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Mit diesen 7 Fragen entlarvst du miese Arbeitgeber

Mit diesen 7 Fragen entlarvst du miese Arbeitgeber

Ein Gastbeitrag von Viola Klingspohn | 25.03.20

Eine Jobzusage flattert ins Haus, die Freude ist groß. Häufig sagen Bewerber direkt zu – und erleben hinterher das böse Erwachen. Diese 7 Fragen erlauben dir vorab einen Blick hinter die Kulissen deines potenziellen Arbeitgebers.

Vertrag unterschreiben oder auf ein besseres Angebot hoffen? Vor einem Jobwechsel solltest du dir gut überlegen, welchem Unternehmen du dein Vertrauen schenkst. Manchmal entpuppt sich die vermeintliche Wunschfirma nämlich als Hölle auf Erden. Respektlose Chefs und intrigante Kollegen, ein schroffer Umgangston oder eintönige Arbeit ohne Aufstiegschancen können dir den Arbeitsalltag mächtig vermiesen. Oft verbringst du Jahre in einer Firma; umso wichtiger ist es, vor der Vertragsunterzeichnung deinen Arbeitgeber in spe genau unter die Lupe zu nehmen. Wenn du niemanden kennst, der bereits in der Firma arbeitet, kannst du mit den folgenden Fragen von Karriereberatern die Qualität abschätzen. Der Bewerbungsprozess liefert viele Hinweise.

1. Habe ich auf meine Bewerbung schnell eine Antwort erhalten?

Manchmal dauert es mehrere Wochen, bis sich ein Unternehmen nach Bewerbungseingang bei einem Kandidaten meldet. „Lange Reaktionszeiten sind immer ein schlechtes Zeichen“, weiß Headhunter Dario Schuler von der Contagi Personalberatung. Dies zeige, dass die internen Rekrutierungsprozesse nicht gut funktionieren. Karriereberater Martin Wehrle geht noch einen Schritt weiter. Er meint, dass man im schlimmsten Fall in solchen Firmen Chaos erwarten könnte sowie Geringschätzung und wenig Anerkennung.

2. War das Bewerbungsverfahren transparent?

Die Bewerbung ist raus. Wirst du in den nächsten Tagen und Wochen auf dem Laufenden gehalten, was den aktuellen Stand deiner Bewerbung betrifft? „Manche Firmen schicken gleich eine Mail und sagen bis dann und dann hören sie von uns – das ist richtig gut,“ weiß Martin Wehrle. Teilt dir eine Firma mit, dass sich der Prozess der Vorstellungsgespräche über sechs Wochen erstreckt, ist das ebenso legitim. „Dann ist das für einen Bewerber von vornherein klar“, ergänzt Dario Schuler. Eine Weile später steht das Vorstellungsgespräch an. Achte auch hierbei auf Transparenz. Wird dir der zukünftige Arbeitsplatz erklärt? Erfährst du, bis wann eine Rückmeldung erfolgt? „Je weniger Transparenz da ist, desto mehr ist es ein Warnzeichen“, mahnt Martin Wehrle.

3. Waren dir deine Gesprächspartner sympathisch?

Sympathie ist das A und O im Vorstellungsgespräch. Das gilt ebenso aus Sicht des Bewerbers. Wie empfandest du deine Gesprächspartner? Waren sie nett oder eher gekünstelt? Warst du mit ihnen auf einer Wellenlänge? Wenn nicht, solltest du dein Gefühl ernst nehmen. Das kann im späteren Berufsalltag unschöne Konsequenzen haben. „Oft gerät man in eine Firmenkultur, in die man nicht reingehört“, weiß Wehrle. „Dann sind Sie wie eine Pflanze in einer falschen Erde, Sie können nicht gedeihen“.

4. Waren die Gesprächspartner im Gespräch gut auf dich vorbereitet?

In einem guten Vorstellungsgespräch kennen sich Personaler mit deinem Lebenslauf aus und stellen gezielte Fragen. Gesprächspartner, die schlecht vorbereitet daherkommen, und Fragen stellen, die längst durch den Lebenslauf beantwortet waren, solltest du eher kritisch sehen. Martin Wehrle warnt vor Firmen, die ein Vorstellungsgespräch in aller Hektik mit wenig Vorbereitung übers Knie brechen wollen. Manchmal sind auch Hochnäsigkeit und Arroganz im Spiel. „Wenn es schon so zugeht beim ersten Kennenlernen in einer Firma“, sagt er, „dürfen Sie sicher sein, später im Alltag auch nur Geringschätzung zu erfahren“. Stellt eine Firma nur Standardfragen, will sie eventuell einen vorgegebenen Prozess einhalten. „Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass im Rest des Unternehmens Standardprozesse, Regeln und Perfektion die Tagesordnung beherrschen“, sagt Karriere- und Businesscoach Dr. Bernd Slaghuis.

5. Habe ich Höflichkeit und Wertschätzung erlebt?

„Höflichkeit und Wertschätzung gegenüber Bewerbern sind ein wichtiges Zeichen dafür, wie in einer Firma mit einem Menschen umgegangen wird“, betont Martin Wehrle. Er rät, auf Folgendes zu achten:

  • Beginnt das Vorstellungsgespräch pünktlich?
  • Wird dir ein Getränk angeboten?
  • Spürst du ein wirkliches Interesse an deiner Person?
  • Wird dir zugehört?

„Augenhöhe zu symbolisieren, ist wichtig, statt wie die Könige mit dem Bettler umzugehen“, unterstreicht der Karriereberater. Daher solltest du in jedem Fall den Anschein mangelnder Augenhöhe ernst nehmen. Sein Kollege Bernd Slaghuis empfiehlt zudem, im Bewerbungsgespräch zu beobachten, wie die Gesprächspartner als Kollegen miteinander umgehen.

Macht vielleicht Ihr zukünftiger Chef einen auf dicke Hose und zeigt der jungen Personalerin ständig, wer wirklich das Sagen hat? Versucht einer Ihrer Gesprächspartner, permanent die Führung des Gesprächs an sich zu ziehen oder führt sogar den eigenen Kollegen vor Ihren Augen öffentlich vor? Alles das können bereits Anzeichen dafür sein, wie autoritär und hierarchisch es im ganzen Unternehmen zugeht.

Slaghuis betont aber auch, dass es so sein kann – aber nicht sein muss.

6. Habe ich genug über die vakante Position erfahren?

Je mehr dich eine Firma über die vakante Position aufgeklärt hat, desto besser. Schließlich musst du wissen, worauf du dich langfristig einlässt. „Hat man Ihnen erklärt, was schwierig an der Position sein könnte? Diese Ehrlichkeit ist gut und zeugt davon, dass man geradlinig mit Mitarbeitern umgeht“, sagt Martin Wehrle. Zudem sei es positiv zu bewerten, dass die Herausforderung beim Namen genannt wird, anstatt sie zu verschweigen und schönzufärben. Wird dir hingegen eine heile Welt vorgegaukelt, die wie ein gekünsteltes Schauspiel wirkt, solltest du eher vorsichtig sein. Die Ursachen können unterschiedlich sein, weiß Bernd Slaghuis, und von Unsicherheit der Gesprächspartner und ihrer Überspielung bis hin zum Anspruch an Professionalität und Ausdrucksweise reichen. „Vielleicht ist dies jedoch auch ein erstes Zeichen, dass auch im Rest des Unternehmens mehr Schauspieler am Werk und Emotionen im Job tabu sind“, vermutet er.

7. Ist es möglich, das Team kennenzulernen?

Wie gut ein neuer Mitarbeiter in ein bestehendes Team passt, ist ein wichtiges Auswahlkriterium bei Arbeitgebern. Warum lässt man andersherum den Bewerber an diesem Prozess nicht teilhaben? „Es ist ein gutes Zeichen, wenn ein Arbeitgeber einem Kandidaten die Möglichkeit einräumt, die zukünftigen Teamkollegen kennenzulernen“, sagt Dario Schuler. So etwas finde üblicherweise im letzten Viertel des Auswahlprozesses statt. Manchmal ist dies auch innerhalb eines Probearbeitstages möglich. Die mangelnde Chemie eines Teams sei eine häufige Ursache, wieso Mitarbeiter nach wenigen Jahren wieder gehen. „Leider lässt sich ein Kennenlernen der potenziellen Kollegen nicht immer umsetzen“, schränkt Schuler ein.

Persönliche Überlegungen des Bewerbers

Martin Wehrle weist in seinem Youtube-Video auf weitere Fragen hin, die du dir persönlich vor einem Jobwechsel stellen solltest. Bringt dich die neue Arbeit persönlich oder beruflich weiter? Lässt sich der Job mit deinem Privatleben vereinbaren? Würde dich die Position herausfordern, aber nicht über- oder unterfordern? Einen besonderen Fokus legt er auf die geplante Dauer: Kannst du dir vorstellen, den Job viele Jahre in dieser Firma zu machen? Der Karriereberater weiß aus Erfahrung: „Viele Bewerber sahen die neue Firma nur als Zwischenlösung. Und was kam dabei heraus? Oft saßen sie über Jahre oder Jahrzehnte in einer Firma fest“. Besser keine Kompromisse suchen, sondern eine dauerhafte Lösung, rät er, denn:

Lebenszeit ist viel zu kostbar, als sie in falschen Firmen zu verschwenden!

Sicherlich sind die aufgeführten sieben Fragen nur Anhaltspunkte für schlechte Arbeitgeber. Ausnahmen gibt es auch hier. Solltest du jedoch fast alle Fragen verneinen müssen, dann überlege dir die Vertragsunterschrift sorgfältig.

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