Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Karrieretipps
6 Bewerbungsmythen, die dringend entschärft werden müssen

6 Bewerbungsmythen, die dringend entschärft werden müssen

Michelle Winner | 04.01.19

Wie die Mythbusters schauen wir ins Märchenbuch der Halbwahrheiten über Bewerbungsprozesse und versuchen diese zu entkräften. Busted, heißt es dabei.

Um Bewerbungen ranken sich viele Mythen und Legenden. Halbwissen wird weitergetragen und unterschiedliche Ratschläge werden gegeben, die sich zum Teil widersprechen. Um etwas Licht in diesen Dschungel zu bringen, wollen wir uns ein paar typische Bewerbungsmythen ansehen und feststellen, was an diesen dran ist.

Mythos 1: Lücken im Lebenslauf müssen vertuscht werden

Vertuschen sollte das Letzte sein, was du in deinem Lebenslauf tust. Denn Personaler halten absolut nichts von Lügen in deiner Bewerbung. Warst du also einen längeren Zeitraum über krank oder arbeitslos, dann steh dazu. Jedoch kannst du die Lücke, welche übrigens erst ab 3 Monaten näher ausgeführt werden sollte, positiver darstellen. In jedem Fall solltest du auf die Formulierung „arbeitslos“ verzichten, sondern lieber „arbeitssuchend“ schreiben. Wenn du in dieser Zeit auch Weiterbildungen gemacht hast, erwähne diese unbedingt. So zeigst du dem Personaler, dass du nicht nur auf der faulen Haut gelegen hast. Bei längeren krankheitsbedingten Ausfällen kannst du von einer Genesungszeit sprechen, mit dem Zusatz „völlig ausgeheilt“, damit dein neuer Arbeitgeber nicht befürchten muss, dass du lange Zeit ausfallen wirst.

Und auch Auslandsaufenthalte, die eher der Selbstfindung dienten, werden heutzutage nicht mehr negativ wahrgenommen. Viel mehr schätzen Arbeitgeber diese, weil sie suggerieren, dass der Bewerber weltoffen und selbstständig ist. Also beweise ruhig Mut zur Lücke und erkläre diese zu deinen Gunsten.

Mythos 2: Interessen gehören nicht in den Lebenslauf

Gerade heutzutage ist Individualität im Bewerbungsverfahren wichtig. Personaler entscheiden oft je nach Persönlichkeit des Bewerbers und diese kannst du am besten durch Interessen und Hobbys in deinem Lebenslauf betonen. Achte jedoch darauf, dass diese auch wirklich etwas aussagen, nicht so wie Musikhören oder Netflix schauen. So kann Mannschaftssport deine Teamfähigkeit unterstreichen, künstlerische Hobbys deine Kreativität und seltene Interessen deine Risikofreudigkeit. Zudem musst du dabei auch nicht nur Stichpunkte schreiben. Ein ausformulierter Satz, der vielleicht auch einen Bezug zwischen Hobby und Beruf herstellt, macht an dieser Stelle oft einen guten Eindruck. Achte nur darauf, dass du keinen Roman verfasst. Alternativ kann auch im Anschreiben auf Interessen eingegangen werden.

Mythos 3: Das Anschreiben ist das A und O der Bewerbung

Wie bereits erwähnt, gibt es viele Änderungen und Modernisierungen im Feld der Bewerbungen. Dazu gehört auch, dass das Anschreiben langsam aber sicher ausstirbt. Natürlich sollte dieses, wenn es vom Arbeitgeber verlangt wird, möglichst fehlerfrei und individuell sein. Jedoch gaben in einer Studie von Robert Half mehr als die Hälfte der Arbeitgeber an, dass sie Anschreiben als unnötig und Zeitverschwendung ansehen. Die Texte würden auch nicht mehr aussagen als der Lebenslauf. 20 Prozent der Befragten gaben zudem zu, dass sie die Anschreiben gar nicht erst lesen würden. Ein moderner, ausführlicher Lebenslauf sei bei Weitem wichtiger. Zwar verlangen die meisten Unternehmen noch ein Anschreiben, jedoch sind diese nicht mehr so bedeutsam wie früher. Lege also deinen Fokus auf deinen Lebenslauf und gestalte diesen phrasenfrei, individuell und aussagekräftig.

Mythos 4: Der Lebenslauf muss auf eine A4-Seite gequetscht werden

Und da wir gerade beim Thema sind: In der Schule wurde oft erklärt, ein Lebenslauf dürfe niemals länger als eine Seite sein. Das stimmte vielleicht früher, als der Fokus der Personaler auf dem Anschreiben lag. Doch heute ist der Lebenslauf ausschlaggebend und deshalb ist es auch in Ordnung, wenn man seine Qualifikationen auf zwei Seiten festhält. Vielen Berufstätigen bleibt auch nichts anderes übrig, denn sie haben in ihrem Leben vermutlich schon einige Jobs und Weiterbildungen durchlaufen, die unbedingt erwähnt werden müssen.

Jedoch gilt trotzdem, dass du nur relevante Inhalte hineinschreiben solltest. So ist zum Beispiel die Erwähnung der Grundschule überflüssig, ebenso wie Angaben zu den Eltern oder Geschwistern. Auch kleine Aushilfsjobs neben dem Studium oder der Schule müssen nicht angegeben werden, wenn sie nichts mit deinem angestrebten Berufsfeld zu tun haben oder du dir keine speziellen Skills in diesen angeeignet hast. Ein zweiseitiger Lebenslauf gehört heute also zu den Standards. Diese sollten dann aber auch nur in Ausnahmefällen überschritten werden.

Mythos 5: Um einen Job zu finden, muss man selbst aktiv werden

Strebst du dringend einen Jobwechsel an, solltest du natürlich auch selbst die Augen nach Stellenanzeigen offen halten und auch Initiativbewerbungen verschicken. Jedoch kannst du dich gleichzeitig auch von Arbeitgebern finden lassen. Portale wie Xing oder LinkedIn sind eine ideale Möglichkeit dich selbst zu präsentieren und dir ein Netzwerk aufzubauen, um so Arbeitgeber auf dich aufmerksam zu machen. Diese suchen oft auch gezielt in Bewerberdatenbanken nach passenden Kandidaten für ihr Unternehmen. Auch Headhunter sind auf den beruflichen Netzwerken unterwegs und auf der Suche nach passenden Kandidaten. Und auch Social Media kann dir dabei helfen, dich als Experte auf einem gewissen Gebiet zu präsentieren. Facebook, YouTube und Co. sind besonders für Selbstständige eine ideale Möglichkeit der Selbstpräsentation, je nach dem in welcher Branche man tätig ist.

Mythos 6: Alle Anforderungen der Stellenanzeige müssen erfüllt werden

Selbstverständlich versuchen Unternehmen, den idealen Bewerber zu finden. Deshalb klingen Inserate auch oft so, als wenn eine eierlegende Wollmilchsau gesucht wird. Doch vergiss dabei niemals: Diese Vorstellungen sind ein Wunschdenken der Arbeitgeber. Es lässt sich nur in den seltensten Fällen ein Bewerber finden, der wirklich alle Anforderungen erfüllen kann. Deshalb gibt es oft Skills, die zwingend notwendig sind, weil sie zur Grundausstattung in der Branche gehören. Aber dahingegen auch Qualitäten, die schön wären, aber nicht dringend gebraucht werden. Solange du in den Kernkategorien überzeugen kannst, sind deine Chancen auf eine Stelle relativ gut. Zudem gibt es ja auch die Möglichkeit, dich weiterzubilden. Weist du also Defizite in etwas aus, weise in deiner Bewerbung darauf hin, dass du in Zukunft planst deine Fähigkeiten in diesem Bereich zu erweitern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bewerbungen eine Wissenschaft für sich sind. Du als Bewerber solltest deshalb darauf achten, dass du nicht alles glaubst, was du irgendwo liest oder hörst. Am Besten holst du dir immer Meinungen aus mehreren Quellen ein, die ein bestimmtes Thema behandeln. Zudem kommt es auch immer darauf an, an wen sich deine Bewerbung richtet. Bewirbst du dich bei einem Startup, können Lebenslauf und Co. kreativ, individuell und modern sein. Bei einem konservativen Unternehmen hingegen, solltest du auf Altbewährtes setzen. Doch eines ist sicher: Individualität wird überall geschätzt. Verkaufe dich also nicht unter Wert, betone deine Qualitäten und liefere eine aussagekräftige Bewerbung ab, die nicht mit einer standardisierten Internetvorlage zu tun hat.

Kommentare aus der Community

Persoblogger Stefan Scheller am 01.02.2019 um 09:49 Uhr

Guten Morgen Michelle,
herzlichen Dank für die Entzauberung dieser Bewerbungsmythen.
Zum Thema Anschreiben hätte ich eine Ergänzung: Entgegen der Ansicht meines Vorkommentierenden, habe ich dieses Dokument vor einiger Zeit mal differenziert betrachtet. Fazit: Es ist sogar sehr sinnvoll – allerdings nur, wenn es korrekt eingesetzt wird.
Möglicherweise eine spannende Leseergänzung: https://persoblogger.de/2016/08/03/ist-das-bewerbungsanschreiben-tot-nein-es-wird-nur-falsch-eingesetzt-eine-differenzierte-betrachtung/
Herzliche Grüße zum anstehenden Wochenende
Stefan

Antworten
Lorentz am 04.01.2019 um 09:47 Uhr

Zu Mythos drei: Das Anschreiben ist wirklich komplett unnötig. Ich habe gestern in diesem Artikel über
Personalarbeit gelesen, dass 32% aller Personaler ihre Zeit mit Administrationsaufgaben verbringen.

Das Anschreiben wegfallen zu lassen, finde ich gut. Dann wird die Auswahl der Bewerber fokussierter und schneller gestaltet.

Antworten
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*

Melde dich jetzt zu unserem HR-Update an und erhalte regelmäßig spannende Artikel, Interviews und Hintergrundberichte aus dem Bereich Human Resources.