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Social Media Marketing
Agentur-Gründer mit 15 Jahren: Wie Charles Bahr das Influencer Marketing besser machen will
Charles Bahr, Gründer von Tubeconnect Media, © Lukas Bonny

Agentur-Gründer mit 15 Jahren: Wie Charles Bahr das Influencer Marketing besser machen will

Anton Priebe | 25.10.17

Charles Bahr berät Kunden und realisiert Werbung für die Generation Z. Die Mitarbeiter seines 10-köpfigen Unternehmens sind selbst größtenteils noch Schüler.

Charles Bahr ist wohl einer der jüngsten Gründer Deutschlands. Im Alter von 11 Jahren war er zunächst als YouTube-Creator aktiv (seinem Kanal folgen aktuell 1.300 Abonennten), doch schnell hat Charles gemerkt, wie viel Potential in YouTube & Co. steckt. Unter dem Dach von tubeconnect media betreibt der 15-Jährige heute die Marken youngfluencers und tubeconnect. Mit seiner Agentur berät Charles Unternehmen im Social Media Marketing. Darüber hinaus tourt er auf Konferenzen, teilt dort seine Erfahrungen und setzt sich für klare Kennzeichnungsregeln im Influencer Marketing ein.

Nachdem wir Charles auf der Bühne des Online-Karrieretag gesehen haben, war für uns klar, dass wir mehr wissen wollen. Im Folgenden verrät er euch daher, was tubeconnect konkret anbietet, wie er auf die Idee gekommen ist zu gründen und welche Rolle sein Alter dabei spielt.

Interview mit Charles Bahr, Gründer von tubeconnect media

OnlineMarketing.de: Wie bist du darauf gekommen, in deinen noch recht jungen Jahren eine eigene Agentur zu gründen? Wie bist du überhaupt auf das Thema Influencer Marketing aufmerksam geworden?

Charles Bahr: Ich sah bereits seit Jahren das Problem, dass Werbung, die konkret auf mich abgestimmt war, nicht besonders effektiv war und mich nicht angesprochen hat. Grundlegend habe ich mich allerdings bereits seit Jahren mit YouTube und sozialen Medien beschäftigt, so dass es mir nicht sonderlich schwer fiel, in den reinen Themenbereich einzusteigen. Als ich anfing, mich auch hinter „den Kulissen von YouTube“ für die Plattform zu interessieren und mich auch mit z. B. Multi-Channel-Networks beschäftigte, kam das stetige Wachstum von Influencer Marketing und der damit verbundene Hype – die richtige Idee zum richtigen Zeitpunkt, würde ich sagen.

Was bietet ihr euren Kunden an? Wie könnt ihr denen helfen?

Wir bieten Kunden an, sie in der zielgenauen und optimalen Erreichung der Generation Z zu unterstützen. Das machen wir grundsätzlich mit den Themenbereichen Beratung, worunter unter anderem Workshops fallen, bei denen wir Unternehmen die aktuell relevanten sozialen Netzwerke und die Denkweise der jungen Generation näher bringen. Oder in Form von „Research“, wo wir Feedback-Runden mit Menschen aus meinem Alter veranstalten und diese dann Rückmeldung zu der Marke oder den Produkten des Kunden geben können.

Bei dem zweiten Bereich handelt es sich um die Umsetzung, wo wir konkrete Unterstützung bei der vorhandenen Kampagne oder neuen Werbemitteln geben, wie beispielsweise die Schaltung von Snapchat Ads oder die Abwicklung von Influencer Marketing Kampagnen.

Mit 15 Jahren schon in der Business-Welt, © Lukas Bonny

Inwiefern spielt hier auch dein Alter eine Rolle? Hilft dir das im Berufsleben?

Grundsätzlich sehe ich mein Alter eher als Möglichkeit denn als Risiko. Ich versuche damit, Vorurteile zu besiegen und zu zeigen, dass das Alter ab einem gewissen Punkt nur sehr wenig darüber aussagt, wie bereit man ist, Ziele zu erreichen oder eine eigene Idee zu verwirklichen. Natürlich hat uns das – als eine coole Truppe in einem gefragten Thema – schon sehr viele Chancen verschafft und wir wurden bei Kunden und Agenturen eingeladen, von denen ich es mir nie erträumt hätte…

Wie viele Kunden habt ihr zurzeit? Und sind die ebenfalls eher jünger?

Aktuell arbeiten wir an verschiedenen Kampagnen, wobei viele natürlich – wie es immer im Agentur-Business ist – eventuell nicht zustande kommen oder eine ziemlich große Vorlaufzeit besitzen. Ein cooler Case ist unsere Unterstützung in Beratung und Influencer Marketing für eine Challenge der App „Yeay“, wo wir besonders durch unsere vielseitige Zielgruppennähe punkten konnten. Aber nein, besonders jung sind unsere Kunden nicht – teilweise traditionelle Marken oder eben Startups, die Unterstützung in diesen Bereichen oft schon sehr gut gebrauchen können.


Einblicke in die ersten Arbeitstage im neuen Office findest du auf YouTube:


Wie funktioniert das eigentlich rechtlich mit dem Gründen, du bist ja noch nicht volljährig?

Es war und ist immer wieder super schwer, da eine rechtliche vollkommen einwandfreie Lösung zu finden und wir arbeiten auch stetig daran, das zu prüfen und zu optimieren. Aktuell hält Rosa, unsere Geschäftsführerin, die Anteile des Unternehmens, bis ich 18 Jahre alt bin. Offiziell bin ich rein Praktikant ohne festgelegte Arbeitszeiten – genauso sieht es auch bei einem Großteil unseres Teams aus. Wir arbeiten aber natürlich auch immer noch daran, diesen Teil rechtssicherer zu optimieren.

Wie viele Mitarbeiter hat tubeconnect media? Sind das Schüler so wie du?

Wir sind aktuell ein Team aus 10 Leuten, größtenteils Schüler in meinem Alter, genau. Ich versuche stetig, die Leute zu finden, die in ihrem Teilgebiet talentiert sind und gleichzeitig Teil von etwas Großem werden wollen – so setzt sich unser Team eben aus Developern, Designern, Projektmanagern, Kreativen und Organisationstalenten zusammen. Dennoch haben wir natürlich auch eine Verantwortung gegenüber unseren Kunden, so dass ich auch sehr genau darauf achte, dass niemand mit seinem Aufgabenbereich überfordert ist oder einfach zu viel zutun hat, wodurch dann ja Sachen liegen bleiben würden. Die Kunst liegt darin, die Ressourcen gut einzuteilen und gleichzeitig jeden in seinen Fähigkeiten zu fördern.

Charles Bahr auf dem Online-Karrieretag 2017 (2. von rechts)

Du bist zudem auf Konferenzen unterwegs und hältst Vorträge zum Thema Werbung in Social Media. Dabei geht es auch um Kennzeichnungspflicht. Wie beurteilst du das Thema Schleichwerbung, das immer wieder im Influencer Marketing aufkommt? Was rätst du Kunden?

Für mich ist die Kennzeichnung von Werbung auf sozialen Medien ein großes Stichwort. Wir versuchen immer, auf der rechtlich einwandfreien Seite zu bleiben und sind dazu auch unter anderem mit den Medienanstalten im Austausch, um Produktplatzierungen sicher und transparent zu gestalten.

Grundsätzlich führen wir mit Kunden nur gekennzeichnete Kooperationen durch – auch wenn in einigen Fällen mal der Wunsch kommt, lieber nicht zu kennzeichnen. Das ist für uns jedoch ausgeschlossen, wir wollen uns nicht in einen strafrechtlich relevanten Bereich begeben und genauso wenig die Authentizität und Glaubwürdigkeit der teilnehmenden Influencer durch weniger transparente Werbung aufs Spiel setzen.

Wohin soll es mit tubeconnect media noch gehen? Was sind eure Ziele?

Natürlich haben wir ambitionierte Ziele, allerdings genauso auch realistische Pläne, wie wir diese umsetzen werden. In den kommenden Wochen wird eine Beteiligung bekannt gegeben, die uns Expertise zur Verfügung stellt und unsere aktuellen Möglichkeiten, Strukturen und Ressourcen noch einmal um ein Vielfaches erweitern wird.

Mein Ziel ist es nicht, morgen viel zu erreichen, sondern mich nachhaltig und auf lange Sicht hin im Agentur-Business durchzusetzen. Für mich zählt nicht, wie viel ich diese Woche erreiche, sondern wo ich in zwei, fünf oder zehn Jahren stehe und was ich dann erreicht habe. Ich kann mich dennoch glücklich schätzen, ein sehr motiviertes und in seinem Themengebiet bereits „erfahrenes“ Team an meiner Seite zu haben und somit Projekte in Angriff nehmen kann, die ich alleine niemals bewältigt hätte.

Charles erklärt YouTube-Erlösmodelle auf der Tincon, © YouTube

Welche Gründertipps kannst du anderen mitgeben, die sich vielleicht noch nicht trauen so früh in die Unternehmenswelt einzusteigen?

Man muss es einfach versuchen. Ich bin mir sicher, dass man nicht überall so freundlich aufgenommen wird, aber die Meisten geben einem gerade in jungen Jahren die Chance, sich zu beweisen und halten einem einige Türen offen. Wenn man eine gute Idee hat und diese verwirklichen will, dann braucht man dazu keine 1 in Mathe oder den allerbesten Schulabschluss, sondern man muss für sich selbst Prioritäten setzen und die Motivation besitzen, auch an einem Freitagabend noch Projekte fertigzustellen oder am Sonntag um 8 statt um 12 Uhr aufzustehen.

Ich bin allerdings davon überzeugt, dass man das schaffen kann und in einem eine ganz andere Kraft zustande kommt, wenn man richtig „Bock“ darauf hat und unbedingt Prozess und Fortschritt sehen möchte.

Auf der anderen Seite sollte man allerdings auch mal ausschlafen und Pause machen, denn auch Regeneration bringt einem mehr Kraft, besonders im kreativen Bereich.

Vielen Dank für das Interview!

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