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Karrieretipps
Alle 3 Jahre ein neuer Job? Regelmäßige Jobwechsel sind kein Muss

Alle 3 Jahre ein neuer Job? Regelmäßige Jobwechsel sind kein Muss

Michelle Winner | 21.07.20

Ewig beim selben Arbeitgeber bleiben, ist für viele nicht mehr zeitgemäß. Doch beim Jobwechsel kommt es nicht auf Zeit und Zahlen an, sondern auf Zufriedenheit.

Ein Leben lang im gleichen Unternehmen arbeiten? Heute ist das kaum vorstellbar und nur noch selten Realität. Oder? Tatsächlich hat sich in den letzten Jahren der Glauben in den Köpfen vieler Mitarbeiter festgesetzt, dass man regelmäßig den Job wechseln sollte. Was genau regelmäßig bedeutet, ist von Quelle zu Quelle unterschiedlich – die einen sagen drei Jahre, andere wiederum fünf oder sieben. Frank Rechsteiner, Karriereexperte und Inhaber von Hype Group, erklärt, dass es beim Thema Jobwechsel jedoch gar nicht auf Zahlen ankommt – und räumt gleichzeitig mit den größten Mythen zum Thema auf.

Es gibt keine Formel für den Jobwechsel

Das Problem an all diesen Ratschlägen ist, dass sie als allgemeingültige Formel angesehen werden, dabei aber die persönlichen Umstände außer Acht lassen. Und Teilweise widersprechen sie sich gegenseitig, sodass Arbeitnehmer nicht wissen, welchem Ratgeber sie vertrauen sollen. Rechsteiner hat sich genau deshalb mit fünf Annahmen zum Thema Jobwechsel beschäftigt und diese auf den Prüfstand gestellt:

„Nach X Jahren sollte man den Jobwechseln.“

Und wieso genau sollte man das tun? Die Antwort auf diese Gegenfrage lautet oft: „Um sich weiterzuentwickeln“. Zur persönlichen Weiterentwicklung brauche es jedoch nicht unbedingt einen Jobwechsel, erklärt Rechsteiner. Und genauso wenig lässt sich bestimmen, wie lange man in einem Unternehmen arbeiten sollte. Wenn du zufrieden bist, Chancen zur Weiterentwicklung und ein gutes Arbeitsumfeld hast, muss ein Wechsel nicht zwingend sein. Rechsteiner meint, man könne auch innerhalb eines Unternehmens wertvolle Erfahrungen sammeln und später von diesen profitieren.

„Weniger als zwei Jahre in einem Unternehmen zu bleiben, ist ein Schandfleck auf dem Lebenslauf.“

Auch hier widerspricht Rechsteiner vehement. Wozu solltest du dich zwei Jahre in einem Job herumquälen, in dem du absolut unzufrieden und unglücklich bist? Wenn du kurz nach Antritt der Stelle feststellst, dass deine Vorstellungen nicht erfüllt werden, zieh die Notbremse. Je früher, desto besser. Nicht umsonst gibt es meist verkürzte Kündigungsfristen während der Probezeit. Rechsteiner erklärt, solch ein schnelles Ausscheiden aus einem neuen Job lasse sich bei künftigen Bewerbungsgesprächen besser erklären als zwei Jahre unglückliche Arbeit. Jeder erlebt mal einen solchen Griff ins Klo. Gleichzeitig ist der schnelle Ausstieg auch gesünder für deine Psyche. Und so sagt Rechsteiner:

Wenn Sie einen hohen Schmerzfaktor haben und mehr unzufriedene als zufriedene Tage haben, würde ich sagen, ist es höchste Zeit, abzudüsen.

„Es ist nicht mehr zeitgemäß, bei ein und demselben Arbeitgeber zu bleiben.“

Die breite Masse vertritt heutzutage diese Meinung und generell ist die Annahme auch nicht falsch. Wechselnde Lebensumstände führen auch oft dazu, dass du mehr oder weniger gezwungen bist, dir eine neue Arbeit zu suchen. Rechsteiner entkräftet die Annahme jedoch etwas: Jahrelang im gleichen Unternehmen zu arbeiten, sei seiner Meinung nach kein Nachteil. Die Voraussetzung ist, dass du innerhalb der Firma regelmäßige Jobwechsel vollziehen kannst – heißt Aufstiegschancen hast. Dich quasi vom Tellerwäscher zur Führungskraft hochzuarbeiten, ist definitiv kein schlechter Karriereweg.

„Man sollte immer auf der Suche nach einem neuen Job sein – auch wenn man zufrieden ist.“

Manche Menschen sind eher sprunghaft. Sie binden sich nicht gerne, sind immer offen für neues und haben Angst, dass ihnen eine Chance entgeht. Dieses Schema lässt sich sowohl aufs Liebesleben als auch das Berufsleben übertragen. Wenn du dich in einer glücklichen, monogamen Beziehung befindest, würdest du dann trotzdem nebenbei auf Tinder und Parship nach neuen Möglichkeiten suchen? Vermutlich nicht. Ähnlich sei es mit der Jobsuche, so Rechsteiner. Wenn du zufrieden bist, ist die ständige Jobsuche überflüssig. Natürlich solltest du offen für besondere Gelegenheiten und Chancen sein, aber die ständige, überflüssige Suche nach neuen Jobs kann dich auf Dauer sogar unglücklich machen, erklärt der Karriereexperte.

„Beim Jobwechsel sollte man nicht die gleiche Karrierestufe wählen, sondern einen Aufstieg.“

Dieser Annahme stimmt Rechsteiner in großen Teilen zu. Ein Grund für Unzufriedenheit im Job ist oft der Mangel an Verantwortung und fehlende Herausforderungen. Wenn du beim Jobwechsel die gleiche Karrierestufe anpeilst, verliert die neue Stelle womöglich schnell nach Antritt ihren Reiz, so Rechsteiner. Ein Jobwechsel ist eine gute Gelegenheit für einen Aufstieg auf der Karriereleiter. Jedoch möchte nicht jeder Arbeitnehmer zwingend Karriere machen. Viele sind ab einem bestimmten Level zufrieden und brauchen nicht mehr – in diesen Fällen ist es auch nicht nötig, beim Jobwechsel die nächste Karrierestufe anzupeilen.

Jede Karriere ist individuell

Ratschläge wie alle paar Jahre den Job zu wechseln, sind für manche eine gute Orientierung. Jedoch stellen sie keine feste Regelung in unserer Arbeitswelt dar, die von jedem befolgt werden muss. Und so erklärt Rechsteiner abschließend:

Es geht nicht um euren Lebenslauf, es geht um euer Leben. Ich würde jedem den Tipp geben, sich nicht an feste, harte Kriterien wie Jahre festzuhalten. Eure Karriere ist so individuell wie ein Fingerabdruck. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Egal ob man dreimal in einem Jahr den Job wechselt, oder nur alle sechs Jahre — wenn man eine gute Storyline und einen roten Faden hat, wird es einem nicht schaden.

Lasse dich also nicht von allen Karrieretipps verunsichern – sie zeigen dir Möglichkeiten, sind aber nicht der fehlerfreie Guide zum glücklichen Leben. Höre auf dein Bauchgefühl und schlage den Weg ein, den du für richtig hältst. Egal ob große Karriere, Jobhopping oder Teilzeit zum Wohle der Familie: Es ist deine Entscheidung und solange du zufrieden bist, ist es auch die richtige.

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