontakt mit diesen Nutzern aufzunehmen. Eine mögliche Erklärung über den Grund des Verhaltens der Nutzer könnte der spätere Erfolg von iTunes und Spotify sein. Eventuell wollte der Nutzer schon für Musik zahlen, war aber frustriert von den limitierten Möglichkeiten Musik auf dem Computer schnell und problemlos zu speichern. Diesmal bleibt nur zu 19hoffen, dass die Parteien aus dieser Geschichte lernen und ein gemeinsames Produkt entwickeln, welches zufriedenstellend für den Endnutzer funktioniert.

Das Adblocker Panel auf der d3con 2015:

Till Faida, Adblock Plus, im Interview auf der d3con 2015:

Sascha Pallenberg, Mobilegeeks.de, im Interview auf der d3con 2015:

Kommentare aus der Community

AlexD am 19.03.2015 um 12:10 Uhr

Wie sinnvoll ist es denn, welchen Nutzen hat es, jemandem auf Teufel komm raus Werbung auszuliefern, wenn er sich mit dem Adblock offensichtlich dagegen entschieden hat?
Da wird viel Geld und Zeit investiert, um den Adblock zu umgehen, und mich interessiert, warum. Mit welchem Ziel?
Wird wirklich geglaubt, dass Adblock-User auf Werbung positiv reagieren? Womöglich doch draufklicken und gar die ConversionRate – wie immer diese für den einzeilnen Werbetreibenden definiert ist – erhöhen?? Lohnt sich das? Welche „Bekehrungsquote“ wird hier erwartet? (Stichwort ROI)
Sind Adblock-User tatsächlich so eine vielversprechende Zielgruppe?
– Dies sind btw keine rhetorischen Fragen…

Antworten
Marco am 19.03.2015 um 15:03 Uhr

Hallo AlexD,
als normaler Internet-User sind deine Fragen völlig berechtigt und würden klar beantwortet werden können.
Nun stell dir aber mal vor, das die Seiten, die Werbung ausliefern, gar nicht nach Klick-Erfolg o.ä. bezahlt werden, sondern einfach pro Tausend Auslieferungen eines Banners ein paar Euro bekommen.
Nun fehlen diese tausenden von wahllos platzierten Bannern (teilwesie sind sie gar nicht wahrnehmbar weil unten auf der Seite, wo kaum einer hinsurft).
Die Werbetreibenden, die per Tausender-Kontakt-Preis (TKP, CPM) Banner auf Seiten einbuchen wollen das Internet nicht so richtig verstehen. Die TKP-Denke kommt aus alter Werbeplanung für TV, Zeitschriften, Plakaten usw. Und als im Internet in den 90ern geworben werden sollte, war es ganz toll, auch da einen TKP zu haben. Schon war die Agentur mit der Werbeplanung durch. Und viele haben es bis heute nicht angepaßt. Und von diesen Spätzündern lebt eine ganze Industrie ganz gut – u.a. die Content-Anbieter wie Spinger & Ko.
Hoffe es hilft dieses Thema besser zu verstehen.

Antworten
AlexD am 20.03.2015 um 12:18 Uhr

Vielen Dank für die Antwort Marco.
Da ich etwas Einblick in die Materie Media und Online-Marketing habe, kann ich mir so schlecht vorstellen, dass jemand für pure Einblendungen/Impressions zahlt…

Antworten
Tanja am 19.03.2015 um 11:54 Uhr

Es wird sich darüber beschwert, dass die Leute für nix bezahlen wollen, aber genauso meinen die Werbetreibenden die User müssten alles konsumieren, was ihnen regelrecht um die Ohren geschlagen wird. Im Laden würde man doch auch nicht auf die Idee kommen und dem Kunden Angebote vors Gesicht pressen und ihn vollquatschen ob er will oder nicht. Bloss im Internet da soll ich mich bombadieren lassen, bei manchen Pop-Ups funktioniert es nicht mal, dass der Beitrag geschlossen wird – klickt man auf „Schliessen“, geht ein neues Fenster auf. Eine Frechheit sowas.

Ich habe noch nie auf eine derart aufdringliche Werbung geklickt, das Unternehmen, das so wirbt, erscheint mir eher negativ. Was soll das also bringen?

Antworten
Martin Bahls am 19.03.2015 um 11:01 Uhr

Gut zu wissen, dass mein Kommentar also nicht übers Ziel hinausgeschossen ist, sondern anscheinend mehr als angebracht war: http://blog.100partnerprogramme.de/2015/03/11/schwarzfahrer-asozial-verbieten-lassen-adblock-plus/

Was der Herr Ehrlich da von sich gibt, ist ohne Worte. Ob ausgerechnet jemand derartig undiplomatisches Verbandsvorstand sein muss, wage ich zu bezweifeln…..

Antworten
Atilla Wohllebe am 20.03.2015 um 16:25 Uhr

Hallo Martin,

persönlich kann ich deine Auffassung sehr gut nachvollziehen und vertrete sie soweit auch. Besonders interessant werden die Ausfälle von Matthias Ehrlich , wenn man sich die Anmerkung eines anderen Teilnehmers des Panels auf der d3con ansieht:

Er sei froh, dass mit AdBlock Plus wenigstens jemand den Markt dominiere, mit dem man noch reden könne, der sich solchen Diskussionen und den Fragen wenigstens stelle.

Zwar sehe ich durchaus die Problematiken, die AdBlocker gerade für Publisher nunmal mit sich bringen, und bin als Teil von OnlineMarketing.de sicherlich mittelbar ebenfalls davon betroffen, doch muss ich persönlich auch einfach anerkennen, dass es sich um ein nach aktueller Rechtsauslegung legales (jedenfalls nicht illegales) Geschäftsmodell handelt – ob mir ganz persönlich das ganze nun passt oder nicht, kann dabei meiner Auffassung nach nicht maßgeblich sein.

Viele Grüße
Atilla

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