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Human Resources
Führungsposition in Teilzeit – wer profitiert vom neuen Modell?

Führungsposition in Teilzeit – wer profitiert vom neuen Modell?

Birte Lissner | 18.12.20

Teilzeitmodelle werden immer gefragter. Nicht nur Frauen, sondern auch Männer wünschen sich eine bessere Vereinbarkeit von Karriere, Familie und privaten Interessen. Wie sich das Modell der Führungsposition in Teilzeit gestaltet und welche Chancen und Risiken dadurch entstehen.

Klassischerweise sind Führungspositionen nur in Vollzeit zu besetzen. So verzichten insbesondere viele Mütter, weil sie sonst Arbeitsleben und Familie nicht vereinbaren können, obwohl sie die passende Qualifikation dafür hätten. Doch das Bedürfnis nach flexibleren Arbeitsmodellen mit Karrierechance wächst zunehmend – auch bei Männern. Was sich in anderen Ländern schon mehr und mehr an Bekanntheit erfreut, muss sich hier erst noch etablieren: Teilzeitmodelle auf Führungsebene.

Was umfasst der Begriff “Führungsposition in Teilzeit”?

Nicht zu verwechseln mit der klassischen Teilzeit, besteht der Kern dieses Modells im sogenannten “Job-Sharing”. Das heißt, dass eine Vollzeitstelle durch zwei Arbeitnehmer:innen besetzt wird. Die beiden Partner:innen treffen zwar regelmäßig eine arbeitszeitliche und Aufgaben bezogene Abstimmung, konkrete Inhalte werden jedoch nicht getrennt wie es beim sogenannten “Split-Level-Sharing”. Je nach Unternehmen erfolgt die Zeiteinteilung selbstständig oder in Kommunikation mit dem Team. Die Intention dieses Modells liegt darin, Führungspositionen mit komplexen Aufgabengebieten auch für die Hälfte der Wochenstunden zu ermöglichen. Eben dadurch, dass das Vollzeitmodell geteilt wird. So kann man als Firma nicht nur den Frauenanteil in Führungspositionen maximieren, sondern sich auch als interessante:r Arbeitgeber:in positionieren.

Chancen und Risiken des Arbeitszeitmodells

Zu den großen Vorteilen zählt sicherlich, dass sich individuelle Lebensläufe besser mit einem beruflichen Aufstieg kombinieren lassen. Mehr Zeit für die Familie, für die Eltern, die gepflegt werden müssen, oder auch für Reiseträume oder besondere Hobbys schafft glücklichere Arbeitnehmer, die erfüllt an ihren Job gehen. Insbesondere Mütter mit hoher Qualifizierung langweilen sich tendenziell in unterbezahlten Teilzeitjobs und wünschen sich eigentlich mehr berufliche Verantwortung und Herausforderung, ohne Abstriche in der Betreuung der Kinder machen zu müssen.

Darüber hinaus gewinnt das Unternehmen deutlich mehr Qualifikationen für eine Arbeitsstelle, denn jeder der beiden Partner:innen bringt unterschiedliche Skills mit, die in der Zusammenarbeit optimal genutzt werden können. Nicht zuletzt bedeutet das Modell der „Führungsposition in Teilzeit” auch eine erhebliche Karrierechance für junge Arbeitnehmer:innen, die durch ältere und erfahrenere Partner:innen an Selbstsicherheit und Stärke in den einzelnen Aufgabengebieten gewinnen können. Der jüngere von beiden kann bei komplizierten Aufträgen auf die Erfahrung und das Know-How de:r Älteren zurückgreifen und gleichzeitig “frischen” Wind in die geschäftliche Zusammenarbeit mitbringen. Ein Gewinn für beide Seiten.

Natürlich bringt das Modell des “Job-Sharings” nicht nur Vorteile mit sich. Führungspositionen erfordern ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit und perfekter Organisation. Nicht selten muss ein ganzes Team geführt werden. Wer mit de:r Tandem-Partner:in nicht auf einer Wellenlänge liegt und Absprachen meidet, riskiert Strukturverluste und lange Entscheidungswege. Insbesondere die zeitliche Abstimmung gestaltet sich nicht immer einfach, wenn Tasks einen ganzen Tag erfordern, Dienstreisen anstehen oder Kund:innentermine nur zu einer bestimmten Uhrzeit erfolgen können. Schwierig wird es auch, wenn eine:r der beiden Partner:innen deutlich mehr krankheitsbedingt ausfällt oder sich gewünschte Urlaubstage überschneiden. Auch im Team, welches geleitet wird, kann es zu Unstimmigkeiten kommen, wenn Absprachen mit zwei Instanzen geführt werden müssen statt nur mit einer. Das “Job-Sharing” Modell hat langfristig nur eine Chance, wenn beide Partner:innen perfekt organisiert und im ständigen Dialog miteinander sind, ohne Konkurrenzgedanken zu hegen.

Chancengeber oder Schuss in den Ofen – Ist das “Job-Sharing” auch für Unternehmen rentabel?

Nicht in jeder Firma und in jedem Berufszweig kann das Modell funktionieren. Doch in einigen Unternehmen kann es viele Vorteile mit sich bringen, eine Vollzeitstelle auf Führungsebene mit zwei Arbeitnehmer:innen zu besetzen. Insbesondere dann, wenn das Aufgabengebiet sehr viele Qualifikation erfordert und genug Raum für zwei Personen bietet. Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass zufriedene Mitarbeiter:innen motivierter arbeiten und somit auch mehr leisten. Nicht ohne Grund bieten immer mehr Firmen verkürzte Arbeitswochen beziehungsweise optionale Tage für Home Office an. Flexiblere Modelle können auch auf Führungsebene von Erfolg gekrönt sein. Wichtig ist, dass das Unternehmen klare Strukturen für die geteilte Stelle festlegt wie zum Beispiel eine Vertretungsregel im Falle von krankheitsbedingten Ausfällen.

Führungsposition in Teilzeit – das ist erforderlich für den Erfolg

Um einer Führungsposition gerecht zu werden, erfordert es sehr viel Organisation und Verantwortung. Damit diese Anforderungen auch durch zwei erfüllt werden können, müssen beide Partner:innen miteinander harmonieren und sich regelmäßig absprechen. Optimal ist ein Tag in der Woche, um die anstehenden Aufgaben zu koordinieren und Entscheidungen gemeinsam abzuwägen. Möglicherweise muss man auch mit dem Kompromiss leben, in der Freizeit für Rückfragen de:r Partner:in erreichbar zu sein.

Wer sich für ein “Job-Sharing” Modell interessiert, kann spezielle Agenturen mit der Stellensuche beauftragen oder in der eigenen Firma nachfragen.

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