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Unternehmenskultur
Warum Mittagsschlaf am Arbeitsplatz förderlich für Mitarbeiter und Unternehmen ist

Warum Mittagsschlaf am Arbeitsplatz förderlich für Mitarbeiter und Unternehmen ist

Michelle Winner | 03.09.18

Für deutsche Arbeitgeber ist es immer noch ein Tabuthema. Dabei kann ein Power Nap bei der Arbeit ein echter Boost für die Produktivität sein und die Gesundheit der Angestellten verbessern, wie internationale Fälle beweisen.

Dass viele Arbeitnehmer in Deutschland an Schlafproblemen leiden, ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Der hektische Alltag, ein Überfluss an Reizen und Stress führen dazu, dass Viele nachts keine Ruhe finden. In der Folge bedeutet dies dann, dass die Betroffenen am Tag ausgelaugt und unproduktiv sind. Deshalb werden die Forderungen nach Mittagsschlaf am Arbeitsplatz immer lauter. Wer kennt es nicht auch? Sonntags auf der Couch rumfläzen, das Nichtstun genießen und langsam wegdösen. Doch der Alltag bietet meistens keinen Raum für die Pause am Mittag. Hinzu kommt, dass das Schlafen mitten am Tag in Deutschland immer noch als negativ und faul empfunden wird. Doch vielleicht sollte sich an dieser Einstellung etwas ändern, denn Mittagsschlaf kann sich als äußerst förderlich erweisen.

Mittagsschlaf als Boost für die Produktivität

Müde Mitarbeiter leisten weniger und neigen eher zu Fehlern. Im schlimmsten Fall kann Sekundenschlaf sogar zu Arbeitsunfällen führen, die sowohl Mensch als auch Unternehmen schaden. Durch übermüdete Mitarbeiter gingen der deutschen Volkswirtschaft jährlich sogar 60 Milliarden Euro flöten. Ein ordentlicher Power Nap hingegen könne die Produktivität um 40 Prozent steigern. Professor Ingo Fietze, Leiter des schlafmedizinischen Zentrums der Berliner Charité ist ein reger Befürworter des Mittagsschlafs. Besonders den Irrglauben, Koffein wäre genug um wach zu werden, sieht er kritisch:

Dass Schlaf ein Leistungsreservoir ist, dass Schlaf besser ist als die zehnte Tasse Kaffee, das spricht sich nur sehr langsam rum. Wer hart arbeitet, muss auch schlafen.

Eine in Nature Neuroscience veröffentlichte Studie belegt die Wirkung des Schlafs bei der Arbeit ebenfalls. Die Probanden mussten in dieser verschiedene Tests absolvieren. Eine Gruppe durfte zwischen den Aufgaben Schläfchen halten. Die Ergebnisse zeigen, dass die Leistung der „Wachbleiber“ über den Tag hinweg sank, während die Schläfer, die 30 Minuten Power Nap hatten, ihre Produktivität hielten. Nach 60 Minuten Mittagsschlaf hat sich die Leistungsfähigkeit sogar gesteigert.

Andere Länder gehen mit gutem Beispiel voran

Eines der größten Probleme hier bei uns ist, dass unsere eher leistungsorientierte Gesellschaft Schlaf mit Faulsein gleichsetzt. Für viele Manager ist es sogar eine Art Prestige damit anzugeben, dass sie nur wenige Stunden Schlaf am Tag bräuchten. In anderen Ländern hingegen wurde das Problem längst erkannt und beim Schopf gepackt. In den USA neigen die Tendenzen stark in Richtung Mittagsschlaf. Nachdem Google schon lange abgeschottete Liegesessel anbietet, haben Uber und Tesla ganze Schlafräume an verschiedenen Standorten eingerichtet. Und auch Mitarbeiter der chinesischen Regierung nutzen jede Auszeit. Auf dem Weg von einem Termin zum anderen halten sie oft Nickerchen im Bus und in der Mittagspause rollen einige sogar Liegematten aus. Auch viele Airlines bieten ihren Mitarbeitern auf Grund der unsteten Arbeitszeiten oft Möglichkeiten zum Ausruhen an. Inzwischen sind neben vielen Tech Startups auch Investmentbanken und andere Firmen auf den Trend aufgesprungen und regen ihre Mitarbeiter zum Mittagsschlaf an.

In Deutschland dominieren die Argumente der Gegner

In Deutschland ist Mittagsschlaf in der Regel nicht im betrieblichen Gesundheitsmanagement inbegriffen. Und das, obwohl eine Umfrage der Techniker Krankenkasse zeigt, dass ein Drittel der Frauen und ein Viertel der Männer gern Mittagsruhe halten würde. Als Angestellten der Stadt Vechta jedoch der Mittagsschlaf gestattet wurde, folgte enormer Ärger mit dem Beamtenbund. Die Bundesvereinigung der Arbeiterverbände sagt zu der gesamten Problematik folgendes:

Das Thema ist nicht abschließend untersucht. Es gibt keine belastbaren Erkenntnisse, dass ein Mittagsschlaf die Arbeitsfähigkeit oder das Wohlbefinden fördert.

Die meisten Arbeitgeber befürchten, dass der Mittagsschlaf nur noch müder macht und mehr Fehler bei der Arbeit passieren. Ingo Fietze wehrt sich vehement gegen diese Einstellung, die laut ihm typisch deutsch sei. „In Asien schläft jeder überall und keiner regt sich darüber auf“, sagt er. Gleichzeitig räumen einige Unternehmen ein, dass Mitarbeiter die Mittagspause natürlich gestalten könnten, wie sie wollten. Also wohl auch mit einem Power Nap. Ob dieser jedoch innerhalb der Wände des Büros stattfinden darf, bleibt anzuzweifeln.

Auf die richtige Dauer des Schlafs kommt es an

Mittagsschlaf ist nur dann förderlich für die Produktivität, wenn er richtig gehalten wird. Vermutlich kennen die meisten es aus Studium oder Ausbildung: Man hat früher Schluss und denkt sich, man könnte noch etwas Schlaf nachholen. Dann wacht man nach zwei Stunden auf und weiß weder welche Uhrzeit, noch welches Jahr es ist. Daher ist es wichtig, dass man beim Mittagsschlaf nicht in den Tiefschlaf rutscht. Erst dann kommt es nämlich dazu, dass die Ruhepause mehr schadet als hilft. Ihr Leistungstief erreichen die meisten Arbeitnehmer zwischen 12 und 14 Uhr, beziehungsweise 16 und 18 Uhr. Fietze rät diese Zeit zu nutzen und direkt am Schreibtisch die Augen zu schließen. Durch den unbequemen Ort, würden die meisten nach erholsamen 15 Minuten wieder aufwachen, ohne das Risiko des Tiefschlafs einzugehen.Diese Viertelstunde kann übrigens tatsächlich ausreichen.

Andere Experten raten ebenfalls dazu, nicht länger als 20 oder 30 Minuten zu nappen. Wie immer beim Thema Schlaf, kommen viele individuelle Faktoren dazu. Eine Stunde Mittagsruhe, wie in der oben genannten Studie, steigert die Produktivität einiger Personen, andere wiederum wären danach nur erschöpfter als zuvor. Nichtsdestotrotz sollten deutsche Arbeitgeber ihre Einstellung zum Thema Mittagsschlaf am Arbeitsplatz überdenken und Ruheräume anbieten. Denn ausgeruhte, produktive Mitarbeiter fördern nicht nur das allgemeine Arbeitsklima, sondern tragen auch zum Erfolg des Unternehmens bei. Mit gutem Beispiel voran gehen zum Beispiel das Bosch-Entwicklungszentrum bei Heilbronn, das ähnlich wie Google Klangliegen zum Ruhen anbietet, und BASF, wo regelmäßig Kurse für den perfekten Power Nap angeboten werden. In diesem Sinne, liebe Vorgesetzten, holt die Decken, Kissen und Schlafmasken raus – zum Wohle der Mitarbeiter.

Kommentare aus der Community

Volker am 07.07.2020 um 09:58 Uhr

Danke für den hilfreichen Artikel zu Power Napp. Ich finde das bei uns Unternehmen auch mehr Power Napping ihren Mitarbeitern zur Verfügung stellen sollten, denn es bringt wirklich beiden mehr Produktivität.

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