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Selfimprovement
Wir werden immer unproduktiver – Sind die Smartphones daran schuld?

Wir werden immer unproduktiver – Sind die Smartphones daran schuld?

Maja Hansen | 13.07.18

Geringere Produktivität ist mittlerweile ein globales Problem. Täglich berühren wir unser Smartphone im Schnitt 2617 Mal. Besteht hier ein Zusammenhang?

Ohne unser Smartphone fällt es schwer, das Haus zu verlassen. Früher stellte man sich die Frage, ob das Portemonnaie und die Schlüssel dabei sind, heute ist der feste dritte Bestandteil die Frage nach unserem geliebten Smartphone. Der kleine, hochleistungsfähige Computer ist unser ständiger Begleiter und aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch besitzen wir die Smartphones oder besitzen sie uns? Es ist nicht zu leugnen, dass wir uns bereits in einer Abhängigkeit zu unseren Geräten befinden. Doch inwieweit beeinflusst der alltägliche Begleiter unsere Produktivität?

Smartphones am Arbeitsplatz als Aufmerksamkeitshemmer

Die Bank of England widmete sich der Frage, ob uns die ständige Ablenkung durch Smartphones weniger produktiv mache. Dan Nixon, Content- und Strategiemanager der Bank of England, thematisiert in einem Blogpost die crisis of attention, also Krise der Aufmerksamkeit durch Smartphones am Arbeitsplatz. Er geht davon aus, dass diese effizientes Arbeiten und dadurch das damit verbundene Wirtschaftswachstum verhindere. Schließlich ist es selten, dass wir unser Smartphone lang außer Acht lassen. Eine Studie hat ergeben, dass wir den Bildschirm im Durchschnitt täglich 2617 Mal berühren.

Geringe Produktivität als globales Problem

Nixon betont, dass geringe Produktivität in vielen Ländern ein Problem darstelle. Besonders in Italien und in England sei dies immens auffällig. Wenn man den Produktivitätsverlauf von 1970 bis zur heutigen Zeit betrachtet, fällt auf, dass die festgehaltenen Zahlen vor der Finanzkrise in 2008 von den heutigen Werten weit entfernt sind. Ökonomen können sich diese Entwicklung jedoch nicht erklären. 

 

© Statista

Nixon beobachtet an dieser Stelle eine interessante Korrelation im letzten Jahrzehnt: Produktivität verlangsamt sich, während immer mehr Smartphones produziert und verkauft werden. Besteht also ein Zusammenhang zwischen dem Nutzen eines Smartphones und der Produktivität? Nixon lässt diese naheliegende Vermutung unbeantwortet und als Denkanstoß offen.

©
Eshe Nelson
– The Altlas

Ablenkungen auf der Arbeit: Zwei Hauptprobleme

Ablenkungen sind am Arbeitsplatz allgegenwärtig: Telefonklingeln, Smartphone-Benachrichtigungen und die ganz normale Geräuschkulisse. Nixon nennt zwei Hauptprobleme, die die Ablenkung am Arbeitsplatz auslöse. Zunächst beschreibt er Unterbrechungen, denen man selbst verschuldetet ist. Dazu gehört privates Surfen sowie die Nutzung von Social Media, bei der es generell schwer ist, ein Ende zu finden. Zum einen führt das private Internetvergnügen unausweichlich dazu, dass die Arbeitszeit verringert wird und zum anderen brauchen wir zusätzlich 25 Minuten bis wir uns nach einer Ablenkung wieder auf die eigentliche Aufgabe konzentrieren können. Das führe dazu, dass sich die Qualität der Arbeit und die Produktivität durch die stetigen Ablenkungen im Büro verschlechtere. Zweitens modifizieren Ablenkungen ständig unsere Denkweisen. Wenn man zudem an Unterbrechungen gewohnt sei, neige man eher in der Zukunft dazu, sich selbst abzulenken.

Mit Deep Work zurück zur Produktivität?

Wenn Multi-Tasking und ständiges E-Mail-Lesen sich also negativ auf die Produktivität auswirkt, stellt sich nun die Frage der Optimierung. Wie kann man die eigene Produktivität erhöhen und die Qualität seiner Arbeit steigern? Cal Newport, ein amerikanischer Informatikprofessor, entwickelte in diesem Zusammenhang das Konzept der deep workDieses zielt darauf ab, ohne Ablenkungen mit Kontrolle über die eigene Zeit zu arbeiten und somit die Produktivität zu steigern. Auch Newport teilt wie Nixon die Meinung, dass unsere zunehmend digitale Umwelt uns Konzentration abtrainiere und in die Ablenkung, aber auch Zerstreutheit führe. Mit dem deep work Konzept, bei dem man sich ablenkungsfreie Methoden aneignet, trainiere man auch die kognitive Fitness.

© Nick Morrison – Unsplash

Sind Smartphones wirklich der Grund allen Übels?

Im Jahr 2010 machten Psychologen der Harvard University eine interessante Feststellung: Unsere Gedanken „wandern“ im Durchschnitt die Hälfte der Zeit, in der wir uns eigentlich konzentrieren wollen. Auch frühere Untersuchungen haben dieses Phänomen bereits beobachtet, bestätigen die Psychologen aus Harvard. Zudem gab es vor der Smartphone-Ära schon ähnliche Debatten, die sich anstelle von Smartphones mit Raucherpausen oder Großraumbüros befassten. Wenn es folglich normal ist, dass unsere Gedanken oft abschweifen und ähnliche Diskussionen schon vorher präsent waren, sind Smartphones dann wirklich der Katalysator für den Rückgang der Produktivität?

Nixon plädiert aufgrund dieser Fragestellung für mehr empirische Wissenschaft, die sich mit dem Zusammenhang von Produktivität und Aufmerksamkeit beschäftige. Er schlägt vor, verschiedene Konzepte von Firmen zu vergleichen. Es müssten Daten von Firmen erhoben werden, die die Aufmerksamkeit ihrer Mitarbeiter fördern und Ablenkungen vermeiden. Im Gegensatz dazu müsse man diese mit Firmen vergleichen, die den konventionellen ablenkungsreichen Büroalltag leben.

Aufmerksamkeit steigern, Produktivität erhöhen

Nixons Beobachtung, dass die geringe Produktivität nach der Finanzkrise in 2008 und der stets expandierende Smartphonemarkt seither zunehmen, korrelieren, scheint immer noch interessant. Dennoch lässt es sich nicht eindeutig belegen, dass Smartphones wirklich der einzige Grund für diese Entwicklung sind. Was aber definitiv feststeht: Ablenkung schadet der Produktivität und unserer kognitiven Fitness! Um uns selbst zu optimieren, liegt es nahe, das Smartphone am Arbeitsplatz in der Tasche zu lassen und den Drang zu unterdrücken, eventuelle Nachrichten zu checken. Dadurch schenken wir uns selbst mehr Konzentration und langfristig ein gutes Gefühl, nämlich produktiv und effizient zu arbeiten.

Kommentare aus der Community

Robin am 23.07.2018 um 09:02 Uhr

5 Stunden Tag einführen und die Sache ist gegessen.

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