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Karrieretipps
Brainteaser: So meisterst du Logikrätsel und Fangfragen im Bewerbungsgespräch

Brainteaser: So meisterst du Logikrätsel und Fangfragen im Bewerbungsgespräch

Michelle Winner | 06.04.20

Wollen sich Personaler mit Fangfragen bloß einen Scherz erlauben? Nein, denn dein Lösungsweg gibt viel über dich preis. Deshalb ist der richtige Umgang mit Brainteasern entscheidend.

Schon oft haben wir darüber berichtet, wie du dich zu Hause auf dein nächstes Vorstellungsgespräch vorbereiten kannst. Typische Fragen können so souverän gemeistert werden, ohne ins Schwanken zu geraten. Doch wie sieht es mit der anderen Art von Fragen aus? Die, deren Beantwortung Spontanität und Logik erfordert? Mit den sogenannten Brainteasern versucht dein Gesprächspartner dein Verhalten in Stresssituationen auf die Probe zu stellen. Doch keine Panik: Wenn du weißt wie, kannst auch hier mit einer durchdachten Antwort punkten. Ganz ohne Vorbereitung.

Wozu überhaupt Brainteaser?

Tatsächlich ist es umstritten, wie sinnvoll Brainteaser in einem Bewerbungsgespräch wirklich sind. Einige große Unternehmen haben der Praxis inzwischen den Rücken gekehrt, jedoch erfreuen sich die Rätsel immer noch großer Beliebtheit in vielen Personaletagen. Wichtig zu wissen, ist zunächst, welche Arten von Brainteasern es gibt. Hier eine kleine Auflistung:

  • Schätzfragen
  • Logikrätsel
  • mathematische Aufgaben
  • Trickaufgaben oder Fangfragen
  • Case Studies oder Fallstudien

Später werden wir auch noch auf Lösungswege für konkrete Fälle eingehen. Doch vielleicht fragst du dich gerade, wieso diese Art der Fragen überhaupt angewandt wird. Besonders die Fangfragen wirken in manchen Gesprächen völlig Out of Context und irritieren Bewerber dementsprechend. Ein guter Personaler kann aus deiner Antwort jedoch einiges lesen. Generell zielen Brainteaser darauf ab, folgende deiner Skills zu testen:

  • Kreativität
  • Denkmuster
  • Auffassungsgabe
  • Problem – und Konfliktlösung
  • logisches Denken

Eine richtige Antwort gibt es nicht

Bevor du im Vorstellungsgespräch in Panik verfällst, weil du mit einer der oben genannten Aufgaben konfrontiert wirst, entspanne dich – die meisten Brainteaser erfordern keine richtige Antwort. Der Lösungsweg ist das, was dir Punkte einbringt. Traue dich also ruhig, laut zu denken. Bevor du aber einfach draus losplapperst, solltest du deinen Gedankengang ordnen. Ein beliebtes und effektives Handlungsmuster dafür ist das folgende:

  1. Analyse: Reflektiere die gestellte Aufgabe noch einmal. Handelt es sich um eine ernstgemeinte Frage, oder liegt ein Trick darin versteckt? Scheint die Lösung offensichtlich, ist sie meist falsch.
  2. Rückfragen: Sollte es Unklarheiten geben, kannst du noch einmal bei deinem Gegenüber nachhaken. Habe keine Scheu davor. Sollte dein Gesprächspartner dich mit Sätzen wie „Ach, das ist nicht so wichtig“ abspeisen wollen, bleib dran und erläutere, wieso diese Information wichtig für deine Herangehensweise ist.
  3. Zusammenfassung: Hast du alles erfasst, kann es helfen den Sachverhalt noch einmal zusammenzufassen – egal ob laut oder nur in deinem Kopf. So kannst du erkennen, ob du vielleicht einen relevanten Punkt außer Acht gelassen hast.
  4. Lösungsweg: Wie bereits erwähnt, solltest du nicht nur stumm dasitzen und grübeln. Verbalisiere deine Gedankengänge, sodass dein Gegenüber diese nachvollziehen und so auch ein Urteil über deine Herangehensweise fällen kann.
  5. Ergebnis: Am Ende deiner Ausführung stellst du logischerweise deine Lösung vor und fasst noch einmal grob die wichtigsten Punkte zusammen, die dich dorthin geführt haben.

Ein solches Handlungsmuster ist vorteilhaft, weil die Brainteaser nämlich auch noch auf etwas anderes abzielen: Dein Verhalten in Stresssituationen. Und eine solche ist ein Bewerbungsgespräch definitiv. Mache dir jedoch keine Sorgen, weil du zu Beginn deines Lösungswegs etwas durcheinander denkst oder kurz auf dem Schlauch stehst. Das ist völlig natürlich, weiß auch dein Gegenüber. Wichtig ist es, dass du dich am Ende aber fängst, einen kühlen Kopf behältst und eine Lösung präsentieren kannst. Und auch wenn du feststellst, dass dein Lösungsweg dich in eine Sackgasse führt – kein Problem! Zeig, dass du einen Fehler erkannt hast, gehe noch einmal zurück bis zur letzten Abbiegung und wähle einen anderen Weg. Auch damit kannst du Punkte sammeln. Gehen wir aber jetzt endlich auf die drei typischsten Beispiele ein:

Beispiel 1: Schätzfragen

Besonders beliebt sind hier die sogenannten Fermi-Probleme. Das sind (oft) Schätzaufgaben, zu denen es keine konkrete Antwort gibt – weil niemand es weiß. Im Fokus der Fermi-Probleme steht also nicht die Lösung selbst, sondern dein Weg dorthin. Die beste Methode ist es, sich die scheinbar unlösbare Aufgabe in kleine Teilaufgaben zu zerlegen, um so eine logische Herleitung zu finden, auch wenn dir bestimmte Daten fehlen. Zeit für ein Beispiel:

Wie viele Klavierstimmer gibt es in Chicago?

Dies ist die Originalfrage, mit der sich Kernphysiker Enrico Fermi an seine Studenten wandte, um zu zeigen, wieso Schätzungen bei der Lösung komplexer Aufgaben durchaus Sinn ergeben. Willst du diese Frage nun beantworten, kannst du dies wie folgt tun (als einer von vielen Wegen):

  • Drei Millionen Einwohner in Chicago
  • ca. drei Personen pro Haushalt
  • Schätzung: jeder zehnte Haushalt hat ein Klavier
  • Zwischenergebnis: 100.000 Klaviere in Chicago
  • Jedes vierte Klavier wird regelmäßig jährlich gestimmt
  • Zwischenergebnis: 25.000 zu stimmende Klaviere
  • Dauer des Stimmens beträgt (mit Anfahrt) zwei bis drei Stunden
  • Zwischenergebnis: Klavierstimmer schafft 3 Klaviere/Tag, bei 220 Arbeitstagen also 660/Jahr
  • 25.000 Klaviere geteilt durch 660 Klaviere pro Klavierstimmer
  • Ergebnis: ca. 38 Klavierstimmer in Chicago

Es ist egal, wie viele es nun wirklich sind. Mit einem solchen Lösungsansatz hast du bewiesen, dass du das Problem erfasst hast und eine logische und realistische Herangehensweise finden konntest.

Beispiel 2: Logikrätsel

Bei dieser Art der Brainteaser, kann es tatsächlich richtige Antworten geben. Besonders häufig tauchen diese bei Bilderrätseln oder Aufgabenstellungen wie „Vervollständigen Sie die Reihe“ auf. Es gibt aber auch unzählige Textaufgaben wie die folgende:

Ein Bauer hat zehn Kühe. Alle außer sechs kommen bei einem Unfall ums Leben. Wie viele Kühe hat der Bauer noch?

Der häufigste Fehler hier ist das Missverstehen der Aufgabe. Es heißt dort „alle außer sechs“, doch wer nicht aufpasst, antwortet selbstbewusst mit „vier Kühe“ und liegt damit voll daneben. Eine richtige Antwort wäre natürlich, dass der Bauer noch sechs Kühe besitzt. Manche Personen gehen aber noch einen Schritt weiter und sagen, dass er noch zehn Kühe hat: sechs lebendige und vier tote. Diese Aufgabe erscheint extrem simpel und trotzdem verstehen sie viele Befragte falsch. Das zeigt, wie wichtig es ist, die Aufgabenstellung des Brainteasers genau zu analysieren und auch auf bestimmte Formulierungen zu achten.

Beispiel 3: Fangfragen

Diese Form der Brainteaser ist besonders gemein, denn in der stressigen Situation eines Bewerbungsgesprächs stehen manche Bewerber schlichtweg auf dem Schlauch. Sie wollen ihr Können beweisen und gehen dabei der Fangfrage komplett auf den Leim. Sehen wir uns zur Verdeutlichung folgendes Beispiel an:

Wie viel Erde befindet sich in einem Loch mit den Maßen 2 x 4 x 1 Meter?

Bevor du nur noch Zahlen vor deinem inneren Auge siehst und eifrig damit beginnst, dass Volumen des Lochs zu berechnen, schau die noch einmal den Begriff an: Loch. Klingelt es? Genau, in einem Loch befindet sich keine Erde mehr und die Maßangaben sind lediglich gegeben, um dich auf die falsche Fährte zu führen. Man kann es daher nicht oft genug wiederholen: Beachte genau die Aufgabenstellung und suche auch nach Haken.

Brainteaser: Mach dir (k)einen Kopf

Sollte dir doch mal keine adäquate Lösung zu einem Brainteaser einfallen oder gehst du einer Fangfrage auf dem Leim, gerate nicht in Panik. Eine „falsche“ Antwort kostet dich nicht sofort den Job. Doch vielleicht können dir die hier aufgelisteten Tipps und Beispiele dabei helfen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Merke dir vor allem, dass es a) keine richtige Antwort gibt, b) der Lösungsweg wichtiger ist als das Ergebnis und c) du die Aufgabenstellung genau analysieren musst. Behältst du dies im Hinterkopf, kannst du einen passenden Lösungsweg finden. Und gleichzeitig beweisen, dass du auch in Stressmomenten den Überblick behältst.

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