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Digitalisierung
Schwarmintelligenz: Wie Mitarbeiter zu einem „Superorganismus“ werden

Schwarmintelligenz: Wie Mitarbeiter zu einem „Superorganismus“ werden

Mirijam Franke | 01.02.17

Während sich viele Unternehmen heutzutage einen harten Kampf um die besten Fachkräfte bieten, setzen vor allem digitale Startups auf Schwarmintelligenz.

Und das ist auch gut so! Denn Fachkräfte sind nicht nur rar, sie sind auch teuer und daher gerade für junge Firmen mit begrenztem Budget häufig unbezahlbar. Die Schwarmintelligenz ist aber mehr als eine Notlösung bei leerem Portemonnaie: Sie ist das Mitarbeiter- und Führungskonzept von morgen und wird mit fortschreitender Digitalisierung in immer mehr Unternehmen die festgefahrenen hierarchischen Strukturen auflösen.

Was bedeutet „Schwarmintelligenz“?

Das Konzept der Schwarmintelligenz ist alles andere als neu. Erstmalig ist es als „kollektive Intelligenz“ in der Summierungsthese von Aristoteles zu finden. Seither wurde es aus wissenschaftlicher sowie soziologischer Sicht eingehend untersucht und weiterentwickelt. Der Grundgedanke der Schwarmintelligenz lautet:

Eine Gruppe ist stets intelligenter als ihr klügstes Mitglied.

Beispiele für diese Wirkweise gibt es viele: „Dumme“ Ameisen, die gemeinsam zu einem „Superorganismus“, dem Ameisenstaat, heranwachsen, der Publikums-Joker bei der TV-Sendung „Wer wird Millionär“ oder die Internetplattform „Wikipedia“. Womit wir schon beim Thema wären, denn Experten sehen im Internet ebenfalls einen dieser großen intelligenten Schwärme. Dies können sich Unternehmen im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung zunutze machen. Stichwort: Mitarbeiterschwarmintelligenz.

Was hat Schwarmintelligenz mit der Digitalisierung zu tun?

Was genau soll Mitarbeiterschwarmintelligenz bedeuten, wie hängt sie mit der Digitalisierung zusammen und welche Chancen und Herausforderungen birgt sie für moderne Unternehmen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Anne M. Schüller auf LinkedIn Pulse – mit faszinierenden Ergebnissen:

Auch Unternehmen können von dem Konzept der Schwarmintelligenz Gebrauch machen und dadurch eine Gruppe an Arbeitskräften formen, welche intelligenter ist als jede teure Fachkraft und jeder Spezialist. Mittels moderner digitaler Möglichkeiten organisieren sich solche Gruppen größtenteils eigenständig und bringen ein völlig neues Maß an Kreativität mit. Allerdings nur, wenn der Schwarm gewisse Anforderungen erfüllt und sich dank innovativer Führungskonzepte optimal entfalten kann.

Jede Herde braucht ein Leittier!

Dennoch reicht es fortan für Unternehmen oder Internet-Startups nicht aus, eine bunte Mischung an (günstigen oder unqualifizierten) Mitarbeitern einzustellen und ihnen unbegrenzten Internetzugang zu offerieren. Das Tierreich macht es vor: Es gibt keine Herde ohne Leittier, keinen Ameisenstaat ohne Königin und wohl so bald auch kein Unternehmen ohne jegliche Hierarchie. Führung ist und bleibt in wichtiges Thema, trotz Digitalisierung. Doch sie muss mit der Zeit gehen und sich an die Veränderungen anpassen.

Der „schwarmintelligente“ Mitarbeiter braucht ein Leittier, welches die grobe Richtung vorgibt, das „große Ganze“ im Blick behält und im Notfall konkrete Kommandos gibt. Gleichzeitig kann Schwarmintelligenz nur in einer Atmosphäre der kreativen Freiheit funktionieren. Die Teammitglieder müssen sich als Gruppe begreifen und den Mut haben, sich als Individuum einzubringen. Das regt zum eigenständigen Denken an. Keine Innovation ohne Idee! Anders beim bislang häufig praktizierten Konzept von „Befehl und Gehorsam“. Das führt höchstens zu Gruppenzwang.

Konformität ist der Erzfeind der Schwarmintelligenz

Konformität (also Gruppendruck) wird häufig mit Schwarmintelligenz verwechselt, ist in Wahrheit aber ihr Gegenspieler. Kann sich ein Individuum in der Gruppe nicht vollständig entfalten, beugt es sich der Gesamtheit und ist dadurch keine Bereicherung mehr für das Team. Holger Dambeck erklärt den Mechanismus im Spiegel:

Schwarmintelligenz ist in einer Gruppe nur möglich, wenn die Individuen sich nicht gegenseitig beeinflussen. Nur, wenn jedes Mitglied sein Wissen, seine Meinungen und seine Ideen unabhängig (!) voneinander in die Gruppe einbringt, greift das Konzept der Schwarmintelligenz. Ansonsten handelt es sich um Konformität. Und wenn sich jedes Gruppenmitglied nur an seinem rechten und linken Nachbarn orientiert, tritt der Schwarm sprichwörtlich auf der Stelle. Konformität macht also dumm und muss in Unternehmen durch angepasste Führung verhindert werden.

Schwarmintelligenz ist eine Sache der Unternehmenskultur

Während Schwarmintelligenz also prinzipiell nur in einer „freien“ Arbeitsatmosphäre funktionieren kann, bedarf diese fester Regeln, um Konformität zu verhindern. Es ist ein schmaler Grat und das Dilemma moderner Führungskonzepte. Anne M. Schüller zitiert an dieser Stelle Jochen May, Experte und Autor zum Thema Schwarmintelligenz. Er ist sich sicher – Schwarmintelligenz ist eine Frage der Unternehmenskultur und bedarf folgender Rahmenbedingungen:

  1. Heterogene Gruppenzusammensetzung mit Laien und Experten verschiedener Fachgebiete
  2. Antiautoritäre Führung durch „Leittiere“ statt Vorgesetzte
  3. Kurze Entscheidungswege
  4. Abbau von Hierarchien durch eine Unternehmenskultur der Gleichberechtigung
  5. Förderung der Kreativität des Einzelnen
  6. Abbau von Ängsten durch hohe Fehlertoleranz
  7. Sicherstellung des ungehinderten Informationsflusses
  8. Ergebnisverantwortung der Mitarbeiter
  9. Flexibilität
  10. Digitale Vernetzung

Fazit: Es ist Zeit zum Ausschwärmen!

Die Digitalisierung wirft nicht die Frage auf, „ob“ Unternehmen auf Schwarmintelligenz setzen sollten, sondern „wie“. Vorangetrieben wird das Konzept zudem durch den fortschreitenden Fachkräftemangel. Es ist an der Zeit, dass nicht nur Internet-Startups begreifen: Es braucht keine 20 Experten, sondern lediglich einen mit einem heterogenen Schwarm in der passenden Unternehmenskultur. Das spart nicht nur eine Menge Geld, sondern bringt vor allem eine völlig neue Kreativität hervor, damit auch durchschlagende Innovationen und zuletzt kommt es sogar noch dem Employer Branding zugute. Das Fazit lautet daher: Es ist Zeit zum Ausschwärmen!

Hast auch du bereits Erfahrungen mit der Schwarmintelligenz gemacht? Oder leidest du unter Konformität bei der Arbeit? Welche positiven oder negativen Konsequenzen konntest du beobachten? Und welche Anforderungen werden deiner Meinung nach dadurch an moderne Unternehmen von morgen gestellt? Diskutiere oder spekuliere mit uns in den Kommentaren.

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