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Karrieretipps
Bewerben in Zeiten von Corona: Zehn Antworten auf die brennendsten Fragen

Bewerben in Zeiten von Corona: Zehn Antworten auf die brennendsten Fragen

Ein Gastbeitrag von Viola Klingspohn | 23.04.20

Du brauchst einen neuen Job während der Coronapandemie? Wir verraten dir, worauf du dich einstellen musst und wie du trotz Krisensituation eine Stelle ergatterst.

Corona macht auch vor Bewerbungsprozessen nicht halt, diese verzögern sie sich teilweise deutlich. Einige Unternehmen, die wirtschaftlich härter betroffen sind, reagieren mit Einstellungsstopps. Auch wenn das öffentliche Leben teilweise still steht und der Wirtschaft ein konjunktureller Einschnitt droht, lautet die Devise: Lass dich nicht von der Krise ausbremsen. Experten haben Antworten auf die zehn wichtigsten Fragen zu der erfolgreichen Bewerbung in dramatischen Zeiten.

1. Ergibt es Sinn, sich momentan bei Firmen zu bewerben?

Firmen werden dieser Tage mit Aufgaben im Krisen-Management auf Trab gehalten. Stellensuchende fragen berechtigterweise: Kümmern sich Personalabteilungen überhaupt noch um Bewerbungsverfahren und soll ich Zeit in die Stellensuche investieren?

Grundsätzlich empfehle ich allen Bewerbern, die aktuell ohne Beschäftigung sind, weiter nach Stellen zu schauen und sich bei passenden Jobs auch darauf zu bewerben,

rät Karriere- und Business-Coach Dr. Bernd Slaghuis. Trotz Coronakrise gebe es immer noch viele Arbeitgeber, die ihre Recruiting-Prozesse aufrecht halten. Die fortgeschrittene Digitalisierung mache die Bearbeitung eingehender Unterlagen ohne Probleme weiterhin möglich.

2. Wie wirkt sich die Krise auf den Arbeitsmarkt aus?

Je nach Größe des wirtschaftlichen Schadens gehen Experten davon aus, dass die Arbeitslosenquote in den kommenden Monaten steigen und die Anzahl offener Stellen erst einmal abnehmen wird. Das Onlineportal Wollmilchsau hat analysiert, dass die Anzahl der offenen Stellen bei der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit Anfang April im Vergleich zu Mitte Februar um 11 Prozent gesunken ist. Saisonale Schwankungen wurden nicht berücksichtigt.

Anzahl der offenen Stellen am 4. April 2020: 1.262.996, © Wollmilchsau/Agentur für Arbeit

Zudem grassiert die Angst vor einem Jobverlust. Der aktuelle Spiegel-Wirtschaftsmonitor vom April 2020 zeigt, dass 20 Prozent der Befragten inzwischen befürchten, binnen der nächsten zwölf Monate ihre Arbeitsstelle zu verlieren. Entscheidend ist zudem, in welchem Bereich jemand tätig ist. Ein Novum: Wegen des Coronavirus werden viele Vorstellungsgespräche aktuell als Videokonferenz oder telefonisch geführt. Auch SAP führt Gespräche nur noch per Videocall wie Personalchef Cawa Younosi gegenüber Business Insider erklärt.

Anzahl der offenen Stellen am 15. Februar 2020: 1.407.713, © Wollmilchsau/Agentur für Arbeit

3. Ist es riskant, aus einer Festanstellung zu wechseln?

Wenn du dich in einer Festanstellung befindest, jedoch schon länger mit dem Gedanken spielst, den Arbeitgeber zu wechseln, kannst du dich zunächst einmal nach neuen Stellen umsehen. Beachte jedoch: Ein Jobwechsel will gut überlegt sein. Daher solltest du keine voreiligen Entschlüsse treffen. Karriereberater Bernd Slaghuis rät:

Ob dieser Schritt vor dem Hintergrund der aktuell hohen Unsicherheit im weltweiten Arbeitsmarkt und einer drohenden Rezession sinnvoll ist, das sollten Sie von Ihrer persönlichen Situation im aktuellen Job sowie auch der Situation in Ihrem privaten Umfeld abhängig machen.

4. Was kannst du tun, wenn dir der persönliche Eindruck von der neuen Firma fehlt?

Die Arbeitsatmosphäre kannst du am besten vor Ort erfahren. Was tun, wenn das Vorstellungsgespräch nur per Video möglich ist?

Im Idealfall sind die Unterschiede zu einem persönlichen Gespräch vor Ort nicht gravierend. Dennoch sollten sich Bewerber der besonderen Situation bewusst sein,

appelliert Berater Alexander Weinmann von der Personalberatung Duerenhoff. Da über den fachlichen Austausch hinaus auch menschliche, atmosphärische und praktische Aspekte wichtig sind, nennt der Personalberater folgende Punkte, die du beim Gespräch am Telefon oder per Video erfragen solltest:

  • Welche Stimmung herrscht derzeit im Unternehmen?
  • Wie ist der Umgang der Mitarbeiter im Team?
  • Mit welchen Kollegen arbeite ich unmittelbar zusammen?
  • Wie sieht der Arbeitsalltag für mich aus?

Auch nicht unwichtig seien alltägliche Dinge wie Parkplätze, Gemeinschaftsräume, Kantine und die Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Nahverkehr. Weinmann sagt: 

All das muss man nicht selbst besichtigen. Aber es lohnt sich, diese Dinge eingehend zu besprechen, um sie als Basis für eine gute Entscheidung zu nutzen

5. In welchen Branchen findest du einen Nebenjob?

Wenn du aktuell einen Nebenjob suchst, kannst du dieser Tage in den folgenden sieben Branchen schnell fündig werden: 

  • Supermärkte 
  • Lieferdienste
  • Gesundheitswesen
  • Logistik
  • Handwerk
  • Privathaushalt
  • Ehrenamtlicher Aushilfsjob

Bevor du dich bewirbst, prüfe genau, wann und wo du zeitlich eingesetzt werden kannst. Den Rahmen solltest du bei deinem potenziellen Arbeitgeber offen kommunizieren.

6. In welchen Branchen findest du einen Vollzeitjob?

Eine Grafik der Stellensuchmaschine Adzuna, die ebenfalls die Website Wollmilchsau veröffentlicht hat, zeigt, in welchen Branchen im gesamten Monat März 2020 vermehrt Stellen ausgeschrieben wurden. 

© Adzuna

Demnach suchen die Energiebranche (57,5 Prozent) und das produzierende Gewerbe (51,1 Prozent) am häufigsten nach Bewerbern. Gefolgt von Anzeigen für Freiwilligentätigkeiten (37,1 Prozent). Das Angebot an Teilzeitstellen war mit 88,2 Prozent am größten.

7. Dauert es jetzt länger, bis du eine neue Stelle findest? 

Du solltest dir darüber im Klaren sein, dass sich durch die Coronapandemie in vielen Firmen der Bewerbungsprozess verzögert. Wenn weniger Jobs ausgeschrieben werden und mehr Menschen eine Stelle suchen, musst du zwangsläufig damit rechnen, dass deine durchschnittliche Suchdauer bei einem Jobwechsel zunehmen wird. Netzwerken wird somit wichtiger denn je. Das Karrierenetzwerk XING stellt bis Ende April 2020 allen Mitgliedern seine ausgewählten Premium-Funktionen kostenlos zur Verfügung. Bis dahin kannst du über XING auch Nachrichten an Nichtkontakte senden und Profilbesucher aufrufen, um dein Netzwerk zu erweitern.

8. Darfst du bei Unternehmen noch nachfragen, wie der aktuelle Stand deiner Bewerbung ist?

Wenn du deine Bewerbung in einem Online-Bewerbungsportal hochgeladen hast, erhältst du zeitnah eine Bestätigung. Somit weißt du, dass der Bewerbungsprozess läuft. Anders verhält es sich mit einer Bewerbung per Mail. Karriere-Coach Bernd Slaghuis meint, dass du per Telefon oder Mail nachfragen kannst, wenn du nach einer Woche keine Rückmeldung erhalten hast. Ähnlich sieht es auch Tobias Hahn, Teamleader Human Ressources bei Stellenanzeigen.de:

 Selbstverständlich ist das Nachfragen nach dem aktuellen Stand einer Bewerbung erlaubt, schließlich geht es um die persönliche Zukunft des Bewerbers. Die momentane Ausnahmesituation erfordert vielerorts jedoch etwas mehr Geduld. Höfliche und direkte Nachfragen, gepaart mit Verständnis für die Situation, werden in den meisten Fällen auch zu einer zeitnahen Antwort führen.

9. Was musst du generell bei einem Videointerview beachten?

Füllwörter wie „äh“ oder „also“ solltest du dir unbedingt abgewöhnen, empfiehlt Mentaltrainer Dr. Dieter Bähr zur Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch per Video. Ebenso solltest du akzentuierter sprechen als sonst, um nicht ins Langweilige abzudriften. Beim Outfit ist die goldene Mitte die beste Wahl. Also weder leger im Hausanzug noch herausgeputzt im Anzug. Bähr rät zudem, nicht zu nah an der Bildschirmkamera zu sitzen:

Setzen Sie sich so hin, dass die untere Bildkante auf der Höhe Ihres Solarplexus anfängt und die obere Bildkante etwas über Ihren Haaren aufhört.

Und bloß nicht mit dem Körper dem Bildschirm zu nahe kommen! Dieter Bähr empfiehlt das Üben, indem du dich selbst aufnimmst und das Video anschließend anschaust. Alternativ kannst du ein Vorstellungsgespräch mit Freunden via Skype oder einen Zoom-Call vornehmen und dir anschließend Feedback einholen.

10. Wie sehen Onboarding und Einarbeitung in der Coronakrise aus?

Karriereberater Bernd Slaghuis schlägt vor, sich beim Arbeitgeber zu informieren, in welcher Form Onboarding und Einarbeitung geplant sind. Arbeitest du zunächst aus dem Home Office? Wirst du vorab mit technischem Equipment ausgestattet? Du solltest auch erfragen, welche Termine bereits geplant sind, in denen du dich den neuen Kollegen vorstellen kannst. Es gibt Firmen, die bereits mitten im virtuellen Prozess des Onboardings stecken. Dazu gehört die Bright Solutions GmbH in Darmstadt. Dessen Head of Customer Success Management, Nico Sonnenberg, erklärt im Interview mit personalmarketing2null, dass es bei ihnen zunächst einmal einen Leitfaden für virtuelles Onbaording gebe.

Unser Head of HR setzt den Onboarding-Prozess zirka einen Monat, bevor der neue Mitarbeiter startet, in Gang. Hier beginnt es damit, dass der Rolleninhaber per Mail schon einmal einen Auszug aus unseren Dokumentationen für die Rolle erhält,

erklärt Sonnenberg. Der Arbeitsplatz werde teilweise in doppelter Ausführung angeschlossen, damit sowohl remote als auch im Büro gearbeitet werden kann. 

Mit Geduld nach vorn sehen

Obwohl niemand weiß, wie sich die Dinge in den nächsten Monaten entwickeln, kannst du auch im Berufsleben statt Angst Hoffnung wählen. Unternehmen stellen immer noch ein. Auch wenn die Einstellungsprozesse langsamer sein mögen, kann sich Geduld am Ende auszahlen. Zeig den Arbeitgebern, dass du bereit bist, dich der jetzigen Situation anzupassen und dass du mit Veränderungen in einem unsicheren Klima umgehen kannst. Mit Klarheit und Vertrauen kannst du deine gesteckten Karriereziele auch in schwierigen Zeiten erreichen.

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