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Human Resources
Recruiting in der Coronakrise: Welche Veränderungen gab es und welche müssen kommen?

Recruiting in der Coronakrise: Welche Veränderungen gab es und welche müssen kommen?

Michelle Winner | 12.01.21

HR Manager stehen durch die Coronapandemie vor neuen Herausforderungen. Doch wer den Wandel aus 2020 wahrnimmt und versteht, kann 2021 daraus lernen und Bewerbungsprozesse optimieren.

Das vergangene Jahr hat die Arbeitswelt vor viele Herausforderungen gestellt und auch im Recruiting war es weder für Unternehmen noch Jobsuchende einfach. Wie sich die Coronapandemie im Detail auf Einstellungsprozesse ausgewirkt hat, beschreibt Mathias Heese, Geschäftsführer bei Softgarden, für Human Resources Manager. Doch wir wollen nicht nur einen Blick auf das vergangene Jahr, sondern auch in Richtung Aussichten für 2020 werfen.

Erster Lockdown führt zu Rückgang bei Einstellungen

Heese bezieht sich in seinen Ausführungen auf die Daten des Softgarden Recruiting Dashbords. Diese zeigen, dass es während des ersten Lockdowns im April die Recruiting-Zahlen sanken. Es gab weniger Bewerbungen, Stellenausschreibungen, Job Interviews und Einstellungen. Grund hierfür ist unter anderem, dass Rekrutierungsprozesse oft eingefroren worden sind, da die Unternehmen durch Schließungen finanzielle Probleme angehen und neue Vorgehensweisen entwickeln mussten.

Die Grafik zeigt die Entwicklung der Zahlen in den ersten Monaten der Pandemie. © Softgarden

Leichter Aufwärts-Trend in Mai und Juni

Die Unternehmen schienen sich jedoch vergleichsweise schnell an die neue Situation zu gewöhnen. Im Mai lagen die Zahlen für Job Postings, Bewerbungsgespräche und Einstellungen immer noch im negativen Bereich im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit, auch wenn es einen geringen Anstieg gab. Lediglich die Anzahl der Bewerbungen nahm zu, was vermutlich durch Kurzarbeit und Arbeitsverlust durch die Schließung vieler Unternehmen verursacht wurde.

Im Juni nehmen die Aktivitäten noch mehr zu. Die Zahl der Stellenausschreibungen liegt nur knapp unter dem Vorjahresniveau, in den anderen Kategorien lässt sich sogar ein Wachstum feststellen. So gibt es 49 Prozent mehr Bewerbungen, 26,7 Prozent mehr Interviews und 13,8 Prozent mehr Einstellungen. Dieses Wachstum erklärt Heese mit einem „Entladungseffekt“, der durch den Stau während des Lockdowns ausgelöst wurde.

Der Aufwärts-Trend hält auch im Sommer 2020 an

Die derzeit aktuellsten Daten zeigen, dass die Zahlen in den jeweiligen Kategorien auch im Juli und August anstiegen – zumindest im Vergleich zum Vorjahr. Besonders interessant ist an dieser Stelle jedoch ein Vergleich der Werte innerhalb des Jahres: Im Vergleich zum April 2020 stieg die Anzahl der Einstellungen im Juli 2020 um beachtliche 79,9 Prozent an. Hier die Zahlen noch einmal im Detail:

© Softgarden

Im Sommer konnten die meisten Unternehmen ihre Türen wieder öffnen, was eine Erklärung für die steigenden Zahlen ist. Außerdem stellten einige Firmen IT-Exptert:innen ein, die beispielsweise dabei helfen sollten die Arbeit im Home Office zu vereinfachen oder Geschäfte auf Online-Handel umzustellen. Im August jedoch waren erste Rückgänge zu verzeichnen, ganz besonders was die Job Postings angeht. Damit nahm auch die Zahl der Einstellungen ab, während es jedoch noch einmal mehr Bewerbungen gab. Heese erklärt, dass diese Veränderung eher saisonal als durch Corona bedingt wird, denn auch im August 2019 wurde eine ähnliche Entwicklung beobachtet.

Und in den Monaten danach? Heese prophezeite, dass sich die Zahlen zum Ende des Jahres hin wieder stabilisieren würden. Diese Einschätzung wurde jedoch vor dem erneuten Lockdown in Deutschland getroffen. Wie sich die verschärften Kontaktbeschränkungen und Unternehmensschließungen seit November auf die Recruiting-Zahlen ausgewirkt haben, bleibt abzuwarten. Es ist jedoch wieder mit einem Rückgang zu rechnen. Hier wäre zudem ein Blick in die einzelnen Branchen interessant, denn die neuen Corona-Maßnahmen trafen erneut vermehrt die Hotellerie, Gastronomie, Eventbranche sowie den Einzelhandel.

Tipps für Recruiter während Krisenzeiten

Die Frage, die sich nun stellt, ist, wie Recruiter und HR Manager mit den Entwicklungen des letzten Jahres umgehen und Prozesse in diesem Jahr verändern. Heese hat dafür einige Ratschläge zusammengefasst:

  • Rekrutierung hochfahren: Mit vielen Bewerber:innen auf dem Markt steigt der Kampf um die Talente. Hier lohnt es sich, die Suche nach neuen Mitarbeiter:innen wieder aufzunehmen und damit nicht nur Jobsuchenden eine Chance einzuräumen, sondern auch wertvolle Angestellte zu finden, die nachhaltig Vorteile für das Unternehmen bringen.
  • Mit Sicherheit werben: In Krisenzeiten sehnen sich Bewerber:innen vor allem nach einer Sache – Sicherheit. Bei der Mitarbeiterakquise lohnt es sich daher, diese als Pluspunkt für das Unternehmen in Job Postings hervorzuheben.
  • Auf virtuelles Einstellen setzen: Digitale Rekrutierungsprozesse sind in Zeiten von Kontaktbeschränkungen wichtiger denn je. Video-Bewerbungsgespräche sollten daher keine Herausforderung mehr darstellen. Außerdem sollten auch Verfahren zum digitalen Onboarding entwickelt werden, um neue Mitarbeiter:innen problemlos ins Unternehmen integrieren zu können.
  • Prozesse beschleunigen: Heese erklärt, dass 2020 die Geduld von Arbeitssuchenden stark gesunken ist. Daher ist nicht nur eine reibungslose, digitale Kommunikation wichtig, sondern auch eine schnelle. Bewerbungsprozesse sollten also dahingehend optimiert werden, dass sie sich nicht ewig in die Länge ziehen.
  • Flexibel bleiben: Krisenzeiten sind vor allem eines – unsicher. Darauf müssen Recruiter gefasst sein, denn auch 2021 setzt sich der Lockdown fort und stellt Unternehmen vor viele Herausforderungen. Flexibilität ist in diesen Zeiten viel wert, denn nur so können Einstellungsprozesse auch weiterhin reibungsfrei ablaufen.

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