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Karrieretipps
Aufgeräumt mit Karrieremythen: Diese 6 Annahmen solltest du nicht glauben

Aufgeräumt mit Karrieremythen: Diese 6 Annahmen solltest du nicht glauben

Michelle Winner | 28.02.20

Ein Abschluss an der Elite-Uni und ein großes Netzwerk verbessern die Karrierechancen? Falsch! Doch viel zu oft fallen wir auf falsche Annahmen über die Arbeitswelt herein. Damit ist Schluss.

Ratgeber darüber, wie du deine Karriere pushen kannst, gibt es wie Sand am mehr. Durch diese Tipps und Tricks glauben viele von uns, sie wüssten, was ihnen in der Zukunft helfen wird. Dass es sich hierbei jedoch oft um Irrglauben handelt, ist den meisten nicht bewusst. Vielleicht bist du selbst auch schon auf Karrieremythen hereingefallen, ohne es zu merken. Genau deshalb wollen wir mit sechs der größten Mythen aufräumen und Klarheit schaffen.

Mythos 1: Ein Abschluss an der Privat-Uni zählt mehr

Da es inzwischen vergleichsweise einfach ist, an einer Uni in Deutschland zu studieren, suchen die Arbeitskräfte von morgen nach Wegen, um sich von der Masse abzugrenzen. Schnell entsteht dabei der Glaube, der Abschluss an einer privaten beziehungsweise „Elite“-Universität würde  bessere Chancen bringen. Ein Irrglaube, auf den auch ich selbst nach dem Abi hereingefallen bin. Schnell musste ich, so wie viele andere Studenten, feststellen, dass privat und elitär nicht gleich besser bedeutet. Und genauso sehen das auch viele Personaler. Denn die „gute“ Universität ist vielleicht ein Blickfang auf deinem Lebenslauf, sagt aber über deine Qualifikation nicht viel aus. Auf dem heutigen Arbeitsmarkt zählen vor allem die Soft Skills.

Infografik: Zahl der Studierenden auf Rekordhoch | Statista
Die steigende Anzahl an Studenten und damit Absolventen steigert das Bedürfnis, sich von der Masse abzugrenzen. Eine „bessere“ Uni ist jedoch nicht die Lösung.

Hier können Absolventen einer „normalen“ Uni tatsächlich eher punkten. Denn: In der Regel mussten sie während ihres gesamten Studiums für sich selbst sorgen. Das bedeutet, Fristen selbst herausfinden, Kurse allein organisieren, die eigenen Credits im Auge behalten, Anträge stellen, und, und, und. An vielen privaten Unis hingegen, gibt es vorgeschriebene Stundenpläne, genug Plätze in Seminaren und etwas mehr individuelle Betreuung durch die Hochschule selbst. Die Selbstorganisation, die von Personalern gern gesehen wird, bleibt dabei eher auf der Strecke. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass der Abschluss an einer Elite-Uni Vorteile mit sich bringen kann, dies aber nicht die Regel ist. Anstatt also Unmengen an Geld in hohe Studiengebühren zu investieren, kann ein Blick auf das Angebot der öffentlichen Hochschulen bereits genügen.

Mythos 2: Je höher der Abschluss, desto besser die Chancen

Ein weiterer Irrglaube, auf den viele hereinfallen. Ein Master-Abschluss oder gar Doktortitel bringen dich nicht immer schneller ans Ziel. Ganz im Gegenteil. Denn besonders die Promotion kann dafür sorgen, dass du als überqualifiziert giltst und deshalb von Unternehmen abgelehnt wirst. Hinzu kommt das Problem als „Fachidiot“ abgestempelt zu werden, wenn du viel studiert, aber wenig praktische Erfahrung hast. Doch auch wenn die Annahme hoher Abschluss gleich hohe Chancen eher zu den Mythen zählt, gilt es an dieser Stelle nach Branchen zu unterscheiden: Allgemein sinkt der Bedarf an promovierten Absolventen, heißt der Doktortitel bringt vor allem dann etwas, wenn du in die Forschung möchtest. Nicht jedoch im normalen Berufsalltag. Mit dem Master ist es etwas anders.

Infografik: IT-Unternehmen wollen verstärkt Hochschulabsolventen einstellen | Statista

Gerade in den Naturwissenschaften wird ein Masterabschluss erwartet, der so dann auch für bessere Einstiegschancen sorgt. Ähnlich verhält es sich bei den Geisteswissenschaftlern: Auch wenn du beispielsweise nach dem Sprachstudium ein Volontariat oder ähnliches machst, kommst du um den Master kaum herum. Ebenso wichtig sind in diesem Bereich aber auch Praxiserfahrungen während des Studiums. Wenn du aber eher einen Job in der Wirtschaft anstrebst und den Weg über einen BWL-Studiengang gewählt hast, reicht der Bachelor oft schon aus. Es empfiehlt sich, direkt danach ins Berufsleben einzusteigen und sich die Karriereleiter hochzuarbeiten anstatt hochzustudieren. Den Master kannst du zur Not aber immer noch nachholen, oft sogar berufsbegleitend.

Mythos 3: Auslandsaufenthalte sind ein Karriereboost

Dieser Mythos wird schon Schülern aufgetischt: Ein Auslandsjahr verschafft dir bessere Chancen in der Arbeitswelt. Was generell gut klingt, trifft aber nicht immer zu. Und die Annahme, dass ein Auslandsaufenthalt ein Wundermittel für die Karriere ist, stimmt schlichtweg nicht. Natürlich können im Ausland wertvolle Erfahrungen gesammelt werden. Aber dem ist nicht immer so und die Zeit Abroad bringt auch immer einen Zeitverlust mit sich – als Schüler muss man ein Schuljahr wiederholen, als Student ein Semester länger studieren. Tatsächlich kann das zu einem Einbruch der Leistungen führen, weil man sich nach der Rückkehr meist neu zurechtfinden und sich gegebenenfalls an ein neues Umfeld anpassen muss.

Als Berufstätiger kann dir der Auslandsaufenthalt sogar ganz das Genick brechen. Du verpasst beispielsweise Umstrukturierungen, Stellenausschreibungen oder Weiterbildungschancen. Deshalb wird es in Deutschland auch immer unbeliebter, ein Expat zu sein. Zugegeben: Gerade in internationalen Unternehmen kann der Auslandsaufenthalt Vorteile mit sich bringen. Doch viel wichtiger sind deine Sprachkenntnisse. Während Englisch heute eine Selbstverständlichkeit darstellt, kannst du mit einer weiteren Sprache noch besser punkten. Um Sprachkenntnisse zu erlangen, musst du auch nicht zwingend im Ausland gewesen sein – ein Abendkurs kann schon genügen.

Mythos 4: Vitamin B sorgt für die besten Karrierechancen

Gemeint hiermit ist natürlich nicht wirklich deine Vitaminzufuhr, sondern die Hilfe durch Familie, Freunde und Bekannte. Networking ist das A und O auf dem Arbeitsmarkt und je mehr Kontakte du auf Xing und LinkedIn addest, desto besser deine Chancen. Richtig? Leider nicht. Denn hier gilt Qualität über Quantität. Dein Kontaktnetz kann dir ungeahnte Chancen eröffnen, aber auch ein großer Reinfall sein, wenn zu viele Personen darin vernetzt sind. Durch die große Menge entgehen dir vielleicht Postings oder Nachrichten, die von Relevanz sind. Stattdessen spammt Person XY dich mit Werbung zu Dienstleistungen oder Events zu. Bevor du also jemanden deiner Kontaktliste hinzufügst, prüfe genau:

  • Ist der Kontakt seriös?
  • Kann der Kontakt dir beruflich weiterhelfen (Unternehmen, Branche)?
  • Hat der Kontakt selbst hilfreiche Kontakte aus der Branche?
  • Zeichnet der Kontakt sich durch ein spezielles Know-how aus?

Mythos 5: Headhunter bringen dich zum Traumjob

In der Kartei eines Headhunters gelistet zu sein, hilft dir, deinen Traumjob zu bekommen? Nicht unbedingt. Zig Bewerbungen an Headhunter zu verschicken, erhöht nicht deine Chancen, sondern macht dich zur Karteileiche. Denn: Erhält der Headhunter einen Auftrag, so wirft er vielleicht einen kurzen Blick in seine Kartei. Viel eher jedoch sucht er aktiv nach passenden Kandidaten. Wenn du also die Hilfe eines Headhunters in Erwägung ziehst, solltest du, wie bei deinem Netzwerk, auf Qualität statt Quantität setzen. Heißt, deine Bewerbung vielleicht ein oder zweimal verschicken und auch nur dann, wenn du wirklich verfügbar und bereit für einen neuen Job bist. Außerdem solltest du selbstbewusst und nicht verzweifelt klingen – sonst beförderst du dich selbst in eine schlechtere Verhandlungsposition, wodurch der gewünschte Karriereboost ausbleiben kann.

Mythos 6: Karriere macht glücklich

Die Gleichung Karriere gleich Glück hält sich stark in den Köpfen der Berufstätigen. Doch wo es früher noch oft hieß, dass die Lebensziele Abschluss, Karriere, Familie sind, solltest du heute genau darüber nachdenken, was du eigentlich erreichen willst. Denn die Karriere ist kein Wundermittel für Glück. Natürlich gibt es Menschen, für die ihre Arbeit die oberste Priorität hat, weil sie darin aufgehen und auch mit dem Gehalt mehr als zufrieden sind. Wer jedoch zu sehr auf die Arbeit versessen ist, kann andere Bereiche des Lebens vernachlässigen, beispielsweise Freizeit, Freunde und Familie. Deshalb solltest du dir folgende Frage stellen:

Will ich die Karriereleiter ganz nach oben steigen, oder reicht mir eine Sprosse weiter unten?

Heißt, du solltest abwägen, ob du wirklich in eine Führungsposition möchtest, oder ob dir bestimmte Verantwortungsbereiche reichen. Momentan streben tatsächlich nur 34 Prozent der Frauen eine Führungsposition an, bei den Männern sind es 42 Prozent. Für viele Berufstätige stehen andere Bereiche des (Arbeits-)Lebens im Fokus: Flexibilität, Work-Life-Balance, Freizeitaktivitäten, Weiterbildungen, Familienplanung, Reisen und vieles mehr. Bevor du also all deine Energie in deine Karriere steckst, weil du denkst, sie sei das Einzige, was dich glücklich machen kann, ordne und überdenke deine Prioritäten. Denn vielleicht bist du deinem persönlichen Karriereziel schon näher als du denkst. Jage also nicht den Mythen hinterher, sondern konzentriere dich aufs Hier und Jetzt.

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