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Human Resources
In Lohn und Brot stehen, reicht Arbeitnehmern heute nicht mehr aus

In Lohn und Brot stehen, reicht Arbeitnehmern heute nicht mehr aus

Ein Gastbeitrag von Marie-Claire Raden | 28.06.18

Unsere Gastautorin Marie-Claire Raden, Gründerin und Geschäftsführerin von tectumedia, setzt sich schon lange mit dem Thema Mitarbeiterbindung auseinander und weiß, worauf es Arbeitnehmern ankommt.

AirBnB gibt jedem Mitarbeiter unter anderem ein vierteljährliches Reisebudget. Adobe schließt seine gesamte Firma sowohl im Sommer als auch im Winter für eine gesamte Woche als Extra-Urlaubszeit. Dropbox verwöhnt seine Mitarbeiter mit einer Gourmet-Kantine für ca. 24 Dollar pro Lunch pro Mitarbeiter. Kaffee gibt es dort von einem echten Barista. Aber auch lebenserleichternde und ausgleichende Vorteile wie Pendlerpauschalen, einen eigenen Fitnessraum oder medizinische Unterstützung gehören zu ihrem Portfolio. Bei Haribo gibt es für Mitarbeiter-Jubiläen Sonderurlaub und Geschenke. Über Prepaid-Kreditkarten können sich die Mitarbeiter Geschenke sogar selbst ausgewählt werden.

Mitarbeiter langfristig im Unternehmen halten – für Arbeitgeber eine wachsende Herausforderung, bei der sie in der Praxis nicht selten an ihre kreativen sowie operative Grenzen stoßen. Vor allem im digitalen Bereich sowie in der wachsenden Startup-Szene werden innovative Konzepte ausgearbeitet. Denn um Arbeitskräfte langfristig im Unternehmen zu halten, bedarf es mehr als spannende Themen und pünktliches Gehalt. Motivationsmaßnahmen müssen eingesetzt werden, um im stark wachsenden Markt konkurrenzfähig zu bleiben.

Das bunte Markttreiben

Standen Arbeitnehmern vor zehn Jahren noch weitaus weniger Auswahlmöglichkeiten bei der Jobsuche im digitalen Bereich zur Verfügung, offerieren heute etliche Portale im Stundentakt neue Angebote. Laut der Trendanalyse des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft wurden letztes Jahr 7.711 Stellenangebote in der Werbebranche veröffentlicht, davon rund 70 Prozent für Werbeagenturen. Vor allem Großstädte wie Berlin boomen. Denn der Standort vereint viele attraktive Standortfaktoren. Die Hauptstadt verfügt über eine sehr gute Infrastruktur und bietet im Vergleich zu anderen deutschen sowie westeuropäischen Ländern moderate Mietpreise und eine hohe Lebensqualität bei günstigen Lebenshaltungskosten. Nicht umsonst haben sich hier namhafte Unternehmen wie Zalando, Ebay und Amazon niedergelassen. Auch Beteiligungsgesellschaften und Acceleratoren wie Rocket Internet, Holtzbrinck Ventures oder Tengelmann Ventures sitzen hier und unterstützen Neugründer.

Eine repräsentative Umfrage des Instituts für Beschäftigung und Employability im Auftrag des Personaldienstleisters Hays aus 2017 zeigt die Gewichtung geeigneter Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung sowie deren Umsetzung. Knapp die Hälfte der Befragten in der DACH-Region sieht dabei flexible Arbeitszeiten als geeignetes Instrument. In etwa genauso viele gaben an, dass sie dies auch bereits umsetzen. Home-Office-Lösungen und agiles Arbeiten sind bereits gängige Möglichkeiten diese Flexibilität zu garantieren. Um wirklich zu überzeugen, muss man als Unternehmen also mehr bieten. Die Kluft zwischen Wunsch und Umsetzung bei Karriereoptionen ist noch besonders groß, genauso ist beim Thema marktgerechte Entlohnung noch Luft nach oben.

Im Namen der Motivation

Die Mitarbeiter sehen sich untereinander mehr als die eigene Familie. Eine gute Stimmung im Team ist also essentiell, denn eine positive Arbeitsatmosphäre macht sich in der Arbeitsqualität und Effizienz bemerkbar. Fordern und fördern, Leidenschaft erzeugen, Engagement auslösen, eine Arbeitskultur zum Wohlfühlen und Ausgleichsprogramme, die überzeugen.

Oftmals ist die Frage der Mitarbeiterbindung eine Generationsfrage. Bei der älteren Generation stand der Beruf noch als Konstante im Leben und der Wunsch in nur einem Unternehmen zu bleiben und dort aufzusteigen, galt als erfolgreich. Mittlerweile ist Fluktuation jedoch ein regelmäßiger Begleiter. Das Verlangen nach repräsentativen Titeln, die man in kurzer Zeit erlangen möchte, ist stärker geworden. Auch das Erschließen neuer Themenfelder, ein anderes Umfeld und die generelle Sehnsucht nach Veränderungen spielen eine Rolle für Jobwechsler. Die Onlinebranche ist extrem schnelllebig. Dadurch wird es zwar im Alltag selten eintönig, aber diese Schnelllebigkeit überträgt sich in gewisser Weise auf die Arbeitnehmer.

Materielle und immaterielle Bonus-Modelle

Um die Fluktuation im Zaum zu halten, entwickelt sich die Benefit-Kultur im digitalen Bereich gerade sehr stark. Mitarbeitervorteile wie Kita- und Fahrtkostenzuschüsse, Fitnessstudio-Mitgliedschaften oder ein Halbjahres-Bonus sind Beispiele aus der Praxis. Hinzu kommen Kleinigkeiten wie das Erinnern an Geburtstage, Getränke etc. bereit zu stellen oder Aufmerksamkeiten zu Feiertagen wie Ostern und Weihnachten. Team-Ausflüge und Kurztrips sind eine gern gesehene Abwechslung! Sie stärken das Wir-Gefühl und schweißen zusammen. Solche Reisen können auch mit einem strategischen Unternehmensansatz kombiniert werden. Auch individuelle Reisen wie Sabbaticals können potentielle Mitarbeiter von einer Anstellung überzeugen, genauso wie Sabbatical-Boni, die eine weitere monetäre Wertschätzung sind. Dazu eine kleine Anekdote aus der Praxis: Eine Mitarbeiterin hat, als sie ins Office zurückkam, ihren PC-Login vergessen. Für tectumedia das beste Zeichen, dass das Sabbatical richtig gewirkt hatte und sie komplett abschalten konnte. Mit dem gewonnenen Abstand hat sie einen neuen Blick und frische Ideen, die dem Unternehmen zu Gute kommen. Dass man in Agenturen immer bis in die Nacht hineinarbeitet, ist im Übrigen nicht mehr die Regel. Falls es doch mal länger wird, sollte immer ein entsprechender Ausgleich geschaffen werden.

Auch immaterielle Boni, die das Unternehmensimage aufpolieren und somit die Motivation steigern, sind denkbar. Bei adidas in Herzogenaurach stand zum Beispiel mal bei einem Mitarbeiterevent Pharrell Williams auf der Bühne. Bei Storck gibt es ein extra Familienbüro, falls Babysitter oder Kita ausfallen. Auch ihre Mitgliedschaft im Unternehmensnetzwerk „Erfolgsfaktor Familie“ untermauert die familienausgerichtete und lebensphasenorientierte Personalpolitik, die Teilzeitmodelle und individuelle Arbeitszeitangebote berücksichtigt.

Trotz des immensen Wachstums an Vorteilsprogrammen, bleibt natürlich eins weiterhin unangefochten wichtig: das persönliche Miteinander! Respekt und Vertrauen sind für langfristiges Zusammenarbeiten unabdingbare Komponenten.

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