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Bezahlte Elternzeit: Microsoft als Vorbild in den USA

Bezahlte Elternzeit: Microsoft als Vorbild in den USA

Maja Hansen | 13.09.18

Die USA haben keine gesetzliche Regelung für bezahlte Elternzeit. Doch Microsoft besteht bei eigenen Angestellten darauf und weitet die interne Regelung aus.

Microsoft kündigte vor Kurzem eine neue Maßnahme für eigene Zulieferer innerhalb der USA an. Diese werden zu bezahlter Elternzeit verpflichtet. Bei Microsoft selbst gehen frischgebackene Eltern bereits seit 2015 in bezahlte Elternzeit. Für amerikanische Verhältnisse ist dieses Modell allerdings kein Standard, aber Microsoft verspricht sich von diesem Vorgehen große Chancen. Dev Stahlkopf, Corporate Vice President and General Counsel, erklärt in ihrem Blogpost, dass das Unternehmen längst erkannt habe, dass die Gesundheit, das Wohlbefinden sowie die Diversität innerhalb der Mitarbeitenden entscheidend für den Erfolg der Firma sei.

Bei Geburt oder Adoption für mindestens 12 Wochen bezahlte Elternzeit

Angestellte der Partnerunternehmen sollen in Zukunft bei einer Geburt oder einer Adoption eines Kindes mindestens über einen zwölfwöchigen Zeitraum 1.000 US-Dollar pro Woche ausgezahlt bekommen. Diese Regelung greife, laut Stahlkopf, weit über den US-Standard hinaus. Eigentlich gebe es landesweit nur einen Rechtsanspruch auf eine unbezahlte dreimonatige Elternzeit. Und dieses Recht würde auch nur gelten, wenn ein Betrieb mehr als 50 Angestellte aufweise. Einige Unternehmen bezahlten ihre Mitarbeitenden während der Elternzeit trotzdem. Doch die Möglichkeit auf eine bezahlte Elternzeit betrifft nur 13 Prozent aller Eltern in der US-amerikanischen Privatwirtschaft.

Microsoft als Vorbild für Unternehmen in den USA?

Melinda Gates, die Frau des Mitbegründers von Microsoft Bill Gates, teilte ihre Freude über das Vorgehen des Unternehmens auf Twitter mit. Sie sieht Microsoft als Vorbild für viele andere Firmen innerhalb des Landes.


Und da die USA das einzige der 41 OECD Mitgliedsländer ist, das keine gesetzliche Regelung für bezahlte Elternzeit aufweisen kann, ist Microsoft definitiv ein Vorreiter. Weiterhin ist zu beobachten, dass das Unternehmen positiven Einfluss auf Partnerunternehmen ausübt. 2015 verlangte Microsoft beispielsweise von großen Zulieferern, den eigenen Angestellten mindestens 15 Tage bezahlten Urlaub zu gewähren. Es ist zu hoffen, dass andere Unternehmen sich ein Beispiel an Microsoft nehmen oder die Regierung eine rechtliche Regelung in das Gesetz verankert. Stahlkopf erklärt, dass zur Zeit in den USA diskutiert wird, wie wichtig bezahlter Elternurlaub ist. Zudem ist Microsoft gewillt, über Erfolge und Lerneffekte zu berichten. Dev Stahlkopf erklärt:

As we gain experience with this new approach, we’ll share what we learn with others.  And as always, we’ll look forward to learning more ourselves.

Wie ist die Perspektive in Deutschland?

Hierzulande haben Angestellte ein Recht auf bezahlte Elternzeit. So erhalten Arbeitnehmer in ihrer Elternzeit seit 2007 für bis zu 24 Monate das sogenannte Elterngeld. Vergangenes Jahr zog das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Bilanz. Es zeigt sich, dass die deutsche Bevölkerung diese staatliche Hilfe vermehrt annimmt.

Auch gesellschaftlich ist es hoch angesehen, in Elternzeit zu gehen und diese voll auszunutzen, um für das Neugeborene zu sorgen. Allerdings bezieht sich dieses Ansehen eher auf Mütter. Wie der Spiegel berichtet, zeigte eine aktuelle Studie, dass Frauen, die eine kurze Elternzeit nehmen, im Job benachteiligt werden. Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung führte diese Untersuchung durch. Dafür schrieb die Wissenschaftlerin Lena Hipp über 700 fiktive Bewerbungen. Die Anschreiben erfolgten aus einer festen Anstellung heraus und alle Bewerberinnen hatten ein ungefähr dreijähriges Kind. Dabei haben einige Aspiranten im Lebenslauf angegeben, dass sie zwei Monate Elternzeit genommen hätten, einige wiederum ein ganzes Jahr.

Das Ergebnis zeigt, dass Frauen, die länger in Elternzeit gehen, anderthalb Mal so oft eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch erhielten als die Mütter, die eine kurze Elternzeit angaben.  Anders bei den Männern: Die Dauer der Elternzeit wirkte sich nicht auf Chancen bei der Bewerbung für Väter aus. Weiterhin fand Hipp heraus, dass Mütter mit einer längeren Elternzeit als intelligenter, warmherziger und gutmütiger eingeschätzt werden würden.

Im Gegensatz zu der US-amerikanischen Regelung erhalten junge Mütter und Väter in Deutschland deutlich mehr Hilfe vom Staat. Bis zu 24 Monate Elterngeld im Gegensatz zu einem Rechtsanspruch auf drei Monate unbezahlte Elternzeit zeigen eine deutlich höhere Ambition des deutschen Staats für Familien. Zudem ist es bewiesen, dass es sich positiv aus das Kind auswirkt, wenn sich Eltern nach der Geburt Zeit für ihr Neugeborenes nehmen – fernab der Arbeit. Das Bundesministerium zählt in  der Bilanz zu zehn Jahren Kindergeld die Vorteile auf, wenn beide Elternteile zu Hause bleiben:

Die positiven Effekte umfassen beispielsweise die Entwicklung des Intellekts, des Gedächtnisses, von Problemlö­sungsstrategien ebenso wie sprachliche Entwicklung, Schulleistun­gen oder Empathiefähigkeit.

Im Gegensatz zur Regierung in den USA hat Microsoft bereits das Potential der bezahlten Elternzeit erkannt. Es bleibt zu beobachten, wie die Diskussion und die rechtliche Regelung sich weiter entwicklen wird. Für Deutschland und Europa sollten solche Vorstöße auch ein Umdenken bedingen, dahingehend, dass eine Elternzeit ohne mögliche Vorbehalte in die Karriere zu integrieren sein muss; weil sie auch die Entwicklung der Mitarbeitenden fördert.

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