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Human Resources
Arbeitswelt: Warum Wechselfreude und Optimismus im Trend liegen

Arbeitswelt: Warum Wechselfreude und Optimismus im Trend liegen

Ein Gastbeitrag von Viola Klingspohn | 30.12.19

Du bist einerseits zufrieden mit deinem Job, denkst andererseits aber über einen Jobwechsel nach? Dann befindest du dich in guter Gesellschaft.

Laut einer repräsentativen Online-Umfrage vom Marktforschungsinstitut Forsa für XING E-Recruiting sind insgesamt 85 Prozent der Berufstätigen mit ihrem Arbeitsleben „sehr zufrieden“ oder „eher zufrieden“. Dennoch kommen bei vielen Wechselgedanken auf. Zufriedenheit bedeutet keineswegs, dass nicht doch irgendwo ein besserer Job wartet. In der Umfrage erklärt jeder dritte Befragte (32 Prozent), grundsätzlich wechselwillig zu sein. Nur 59 Prozent planen, ihrem Arbeitgeber wirklich langfristig treu zu bleiben.

Arbeitgeber müssen sich auf häufige Jobwechsel einstellen

David Vitrano, Geschäftsführer Marketing & Sales XING E-Recruiting, erklärt:

Hinter diesen Zahlen schimmert ein neues Selbstbewusstsein der Berufstätigen durch, die neue Herausforderungen suchen und häufiger den Arbeitgeber wechseln. Arbeitgeber müssen sich darauf einstellen und ihre Personalgewinnung und -entwicklung weiter ausbauen, um im Kampf um die besten Talente zu bestehen.

Auch im Trend Report der Jobbörse Jobware zeigen sich die Befragten für 2019 sehr wechselfreudig. Die Rate ist eindeutig höher als in den Erhebungen von 2017 und 2015. Was auffällt: Es sind gerade die jüngeren Beschäftigten zwischen 18 und 29 Jahren, die den Job wechseln möchten. Mit steigendem Alter sinkt hingegen die Wechselbereitschaft.

Bezahlung nimmt an Wichtigkeit ab

Warum werden neue Herausforderungen gesucht? Die Gründe sind vielfältig. Zum einen winkt im neuen Job ein besseres Gehalt. In einer repräsentativen Studie im Auftrag der ManpowerGroup halten 48 Prozent der Befragten ihr Gehalt einerseits für fair. Andererseits wäre eine bessere Bezahlung genug Motivation, um den Job zu wechseln. Dabei zeigt sich, dass Geld allein nicht das Wichtigste ist. Nur 19 Prozent sind explizit auf der Suche nach einem Job mit besserer Bezahlung. In den Vorjahren waren es noch mehr (22 und 23 Prozent).

Fehlende Anerkennung macht unzufrieden

Mangelnde Wertschätzung ist der zweithäufigste Grund, warum der Blick in die Stellenanzeigen schweift. Mitarbeiter, die sich engagiert in die Arbeit stürzen und einwandfreie Leistungen zeigen, fühlen sich rasch entmutigt, wenn ihr Engagement nicht wahrgenommen wird. Frits Scholte von der ManpowerGroup Deutschland sagt:

Wie die Studie zeigt, fehlt es oft lediglich an etwas Anerkennung, damit Fachkräfte die Kündigung nicht wahr machen.

Daher sollten Mitarbeiter regelmäßig Lob von ihrem Vorgesetzten erhalten. Wer jedoch einen schwierigen Chef hat oder generell mit ihm Konflikte austrägt, hofft darauf vergebens. Zehn Prozent kommen mit ihren Vorgesetzten nicht klar. Ignoranz oder Meinungsverschiedenheiten beeinträchtigen das Arbeitsklima negativ und veranlassen den Mitarbeiter wiederum, sich nach einer neuen Stelle umzusehen.

Starre Arbeitszeiten sind nicht familienfreundlich

Wer kleine Kinder zu versorgen hat oder sich um einen pflegebedürftigen Angehörigen kümmert, ist auf flexible Arbeitszeiten angewiesen. Besser noch, wenn im Home Office gearbeitet werden darf. Dennoch: Private Verpflichtungen scheinen Firmen weitestgehend egal zu sein. Gemäß Studie der ManpowerGroup erlauben 79 Prozent nicht die Möglichkeit, von Zuhause aus zu arbeiten. 63 Prozent der Arbeitgeber bieten keine flexiblen Arbeitszeitmodelle an. Kein Wunder, dass 68 Prozent der Mitarbeiter ihren Arbeitgeber für wenig familienfreundlich halten und über kurz oder lang Konsequenzen ziehen.

Karriere wird häufig nicht gefördert

Sicherlich soll ein Job den persönlichen Fähigkeiten, Interessen und Erwartungen entsprechen. Darüber hinaus soll er aber auch Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten bieten. Wenn im aktuellen Unternehmen jedoch keine Entwicklung möglich ist, und einige Jahre auf der gleichen Position verharrt werden muss, ist es nicht verwunderlich, dass Mitarbeiter ihre Chancen woanders suchen. Unzufriedenheit über interne Entwicklungsmöglichkeiten kommt häufig vor. Die Karriere wird nur in 17 Prozent der Firmen aktiv gefördert.

Überstunden werden nicht ausgeglichen

Die Segel werden auch oft gestrichen, wenn der Arbeitgeber keinen angemessenen Ausgleich für Überstunden bietet. Das ergab eine „Talents & Trend“-Befragung im Auftrag der Karriereberatung von Rundstedt gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Innofact AG. Fehlt ein Ausgleich in Form von Freizeit oder Lohn, wären mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) bereit, ihren Job zu kündigen. Besonders Akademiker reagieren empfindlich. 74 Prozent von ihnen geben den fehlenden Freizeitausgleich als Kündigungsgrund an.

Optimismus: Neuer Job ist schnell gefunden

Zum Jobwechsel gehört ebenso eine Portion Optimismus. In geringer Zeit sollte eine adäquate Stelle gefunden sein. Andernfalls könnten die Bemühungen in Frust umschlagen. In diesem Jahr war der Optimismus bei Bewerbern jedoch ungebremst. Vor allem die starke Nachfrage nach Fachkräften untermauert die Gewissheit, nicht lange auf den nächsten Job warten zu müssen. Im oben genannten Trend Report gibt jeder Dritte (33 Prozent) an, innerhalb von nur einem Monat eine neue Stelle finden zu können. Fast zwei Drittel (64 Prozent) glauben, dass die Vertragsunterzeichnung höchstens zwei Monate auf sich warten lässt. Müssten Angestellte ihren Job kündigen, sehen sich 79 Prozent maximal in drei Monaten in einem neuen Job.

Das Gesamtpaket zählt

Flexible Arbeitszeiten, Home Office und Überstundenausgleich – der Fokus bei Angestellten wandert immer mehr auf den freizeitlichen Aspekt. Arbeitszeiten und Alltagsverpflichtungen müssen schließlich unter einen Hut gebracht werden. Es ist aber nie der eine fehlende Aspekt, der dazu führt, ein Unternehmen zu verlassen. Sicherlich dürfen auch mal Überstunden anfallen und Meinungsverschiedenheiten mit Kollegen oder Vorgesetzten entstehen. Häufen sich Negativpunkte hingegen, liegt der Gedanke an einen Wechsel nahe. Daher gilt: Das Gesamtpaket des Arbeitgebers muss stimmen, um Mitarbeiter langfristig binden zu können.

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