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Karrieretipps
Downshifting erklärt: Wie du den Job trotz Überqualifikation bekommst

Downshifting erklärt: Wie du den Job trotz Überqualifikation bekommst

Michelle Winner | 18.07.18

Veränderte Lebensumstände sorgen oft dafür, dass Arbeitnehmer die Karriereleiter eine Stufe herunterklettern. Für viele Chefs sind überqualifizierte Bewerber aber keine Option.

Eine Ablehnung in Folge einer Bewerbung hat nicht immer etwas mit mangelnder Eignung zu tun. Oft verschicken Unternehmen auch Absagen, weil sie die Bewerber für überqualifiziert halten. Klingt suspekt, schließlich wird doch immer gepredigt, man solle sich als Arbeitnehmer weiterbilden und Erfahrungen sammeln. Doch oft stecken dahinter ganz simple Ängste oder Befürchtungen der Arbeitgeber.

Was bedeutet „überqualifiziert“

Der Eindruck einer Überqualifikation kann durch diverse Faktoren entstehen. Zum einen ist da natürlich der Abschluss. Im Studium stellen sich viele Studenten die Frage, womit sie abschließen möchten. Bachelor, Master oder gar der Doktortitel. Was sich wirklich lohnt, hängt immer vom angestrebten Berufsfeld ab. Und während Bachelor oder Master inzwischen meist als Standards angesehen sind, werden die höheren Abschlüsse kritisch beäugt. Arbeitgeber denken häufig, dass der angebotene Job für Doktoren oder Professoren zu einfach ist. Oder im Gegenteil dazu, dass der Bewerber nur deshalb so einen hohen akademischen Grad hat, weil er noch nicht ins „echte“ Berufsleben – vielleicht die freie Wirtschaft – wollte und lieber an der Universität „entspannte“.

Und auch der Wechsel von einem großen, bekannten Unternehmen zu einem kleineren kann schnell als Überqualifikation gesehen werden. Vor diesem Problem stehen besonders junge Arbeitnehmer, die nach ihrem Abschluss die Chance ergriffen haben, in einem angesehenen Konzern einzusteigen. Aber auch erfahrene Berufler, die die Karriereleiter nach oben geklettert sind, nur um dann festzustellen, dass die leitenden Positionen doch nichts für sie sind.

Wieso lehnen Arbeitgeber überqualifizierte Bewerber ab?

Einer der ersten Vorbehalte ist oftmals, dass der Bewerber zu teuer sein könnte. Schließlich haben Arbeitnehmer mit höherem Abschluss oder Erfahrung in bekannten Unternehmen oft ganz andere Gehaltsvorstellungen. Hinzu kommt noch die Angst vor Langeweile. Arbeitgeber fürchten, dass überqualifizierte Arbeitskräfte sich schneller langweilen und nach mehr streben könnten. Einem Mehr, dass nicht jedes Unternehmen bieten kann. Um diesem Problem aus dem Weg zu gehen, wird also direkt eine Absage erteilt. Und selbst Studenten sehen sich bei der Suche nach einem Nebenjob schon mit dieser Situation konfrontiert. Hat man ein gutes Abitur gemacht, will aber zum Beispiel „nur“ als Kellner jobben, stellen die Personaler oft die Frage nach Motivation und potenzieller Langeweile. Schließlich könnte der Student ja auch direkt einen Werkstudentenjob in einem Unternehmen im angestrebten Arbeitsfeld annehmen.

Ein weiterer Vorbehalt von Arbeitnehmern ist, dass der Bewerber die Stelle nur als Zwischenlösung ansehen könnte. Auch hochqualifizierte Arbeitnehmer stehen manchmal vor dem Problem, dass sie keinen passenden Job finden und zunächst einen Plan B benötigen – Geld wächst schließlich nicht auf Bäumen. Doch nur Plan B zu sein, das wollen viele Unternehmen nicht. Sie ersehnen sich langfristig orientierte, motivierte Arbeitnehmer und schrecken daher vor Überqualifizierten zurück. Und zuletzt bleibt auch noch zu erwähnen, dass das Ego des Chefs leider auch eine große Rolle spielt. Weist der Bewerber mehr Erfahrung und Qualifikationen auf als die Arbeitgeber, sehen Letztere sich und ihre Position womöglich bedroht und erteilen daher schonmal eine Absage.

Doch wieso gehen manche Arbeitnehmer einen Schritt zurück?

Die Befürchtungen der Arbeitgeber sind oftmals unbegründet. Viele Bewerber entschließen sich bewusst dazu kürzerzutreten und einen Gang zurückzuschalten. Bekannt ist das Ganze unter dem Namen Downshifting. Darunter versteht man unter anderem den Schritt zurück auf der Karriereleiter, abgelehnte Beförderungen, den Wechsel von Vollzeit zu Teilzeit und auch eine komplette Pause vom Arbeitsleben. Die Gründe für solch einen Rückschritt variieren. Zum einen ist eine unausgeglichene Work-Life-Balance ein Auslöser. Besonders psychischer Stress trägt dazu bei, dass Arbeitnehmer eine Auszeit brauchen. Damit hängt auch oft zusammen, dass eine von außen perfekt wirkende Stelle in einem anerkannten Unternehmen sich als Albtraum herausstellen kann. Zum anderen begünstigen veränderte Lebensumstände, wie die Familiengründung, ebenfalls Downshifting.

Viele sehnen sich nach mehr Zeit für die Familie und Ziele außerhalb des Berufs.

Wie bekommt man einen Job trotz Überqualifikation?

Wichtig ist es, dass die oben genannten Gründe für einen Rückschritt erklärt und den Arbeitgebern die Ängste genommen werden. Dies kann man so erreichen:

  • Die Bewerbung anpassen: Lügen sind ein No-Go in jedem Lebenslauf. Aber man kann die eigene Bewerbung prüfen und schauen, ob bestimmte Erfolge oder Qualifikationen unerwähnt bleiben können. Zudem sollte genau auf die Formulierung der bisherigen Tätigkeiten geachtet und das Anschreiben an die in der Stellenanzeige gesuchten Fähigkeiten angepasst werden.
  • Ehrlich sein: Um den Ängsten der Arbeitgeber vorzubeugen, lassen sich diese direkt adressieren. Zum Beispiel kann geschrieben werden, dass man sich bewusst für einen Rückschritt entschieden hat und die Gründe für diesen gern im persönlichen Gespräch erörtert werden können.
  • Im Bewerbungsgespräch überzeugen: Wie im vorherigen Schritt erwähnt, ist das Jobinterview der Ort, an dem du deine Beweggründe erklären musst. Nimm dem Arbeitgeber die Angst und mache klar, dass du nicht auf der Suche nach Nervenkitzel bist, sondern bewusst den Gang zurück machst. Sei es zum persönlichen Wohle oder dem der eigenen Familie.

Letztlich muss der Schritt hin zum Downshifting wohlüberlegt sein. Denn Überqualifikation liegt oft im Auge des Betrachters. Vor allem eignet es sich als Ausrede für Jobabsagen an Bewerber. Wie diese ihren Karrierestatus jedoch gestalten und darstellen, liegt schließlich und endlich in ihrer Hand.

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