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Digitalpolitik
Whistleblower: Facebook ignorierte massive politische Manipulationen

Whistleblower: Facebook ignorierte massive politische Manipulationen

Aniko Milz | 15.09.20

Das Memo einer ehemaligen Angestellten zeigt auf, wie politische Manipulationen, die über Facebook durchgeführt worden sind, von dem sozialen Netzwerk ignoriert wurden.

Facebook steht erneut vor einem Skandal. Das soziale Netzwerk soll laut einem Memo politische Manipulationen ignoriert haben. Buzzfeed News veröffentlichte Auszüge aus dem 6.600 Worte umfassenden Memo einer ehemaligen Angestellten bei Facebook. Sophie Zhang war Data Scientist und beschreibt ausführlich, inwiefern Facebook den Kampf gegen politische Einflussnahme in mehreren Ländern verloren hat. Dazu gehören Aserbaidschan, Honduras, Indien, die Ukraine, Spanien, Brasilien, Bolivien und Ecuador. Die Regierungen dieser Länder sollen nach Aussage von Zhang die Bevölkerung mithilfe von Facebook manipuliert haben. So wurden beispielsweise Fake Accounts betrieben, die die öffentliche Meinung beeinflussen sollten.

Wichtige Entscheidungen liegen in den Händen von einfachen Angestellten

In the three years I’ve spent at Facebook, I’ve found multiple blatant attempts by foreign national governments to abuse our platform on vast scales to mislead their own citizenry, and caused international news on multiple occasions,

schreibt Zhang in dem Memo, das Buzzfeed News nicht vollständig veröffentlichte, da es persönliche Informationen enthält. Zhang, die nur drei Jahre bei Facebook beschäftigt war, wurden dabei wichtige Entscheidungen überlassen. Unter anderem musste sie aufgrund ihrer vielen Aufgaben Prioritäten in der Bearbeitung setzen. So erklärt sie in dem Text, dass sie zum Beispiel den Kampf gegen das Engagement von Fake Bots in Bolivien und Ecuador nicht priorisieren konnte und damit eventuell den Ausgang der dortigen Wahlen beeinflusste. In anderen Fällen wurde Facebook genutzt, um die politischen Gegner in einer Wahl zu behindern. Ein Jahr nach ihrer Entdeckung startete Facebook eine Untersuchung, die noch immer andauert.

Zhang erklärt, dass sie mit ihrem Statement keinesfalls die Bemühungen untergraben möchte, die Facebook vor den bald anstehenden US-Wahlen unternimmt. Sie sah sich „caught between my loyalties to the company and my loyalties to the world as a whole“ und entschied sich erst an ihrem letzten Arbeitstag bei Facebook für eine Veröffentlichung ihres Wissens. In dem Memo schreibt sie, dass ihr nur Gehör geschenkt wurde, wenn sie auf dem internen Message Board für Angestellte postete und so auf das Problem aufmerksam machte. Sie deutet an, dass ihr gekündigt wurde, nachdem sie verlangte, mehr Ressourcen in die Verfolgung von politischen Aktivitäten rund um Wahlen zu stecken.

„I know that I have blood on my hands“

Die Entscheidungen, die Zhang während ihrer Zeit bei Facebook treffen musste, betrafen Präsidenten und andere prominente Politiker aus den besagten Ländern. Im Memo heißt es, dass Facebook nicht aus Boshaftigkeit die Aktivitäten in den Ländern ignorierte. Sondern dass vielmehr das Interesse des Unternehmens mehr auf den USA und Europa liegt, so dass Bad Actors aus anderen Ländern oft ungestraft davonkommen. Damit zeigt sie ein internes Problem in Facebooks Priorisierung auf, die oft PR über „real-world problems“ stellt. Zhang beschreibt, dass Taten oft erst folgten, wenn beispielsweise die Presse darüber berichtete. Dies dürfte auch eine Motivation für die Veröffentlichung ihres Memos sein, zu dem Facebook bisher noch keinen Kommentar abgegeben hat.

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