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Social Media Marketing
Große Haie, kleine Fische: die Facebook-Cops

Große Haie, kleine Fische: die Facebook-Cops

Arne Behr | 30.05.12

Über 900 Millionen Facebook-Nutzer gibt es. Ein rund 300 Mann starkes Sicherheitsteam soll für Recht und Ordnung sorgen.

Die Verhältnisse gleichen denen des Historiengemetzels „300“. Von Kleingaunern bis zu Schwerverbrechern, das Facebook-Sicherheitsteam umfasst 300 Leute und es ist für das gesamte Netzwerk zuständig. Einer von ihnen gewährt nun intime Einblicke in die Fahndungsarbeit einer ausgelasteten Einheit.

Flächendeckende Ermittlungen

Jeden Link und jegliche Verbindungen der User untereinander soll die Security von Facebook kennen und überwachen. Zuletzt sind jetzt die Anleger als Interessengruppe hinzugekommen. Auch deren Angelegenheiten stehen nun unter ihrem Schutz. Zur Bewältigung dieser enormen Aufgabe setzen die Ermittler auf die Methoden der Rasterfahndung. Nachfolgend einige der Maßnahmen im Überblick:

Die Link-Kontrolle: Rund zwei Milliarden Links zirkulieren jeden Tag auf Facebook. Um sie alle prüfen zu können, verwaltet das Unternehmen eine eigene Datenbank mit verdächtigen Links. Zusätzliche Unterstützung bieten mehrere Entwickler von Antivirus-Software.

Der Spam-Staubsauer: Spamming-Mogelpackungen werden umgehend entfernt, sobald sie erkannt werden. Nacktfotos, Videos etc. mit Werbung dahinter haben bei Facebook offenbar keine lange Zukunft: eigenen Schätzungen zufolge kriegen nur circa 0,5% der User überhaupt Spam zu sehen.

Die „Gefällt mir“-Rückversicherung: Webseiten generieren immer wieder künstliche „Gefällt mir“-Klicks, um so in die News  der Freunde zu gelangen und Aufmerksamkeit für sich zu schaffen. Schöpft Facebook Verdacht, fragt es den User, ob dieser eine bestimmte Site wirklich mag und entsprechend gehandelt hat.

Die Passwortsicherheit: Das Team überprüft wöchentlich einschlägige Hacker-Plattformen und versucht, Zugriff auf Datenbasare mit intimen Userinformationen zu erhalten. Login-Daten, Dopplungen oder andere Auffälligkeiten, die auf einen gehackten Account hinweisen, werden umgehend an die betroffenen Personen weitergetragen.

Der „Freunde-Filter“: die Facebook-Sicherheit wertet die Daten der Freunde-Struktur eines Users aus und kann „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ vorhersagen, mit wem ein User befreundet ist. Der Freunde-Filter reagiert auf Unregelmäßigkeiten. Ungewöhnliche Häufungen an Freundschaftsanfragen für, beziehungsweise von einem User werden so erfasst.

Anstandswauwaus

Des Weiteren beschäftigt Facebook eine ganze Horde an Sittenwächtern, die den guten Ton innerhalb des Netzwerkes gewährleisten sollen. In diesem Zusammenhang bekommt der Konzern gerade nach dem IPO wieder verstärkt Gegenwind von Datenschützern zu spüren. Die Menschen akzeptieren eine saubere und gepflegte Facebook-Umgebung zum Preis des gläsernen Kunden, gibt Spiegel Online den Security-Mitarbeiter wieder. Facebook sei angesichts des Erfolgsdruckes mehr denn je auf noch sensiblere Kundendaten angewiesen, moniert dagegen etwa der US-Journalist Steve Coll. Zwar gestalte sich die Gesprächskultur in anderen Ländern, wie beispielsweise Syrien, im Vergleich zum Regime durchaus liberal, dies träfe jedoch mitnichten auf die USA zu.

Alte Tricks

Traditionell geben sich die Facebook-Oberen unbeeindruckt und wortkarg angesichts solcher Kritik. Die Meinungen und aktiven Beteiligungen der User-Öffentlichkeit sind bei Ankündigungen zu Datenschutz-veränderungen oder Änderungen des Privatrechtes unerwünscht. So wie die Politik Steuererhöhungen, Rentenkürzungen etc. während der Länderspiele verkündet, flattern Datenschutzerklärungen zu Unzeiten zu lediglich den Usern, die sich vorher explizit als interessiert ausgewiesen haben.

Es scheint, als habe Facebook im Kampf gegen die Windmühlen recht gute Argumente auf seiner Seite. Andererseits bleibt die Kritik zu Facebooks Umgang mit dem Datenschutz ein zweischneidiges Schwert: so fragwürdig die Methoden des sozialen Netzwerkes, das Kalkül ist immer wieder dasselbe. Allein, es interessiert einfach kaum jemanden.

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