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Studie: Fachkräftemangel ist das größte Risiko für Unternehmen

Studie: Fachkräftemangel ist das größte Risiko für Unternehmen

Maja Hansen | 29.11.18

Eine Studie zeigt ein Stimmungsbild der deutschen Wirtschaft - es ist eher pessimistisch. Besonders der Fachkräftemangel stellt Firmen vor Herausforderungen.

Unternehmen werden immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Gerade dieses Jahr zählten wohl beispielsweise die Digitalisierung oder die Umsetzung der DSGVO zu diesen Erschwernissen. Doch eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Deloitte zeigt, dass insbesondere eine Schwierigkeit deutschen Vorständen die größte Sorge bereitet: der Fachkräftemangel. Dieser stelle aktuell und auch zukünftig das größte Risiko für Firmen dar. Wie wirken sich diese Personal-Engpässe auf die befragten Unternehmen aus und welche Maßnahmen werden zur Problemlösung ergriffen?

Mehr Vorstände blicken pessimistisch statt optimistisch in die Zukunft

Die 180 befragten Finanzvorstände, die der Studie von Deloitte zugrunde liegen, wurden aufgefordert, die Herausforderungen, die sie für ihr Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten sehen, zu benennen. Insgesamt werten die Befragten eine schwächere Inlandsnachfrage, steigende Lohnkosten oder geopolitische Risiken als problematische Faktoren.

Dabei sind sich über zwei Drittel der Befragten einig: Besonders der Fachkräftemangel stellt das größte Problem für die Unternehmen dar. Seit 2012, so fand die Studie heraus, blicken mehr Vorstände pessimistisch statt optimistisch in die Zukunft. Die F.A.Z. zitiert den Deloitte-Chefökonom Alexander Börsch, denn er betont: „Die Investitionsbereitschaft sinkt deutlich.“ Dabei würde sich der wirtschaftliche Ausblick generell verdüstern.

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Angst vor dem Fachkräftemangel um 14 Prozent angestiegen. Mit 65 Prozent haben über zwei Drittel aller Unternehmen Probleme, qualifizierte Beschäftigte zu finden.

Fachkräftemangel äußert sich vor allem durch höhere Recruitingkosten

Der Mangel an qualifiziertem Personal macht sich bei 74 Prozent der befragten Firmen durch höhere Kosten für die Personalgewinnung aus. Gefolgt von geringerer Produktivität, entgangenen Wachstumschancen und einem stärkeren Fokus auf Employer Branding bemerken die Firmen die Auswirkungen des Fachkräftemangels. So haben 40 Prozent der Arbeitgeber Schwierigkeiten Mitarbeiter zu finden, die über die notwendige Berufserfahrung verfügen, aber auch das passende Ausbildungsniveau und angemessenes technisches Wissen sind Mangelware unter suchenden Arbeitnehmern.

Der Fachkräftemangel macht sich bei den befragten Firmen vor allem in der Kostensteigerung für das Recruiting bemerkbar.

Technologie und IT spüren Fachkräftemangel mit Abstand am stärksten

In der Verwaltung oder im Einkauf bleibt das Recruiting laut der Untersuchung vergleichsweise einfach. Am stärksten ausgeprägt zeigt sich der Fachkräftemangel im Technologie- und dem IT-Bereich. In der Studie wird fortgeführt:

Am meisten leidet der Handel (80%), die Energie- und die Konsumgüterindustrie (73% und 70%) unter einem Mangel an Tech-Talenten. Die Automobilindustrie scheint zusätzlich noch starke Probleme zu haben, Stellen im Bereich Forschung und Entwicklung zu besetzen (69%).

Technologie und IT spüren mit 57 Prozent den Fachkräftemangel am stärksten.

Unternehmerische und politische Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel

Besonders mit einer attraktiveren Gestaltung des Arbeitsumfeldes durch Schulungen oder einer ausgeglichenen Work-Life-Balance, einem höheren Automatisierungsgrad oder befristeten Anstellungen wollen die befragten Firmen dem Fachkräftemangel begegnen.

Vor allem mit einer Optimierung des Arbeitsumfeldes wollen Unternehmen den Fachkräftemangel auffangen.

Doch die Unternehmen fordern auch politische Maßnahmen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. 72 Prozent würden höhere Investitionen in die Bildung befürworten, 60 Prozent verlangen einen Ausbau der Kinderbetreuung, um eine höhere Erwerbsbeteiligung zu ermöglichen und über die Hälfte der befragten Unternehmen schlägt eine leichtere Einwanderung für qualifizierte, nicht-europäische Fachkräfte vor.

Unternehmen fordern auch politische Maßnahmen, um personellen Engpässen entgegenzuwirken.

Bundesagentur für Arbeit meint, es gebe keinen Fachkräftemangel in Deutschland

Die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg stellte in ihrem letzten Monatsbericht fest, dass es keinen allgemeinen Fachkräftemangel geben würde. Aus 2,2 Millionen Personen, die arbeitslos sind, bestehen 1,2 Millionen aus Fachkräften und Experten. Dennoch gebe es in einigen Regionen und Branchen mit steigender Tendenz eine Personalknappheit.

Gegenüber der F.A.Z. erklärt Susanne Eikemeier, die Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit, dass es im Schnitt 109 Tage dauern würde, bis eine ausgeschriebene Stelle wieder neu besetzt werde. Doch bei den händeringend gesuchten Altenpflegern liege dieser Wert sogar bei 175 Tagen. Auch IT-Positionen bleiben mit 159 Tagen länger aus der Durchschnitt unbesetzt.

Die Furcht vor personellen Engpässen bereitet den deutschen Unternehmen Sorge – und das also nicht unbegründet. Es bleibt abzuwarten, ob Maßnahmen, die von Unternehmen ergriffen werden, den Fachkräftemangel wirksam auffangen können und ob die Politik die Ängste der Firmen anerkennt und die Forderungen der befragten Vorstände umsetzen wird.

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