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Human Resources
Studie zeigt: Die klassische Rollenverteilung zwischen Frauen und Männern im Arbeits- und Privatleben ist auch 2023 noch Alltag

Studie zeigt: Die klassische Rollenverteilung zwischen Frauen und Männern im Arbeits- und Privatleben ist auch 2023 noch Alltag

Selina Beck | 07.03.23

Frauen wechseln wegen der Familie in die Teilzeitarbeit, Männer hingegen für mehr Freizeit. Auch sonst gibt es viele Unterschiede im Berufsleben.

Am 8. März ist der Internationale Frauentag, an dem weltweit für die Gleichberechtigung und gegen die Diskriminierung von Frauen demonstriert wird. Das Motto des Weltfrauentags 2023 lautet diesmal: „Wer Fachkräfte sucht, kann auf Frauen nicht verzichten!“ Gerade vor dem Hintergrund des Equal Pay Day, der am 7. März stattfindet und auf die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern aufmerksam macht, ist dieses Motto gut gewählt. Denn: Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass die Gender Pay Gap in Deutschland immer noch ein großes Problem ist. Frauen verdienten im vergangenen Jahr pro Stunde 18 Prozent weniger Lohn als Männer. 

Passend dazu wurden nun zwei aktuelle Studien, die von forsa für XING durchgeführt wurden, veröffentlicht. Die Erkenntnisse aus den Studien sind ernüchternd: Die klassische Rollenverteilung zwischen Frauen und Männern im Familien- und Berufsleben ist auch 2023 noch üblich. So haben etwa 67 Prozent der Frauen ihre Arbeitszeit zur Teilzeitform reduziert, um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können. Bei den Männern sind es nur 38 Prozent. Männer wechseln primär in Teilzeitarbeit, um mehr Zeit für ihre Hobbys oder Nebenprojekte zu haben.

Frauen sind unzufriedener mit ihrer aktuellen Arbeitssituation

Die oft größere Resilienz von Frauen zeigt sich laut den Expert:innen auch beim Thema Stressmanagement: 31 Prozent der befragten Männer arbeiten aus gesundheitlichen Gründen wie dem Stressmanagement weniger, bei den Frauen ist das lediglich für ein Viertel der ausschlaggebende Grund. Petra von Strombeck, CEO der NEW WORK SE, sagt zu den Ergebnissen:

Frauen stecken im Arbeits- und Privatleben weiterhin zurück. Als klassische Multitasker schultern sie neben ihrem Job auch einen Großteil der Care-Arbeit und organisieren den Alltag der Familie. Dabei haben sie viele gute Gründe, sich selbstbewusster zu positionieren und auch ihre Stärken im Job mehr auszuspielen. Hier liegt es auch an Unternehmen, Bedingungen zu schaffen, in denen weibliche Fachkräfte nicht nur gefordert, sondern vor allem auch gefördert werden.

Generell sind Frauen unzufriedener mit ihrer aktuellen Arbeitssituation. 17 Prozent der Frauen sind eher unzufrieden beziehungsweise sehr unzufrieden mit ihrer derzeitigen beruflichen Tätigkeit, bei den Männern sind es dagegen 13 Prozent. Dennoch bleiben Frauen öfter langfristig beim gleichen Unternehmen. Ihre Wechselbereitschaft ist sogar zurückgegangen.

Doppelbelastung durch Job und Familie

Auch bei den Gründen für einen Arbeitsplatzwechsel gibt es Unterschiede bei den Geschlechtern. So ist für Frauen der Stresslevel der entscheidende Kündigungsfaktor (42 Prozent), gefolgt von der Unzufriedenheit mit der direkten Führungskraft (37 Prozent) und dem Unglücklichsein mit den Arbeitsaufgaben (32 Prozent). Männer wechseln vor allem wegen des Gehalts (53 Prozent). Petra von Strombeck sagt dazu:

Frauen fühlen sich deutlich gestresster als Männer. Das ist bei der Doppelbelastung durch Job und Familie kein Wunder. Trotzdem scheinen sie offenbar resilienter beim Umgang damit zu sein. Denn Stress, aber auch die Unzufriedenheit mit schlechter Führung oder uninteressanten Aufgaben, ist für sie deutlich seltener als für Männer ein Grund, tatsächlich einen Arbeitgeber zu verlassen oder in Teilzeit zu gehen. Gerade arbeitende Mütter haben ein hohes Stresslevel als Teil ihres Lebens akzeptiert. Für sie ist es oft aufwändiger, etablierte Prozesse wie Kinderbetreuung durch einen Jobwechsel neu organisieren zu müssen. Die Corona-Pandemie hat hier für eine Menge zusätzliche Belastung gesorgt – viele fühlen sich einfach erschöpft und wollen sich nicht noch mehr aufbürden. Aber das darf keine Dauerlösung sein.

Unterschiedliche Einschätzungen der eigenen Leistung im Job

Laut den Studienergebnissen ist Frauen das Engagement für die Gesellschaft an ihrem Arbeitsplatz sehr wichtig. So haben 71 Prozent der Frauen und nur 59 Prozent der Männer das Gefühl, mit ihrer Arbeit einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Nur 41 Prozent der Frauen machen ihre Arbeit vor allem wegen des Geldes, bei den Männern ist dies für 53 Prozent der ausschlaggebende Grund.

Zudem zeigt sich, dass Frauen den Wert ihrer Arbeit geringer einschätzen. Nur 33 Prozent der teilnehmenden Frauen würden in diesem Jahr nach einer Gehaltserhöhung fragen, weil sich ihr Stellenwert durch den Fachkräftemangel erhöht hat, während 42 Prozent der Männer dies vorhaben. Außerdem glauben nur 22 Prozent der Frauen, dass sie unter Marktwert bezahlt werden, während es bei Männern 32 Prozent sind. Dabei sind Frauen im Niedriglohnsektor in höherer Anzahl vertreten. 2018 bekamen 26,4 Prozent der Frauen Niedriglöhne – bei den Männern waren es 16,3 Prozent.

Bedürfnisse von Frauen kommen in Jobwelt immer noch zu kurz

Bei den Wünschen an die Unternehmen gibt es ebenso Unterschiede. So wünschen sich Frauen vor allem einen guten Zusammenhalt unter der Belegschaft (77 Prozent; bei den Männern 65 Prozent), eine flexible Arbeitszeiteinteilung (69 Prozent; bei den Männern 62 Prozent) und Remote Work (47 Prozent; bei den Männern 42 Prozent).

Die Bedürfnisse von Frauen kommen laut der Expertin auf dem Arbeitsmarkt weiterhin zu kurz. Wirtschaft und Gesellschaft müssten hier dringend neue Mittel und Wege zum Gegensteuern finden.


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