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Mobile Marketing
Apps für Händler – des einen Fluch ist des anderen Segen

Apps für Händler – des einen Fluch ist des anderen Segen

Tina Bauer | 04.03.15

Ob eine App für Retailer angebracht oder die Einbindung eine Verschwendung von Ressourcen ist, entscheidet im Zweifel der Einzelfall. Wir zeigen Argumente auf.

Apps sind sich ihrer eigenen Identität noch nicht bewusst, befinden sie sich doch gerade am Beginn einer großen Entwicklung, deren Richtung noch nicht ganz gewiss ist – und über die auch Experten uneins sind. Für die einen könnten sie noch viel umfangreicher in unser aller Leben integriert werden und Einfluss nehmen, für die anderen sind Apps einfach zu unausgereift. Denn einsam wie umzäunte Bäume an einer Strasse stehen sie nebeneinander gereiht und können ihr volles Potential nicht ausschöpfen. Analysten reiben sich die Hände, ob der Massen an Daten, die sich sammeln ließen, würden Apps mit dem Gerät oder auch nur den anderen installierten Applikationen und dem Browser interagieren. Obwohl er selbst kein Fan von Apps ist, widmet Christopher Ratcliff von Econsultancy sich den Vor- und Nachteilen einer eigenen App für Händler.

Nervend, teuer und umsatzschwach

Gründe, die gegen die Bereitstellung einer eigenen App sprechen:

  • Ressourcenverschwendung: Viele Apps erfüllen überhaupt keinen Zweck und sind nur des Trendes wegen entwickelt worden, nicht aufgrund der Funktionalität. Darüber hinaus dienen sie viel eher dem ausgereiften Multichannel-Portfolio, als dass sie für den Nutzer einen Mehrwert erzeugen könnten.
  • Zeitverschwendung: Apps sind etwa auf dem Entwicklungsstand eines Säuglings und können sich nicht mit anderen Systemen verzahnen. So kann der User weder komplikationslos kanalübergreifend arbeiten, noch können wichtige Daten erhoben werden. Retailer sollten sich daher vorerst darauf konzentrieren, ihren schon bestehenden Webseiten ein Adaptive oder Responsive Design zu verpassen, ihre Mobilseiten anzupassen oder sich wenigstens einmal mit dem Mobile First- oder Mobile Only-Ansatz auseinandersetzen.
  • Nervende Pop Ups: Auf der Online Recherche nach Produkten oder anderen Ressourcen wollen viele User nicht auf jeder zweiten Webseite einen Pop Up wegklicken müssen, der ihnen vorschlägt doch die App der Webseite zu downloaden. Besser die mobile Präsenz optimieren, statt jedem Nutzer die App schmackhaft machen zu wollen.
  • Informationen sind wichtiger als Apps: Daten und Informationen sind das Grundgerüst einer App und müssen regelmäßig gepflegt werden. Informationsmanagement ist allerdings sehr viel langweiliger und aufwändiger als das Programmieren einer App.
  • Keine Bestellmöglichkeit: Ungünstig, als Händler eine App ohne Shoppingmöglichkeit zur Verfügung zu stellen. Der User will ein ungestörtes und einwandfreies Erlebnis. Wird er von der Webseite auf die App umgeleitet, sollte diese ihm seinen Einkauf erleichtern und ihn nicht in eine Sackgasse leiten.
  • Umsatzschwäche: Zahlungspflichtige Apps machen weniger als 10 Prozent der Downloads in App Stores aus, wohingegen 76 Prozent des Umsatzes in App Sores aus In-App-Käufen stammt. Aber auch kostenfreie Apps finden keinen richtigen Absatz. Demgegenüber steht das mobile Web, das immer weiter wächst, schneller wird und inzwischen umfangreiche Forderungen an Entwickler und auch SEOs stellt. Der Handlungsbedarf ist hier dringender, als Ressourcen zur Entwicklung einer App bereitzustellen.

Beacons, ausgereifte Technologie und eine höhere Conversion Rate

Gründe, die für die Entwicklung und Bereitstellung einer eigenen App sprechen:

  • Die Konkurrenz besitzt ebenfalls eine: User, die Apps gern nutzen und sich nach einer guten Fashion App umsehen, werden bei der Konkurrenz landen und ihr all ihre Daten überlassen, solltest du keine anbieten.
  • User Präferenzen: Nutzer mobiler Geräte verbringen 14 Prozent der gesamten Zeit im mobilen Web, während sie 86 Prozent ihrer Zeit in Apps verbringen. User lieben ihre mobilen Devices und darüber hinaus lieben sie Retailer Apps, mit deren Verwendung sie mehr Zeit zubringen als in allen anderen App-Kategorien.
  • Steigerung der Conversion Rate: Einer Untersuchung von ABI Research zufolge, gaben 40 Prozent der User nach Download einer Retailer-App an, sie würden aufgrund dessen mehr Produkte bei dem Händler kaufen. 46 Prozent gaben an, sie würden den Shop über die App häufiger besuchen als zuvor und Kunden von Walmart, die im Besitz der App sind, geben etwa 40 Prozent mehr Geld aus.
  • Kommunikation ohne Umschweife: Mit Push-Mitteilungen kann man Kunden direkt über Neuheiten oder Angebote informieren. Nur nicht übertreiben, denn Apps werden eher gelöscht, als dass der User gewillt ist, sich durch sein Menu zu kämpfen, um Push-Benachrichtigungen auszuschalten.
  • Vorteilhafte Technik: Eine App kann sich die im mobilen Gerät integrierte Technologie, wie Beacons, Kamera und NFC)  zu Eigen machen, so dass der Bezahlvorgang im Geschäft einfacher und schneller vonstatten geht.
  • Verbessertes Einkaufserlebnis: Mit Beacons beispielsweise, kann der Kunde – sofern er die App installiert hat – via Push-Mitteilungen durch das Geschäft geleitet werden oder Produktinformationen direkt abrufen. Auch individuelle Sonderangebote können dem Kunden direkt im Laden zugesendet werden.
  • Mehrwert: Mit der App sollten Features bereitgestellt werden, die im mobilen Web nicht enthalten sind, damit die User auch einen Grund haben, die App zu laden. Ein Treueprogramm etwa (nach dem Motto „Kaufe zehn, erhalte das elfte gratis“) ist ein guter Anreiz und macht dem Retailer wenig Umstände.

Nun liegt die Entscheidung in euren Händen. Es gilt allerdings, sich den derzeit noch unklaren Status von Apps vor Augen zu führen und sich in erster Linie auf die Optimierung der Webseite für Mobile zu fokussieren. Erst nachdem die Umstellung erfolgt ist, lohnt es sich überhaupt abzuwägen, inwiefern eine App Sinn macht.

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