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Büroalltag
Narzisst oder starke Persönlichkeit: 10 Anzeichen für Menschen mit wahrem Selbstbewusstsein

Narzisst oder starke Persönlichkeit: 10 Anzeichen für Menschen mit wahrem Selbstbewusstsein

Mirijam Franke | 10.10.16

Selbstbewusstsein ist einer der Schlüssel zu beruflichem Erfolg. Doch wie lässt sich ein gesunder Selbstwert von Komplexen und Narzissmus unterscheiden?

Ein gesundes Selbstwertgefühl ist das A und O für beruflichen – und privaten – Erfolg im Leben. Nur mit ausreichend Selbstbewusstsein kannst du ein realistisches Selbstbild entwickeln, deine Stärken optimal entfalten und den Mut fassen, um Karrierechancen zu erkennen und auch zu ergreifen. Gleichzeitig bist du dir deiner Schwächen bewusst und verfügst über den Soft Skill „Kritikfähigkeit“. Dadurch kannst du an dir arbeiten und dich persönlich weiterentwickeln. Die Liste der Vorteile eines gesunden Selbstbewusstseins für deine Karriere ist lang. Heute soll aber die Frage im Mittelpunkt stehen: Was bedeutet „gesundes Selbstbewusstsein“ und wie lässt es sich erkennen?

Eine Kultur von Narzissmus und Minderwertigkeitskomplexen

In Deutschland und den gesamten westlichen Industrienationen herrscht leider eine Kultur des mangelnden Selbstbewusstseins. Zahlreiche Kinder wachsen bereits mit Minderwertigkeitskomplexen auf. Bei einigen münden sie sogar in einer narzisstischen bis hin zur psychopathischen Persönlichkeitsstörung. Jens Hoffmann nennt in der „Zeit“ konkrete Zahlen:

Rund zwei Prozent der deutschen Bevölkerung zeigen Anzeichen für eine psychopathische, rund vier Prozent für eine narzisstische Persönlichkeitsstörung. In den Führungsetagen liegt diese Zahl laut Sabine Moehring von „Klardenker“ sogar bei zehn Prozent.

Die Folge sind ein zerstörtes Betriebsklima, Manipulation bis hin zum Mobbing sowie Eigen- und Fremdausbeutung. Für Arbeitgeber ist es daher von Interesse, bei Bewerbungsgesprächen und Beförderungen narzisstische Persönlichkeiten von jenen mit einem gesunden Selbstbewusstsein unterscheiden zu können. Auch als Bewerber oder Angestellter solltest du die Augen offen halten, um in einem schädlichen Betriebsklima die Notbremse ziehen zu können, bevor es deine Gesundheit zu gefährden beginnt. Woran also erkennst du Mitarbeiter und Führungskräfte mit einem gesunden Selbstbewusstsein und wie kannst du sie von Narzissten und komplexbehafteten Persönlichkeiten differenzieren? Dr. Travis Bradberry gibt auf „LinkedIn Pulse“ die Antwort:

1. Selbstbewusste Sprache

Menschen mit gesundem Selbstbewusstsein sind keine Besserwisser. Sie müssen nicht laut sein und wie Narzissten immer im Mittelpunkt stehen. Doch sie scheuen sich auch nicht, das Wort zu ergreifen, eine konkrete Meinung zu vertreten und diese in Konfliktsituationen zu verteidigen. Gleichzeitig lassen sie sich aber durch sachliche Argumente überzeugen und sehen eine Meinungsänderung nicht direkt als Gesichtsverlust.

2. Zentrum der Aufmerksamkeit? Nein danke!

Dadurch, dass ein Mensch mit gesundem Selbstbewusstsein nicht immer im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen muss, arbeitet er effektiver und überzeugt durch Leistungen statt leere Worte. Er erklimmt die Karriereleiter ganz unauffällig – ohne aufgeblasene Worte und ständige Schulterklopfer.

3. Kleine Erfolge feiern

Persönliche Weiterentwicklung ist ein wichtiger Faktor für jeden Karriereweg. Eine kleine Herausforderung hier meistern, einen kleinen Erfolg dort feiern – so baust du auf Dauer dein Selbstbewusstsein auf. Konzentriere dich auf deine Stärken, arbeite bewusst an deinen Schwächen und halte die Ergebnisse dann am besten schriftlich in einem kleinen, persönlichen Erfolgs-Tagebuch fest.

4. „Richtet nicht, auf dass Ihr nicht gerichtet werdet“

Ob gläubig oder nicht, dieses Bibelzitat ist ein wichtiger Grundsatz jedes Menschen mit einem gesunden Selbstbewusstsein. Erst der gesunde Selbstwert ermöglicht, dass eine Person sich selbst mit ihren Stärken und Schwächen annimmt und diese Imperfektion auch bei anderen Menschen tolerieren kann. Sie fällt daher keine vorschnellen Urteile oder lästert über den seltsamen Kollegen aus der anderen Abteilung.

5. „Ausgelernt“ gibt es nicht

Während sich der Narzisst selbst bevorzugt als „perfekt“ betrachtet, weiß ein Mensch mit gesundem Selbstbewusstsein, dass er im Leben nie ausgelernt hat. Er strebt deshalb nach stetiger Verbesserung, sowohl persönlich als auch in seinem Fachbereich. Dadurch überzeugt er langfristig durch wahre Kompetenz und eine Lernbereitschaft, die auch auf das Team mitreißend wirkt.

6. Ein hohes Maß an Eigeninitiative

Mitreißend wirken Menschen mit gesundem Selbstbewusstsein auch dadurch, dass sie gerne die Initiative ergreifen. Sie nehmen Chancen wahr und haben den Mut, diese zu nutzen. Dieser resultiert aus dem Wissen, dass sie selbst unbekannte Probleme und Herausforderungen meistern können. Einmal geschafft, entsteht so direkt ein neuer Eintrag im Erfolgs-Tagebuch.

7. Keine Angst vor Risiken

Diesen Mut braucht jeder Mensch, um im Berufsleben kalkulierte Risiken einzugehen. Nur wer etwas wagt, kann auch etwas gewinnen. In diesem Fall vielleicht den neuen Job, die Beförderung oder eine Gehaltserhöhung. Eine Person mit gesundem Selbstbewusstsein kennt ihren eigenen Wert, ihre Fähigkeiten, aber auch ihre Schwächen. Dadurch kann sie Risiken besser einschätzen und realistischer angehen. Dies senkt die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns um ein Vielfaches.

8. Das Glück hängt nicht an äußeren Faktoren

Für einen Narzissten wäre ein solches Scheitern ein unerträglicher Gesichtsverlust. Ein Mensch mit gesundem Selbstbewusstsein nimmt es hingegen nicht persönlich. Er klopft sich den Staub von den Schultern und beginnt wieder von vorne. Sein Lebensglück hängt nicht an einem Job, dem Kontostand oder sozialer Anerkennung. Er strahlt von innen heraus und ist von äußeren Faktoren unabhängig. Dadurch entwickelt er ein unwiderstehliches Charisma. Menschen mit schwachem Selbstbewusstsein fühlen sich von jenen mit gesundem Selbstwert geradezu magisch angezogen.

9. Gute Zuhörer

Dass ein Mensch mit gesundem Selbstbewusstsein in der Regel sozial sehr beliebt ist, könnte zudem an der Eigenschaft liegen, dass er gerne zuhört. Er muss sich nicht ständig selbst reden hören, um sich wichtig zu fühlen. Stattdessen weiß er andere Meinungen und Ideen zu schätzen. Er saugt sie geradezu auf, versucht sie zu verstehen und sich dadurch neue Horizonte zu eröffnen. Eine einfache, aber effektive Art der persönlichen Weiterentwicklung.

10. Gönnen statt neiden

Der letzte Anhaltspunkt, um einen Menschen mit gesundem Selbstbewusstsein zu erkennen, ist ebenfalls ein Grund für dessen soziale Beliebtheit: Er kann sich wahrhaftig und authentisch für die Erfolge anderer Personen freuen. Neid, Missgunst oder sogar das Gefühl der Bedrohung sind in seinem emotionalen Wortschatz nicht vorhanden. Er vertritt stattdessen die Devise: „Geteilte Freude ist doppelte Freude!“

Kommentare aus der Community

Franzi am 03.05.2022 um 17:20 Uhr

Wow, es scheint nur noch Menschen mit Komplexen zu geben…

Antworten
Franz Kass am 27.10.2016 um 01:39 Uhr

Sehr schöner Artikel! Ich finde mich darin ziemlich gut beschrieben…
Nur blöd, wenn man an einen Chef gerät, der Selbstdarstellung über alles schätzt und Wertschätzung nur von Hörensagen kennt. Und er als Eigentümer der Firma ALLES selbst entscheiden möchte statt Entscheidungen, die nur Fachleute treffen können, auch diesen zu überlassen. Und sich die Freude an der Arbeit mit den Jahren und Jahrzehnten immer mehr in Frust verwandelt, kaum gemildert durch das hübsche Gehalt…

Antworten
Berthold Kusy am 26.10.2016 um 17:03 Uhr

Er ging doch an Twitter, wie schön!

Antworten
Berthold Kusy am 26.10.2016 um 16:58 Uhr

Hallo
Wirklich schöner Text! Schade das man ihn nicht an Twitter schicken kann…

Antworten
Anton Priebe am 26.10.2016 um 17:01 Uhr

Hallo Berthold,

danke für die Blumen! Funktioniert das Twitter-Plugin bei dir nicht?

Beste Grüße
Anton

Antworten
Andreas Zeuch am 26.10.2016 um 10:54 Uhr

Ich vermute mal, dass es um Selbstvertrauen und -Sicherheit geht, aber nicht um Selbstbewusstsein. Eine typische begriffliche Unschärfe. Ich kann sehr selbstbewusst aber unsicher sein, indem ich mir genau dieser Unsicherheit und des mangenden Selbstvertrauens bewusst bin.

Antworten
Wolfgang Meixner am 26.10.2016 um 08:52 Uhr

Herzlichen Dank für diesen interessanten Beitrag. Die Punkte lassen sich gut in Fragen bei einem Aufnahmeverfahren ummünzen. Punkt 8 scheint mir sehr schwer umzusetzen zu sein. Das erinnert mich an buddhistische Lehre. Hier dürften wir alle unseren Schwachpunkt haben, gilt Streben nach Anerkennung doch als ein Motor/Treiber unseres Tuns.
Herzliche Grüße
Wolfgang

Antworten
Cordula Damen am 26.10.2016 um 06:22 Uhr

Hallo Mirijam,

Danke für diesen aufschlussreichen Artikel. Du hast die Abgrenzung zwischen Narzisst und echtem Selbstbewusstsein treffend auf den Punkt gebracht.
Das mit dem Erfolgs-Tagebuch werde ich sicher für mich mitnehmen.

Cordula

Antworten
Alfio am 12.10.2016 um 08:12 Uhr

Sehr treffend!
Danke für diesen ganz guten Text, der mein Denken angeregt hat!

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