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E-Commerce
Die einzige Konstante im Commerce ist der Wandel: Was Händler:innen jetzt tun sollten

Die einzige Konstante im Commerce ist der Wandel: Was Händler:innen jetzt tun sollten

Ein Gastbeitrag von Birk Angermann | 08.03.23

Der Handel und die Kundschaft wandeln sich stetig. Wie sich Händler:innen auf die Veränderungen bestens vorbereiten, zeigt dieser Beitrag.

Der Handel zeigte sich 2022 resilient in Anbetracht anhaltender Krisen. Weltweit lag der Einzelhandelsumsatz bei über 27 Billionen US-Dollar und damit über dem Wert des Vorjahres. Um weiterhin auch in Krisenzeiten bestehen zu können, müssen Unternehmen flexibel auf Veränderung reagieren können. Herausforderungen und Krisen wirken sich sowohl auf Konsument:innen- als auch auf Händler:innen aus. Deren Erwartungen, Innovationen und Prozesse verändern den gesamten Handelssektor. Themen wie Social Commerce, Collaboration und Connect to Consumer werden noch stärker an Bedeutung gewinnen.

In den vergangenen Jahren hat sich wieder einmal gezeigt, dass die Wirtschaft schnell auf Unerwartetes reagieren muss. Die Coronapandemie hat viele Einzelhändler:innen gezwungen, ihr Geschäft online zu verlagern. Nach langen Lockdowns suchen Konsument:innen nun eher wieder die Einkaufserlebnisse vor Ort, während gleichzeitig die Inflation sowohl Unternehmen als auch Verbraucher:innen zu schaffen macht. Hinzu kommt ein gesteigerter Wunsch nach Nachhaltigkeit und die Bereitschaft, für nachhaltige Produkte höhere Preise zu zahlen, Inflation und Krise zum Trotz. Und auch Lieferengpässe und neue Datenschutzregelungen rufen nach Wandel. Für Unternehmen ist es daher unumgänglich, flexibel zu agieren und sich so gut es geht auf das Unerwartete vorzubereiten. Aus aktuellen Trends lassen sich Handlungsempfehlungen ableiten, die Unternehmen zur Orientierung dienen können.

Lieferketten evaluieren und digitalisieren

Lieferengpässe belasten viele Unternehmen bereits seit einigen Jahren und aufgrund anhaltender Krisen ist aktuell leider kaum Besserung in Sicht. Die weltweite Shopify-Umfrage ergab, dass 66 Prozent der Unternehmen sogar damit rechnen, dass sich die Situation verschlechtert. Daher müssen Unternehmen sich an die Umstände anpassen, anstatt auf eine spontane Verbesserung zu hoffen. Besonders, da Kund:innen sich mittlerweile daran gewöhnt haben, dass ihnen Produkte innerhalb weniger Tage geliefert werden. Unternehmen sollten sich der Schwächen ihrer Lieferkette bewusst sein. Dabei ist es sinnvoll, Single Sourcing zu überdenken und zu evaluieren, wie viel Inventar geführt wird. Die Digitalisierung der Lieferkette kann dieses Problem beheben. Solche Änderungen können zwar zu Beginn höhere Kosten verursachen, führen aber langfristig zu stabilen Lieferketten.

Steigende Kosten stellen Kund:innenbindung in den Vordergrund

Laut Shopify Trend Report geben 82 Prozent der befragten Unternehmen an, dass die Inflation sie dazu zwingt, ihre Kosten zu verringern. Und auch Verbraucher:innen sind von der Inflation betroffen. Ihre Kaufkraft sinkt und beide Seiten entwickeln Strategien, um ihre Kosten zu verringern. Konsument:innen suchen in der Regel nach günstigeren Angeboten, weshalb Marken, die ihre Preise anziehen, besonderen Wert darauf legen müssen, den Wert ihrer Produkte herauszustellen. Unternehmen nutzen dagegen verschiedene Strategien, um ihre Kosten zu senken und die Preise anzuheben. Manche führen neue, höherpreisige Produkte ein, statt die Preise bestehender Artikel anzuheben. Andere versuchen die Loyalität ihrer Kund:innen zu steigern, indem sie günstigere Produkte einführen oder die Preise im Gegensatz zum Wettbewerb nicht erhöhen. Es kann sich auf Dauer lohnen, jetzt höhere Kosten zu akzeptieren, um die Loyalität der Kundschaft langfristig zu steigern. Denn loyale Kund:innen zu halten ist günstiger, als neue zu akquirieren.

Marken- und Creator-Kollaborationen

Kund:innen haben unzählige Möglichkeiten auf dem Markt und wechseln schnell zwischen Marken und Produkten. Potentielle Kund:innen zum Kauf zu bewegen, ist anspruchsvoll. Der Return On Ad Spend (ROAS), also die Rendite von Werbeausgaben, sinkt, während die Kosten für die Kund:innen-Akquise steigen. Hinzu kommt, dass verschärfte Datenschutzregelungen dazu führen, dass Unternehmen bei der Akquise weniger auf die Daten von Drittanbieter:innen setzen können. Doch viele Unternehmen haben bereits eine neue Methode entdeckt, um neue Kund:innen zu erreichen: Kollaboration. Durch das Zusammenarbeiten zweier Marken erreichen beide Beteiligten neben ihren eigenen Kund:innen auch die der anderen Marke. So kann die Reichweite ohne hohe Kosten gesteigert werden.

Die Sneaker-Marke New Balance beispielsweise nutzt Markenkollaborationen, um ihr Marken-Image zu formen und eine modeinteressierte Zielgruppe anzusprechen.

Neben Kollaboration werden auch Influencer oder Creator im Marketing in diesem Jahr eine größere Rolle spielen. Während der Lockdowns haben Konsument:innen Produkte nicht selbst in Läden testen können und dafür Influencer verfolgt, sich Unboxing-Videos oder Tests online angeschaut. Laut Shopifys Commerce Trend Report 2023 rechnen sieben von zehn Unternehmen damit, dass Influencer zukünftig eine noch größere Rolle spielen werden.

Mehr Interaktivität im E-Commerce

Auch wenn der E-Commerce nicht mehr so stark wächst, wie während der vergangenen Jahre in der Pandemie, so macht er nach wie vor einen großen Teil der weltweiten Einzelhandeslverkäufe aus. Ende 2023 wird voraussichtlich jeder vierte Einzelhandelskauf online stattfinden. Doch der Handel besteht nicht nur aus der Transaktion. Und das zeigt sich besonders im Social Commerce. Denn Social Commerce verringert die Hürde von der Entdeckung einer Marke bis zum Kauf eines Produkts. Sowohl die persönliche Kontaktaufnahme als auch der Kauf werden enorm vereinfacht. Laut Shopifys Studie zu Commerce Trends ist Marketing und Werbung in den sozialen Medien die wichtigste Strategie für die Kund:innenakquise und das Halten der Kundschaft, um in den nächsten Jahren als Unternehmen zu wachsen.

Das Einkaufserlebnis vor Ort feiert sein Comeback

Kund:innen genießen mehr und mehr das Einkaufen vor Ort neben dem Online Shopping. Sie sind es gewohnt, mehrere Kanäle zu nutzen, um einzukaufen und sich zu informieren. Um sich von der Konkurrenz zu differenzieren und der Kundschaft ein möglichst ausgereiftes Einkaufserlebnis zu bieten, müssen Marken Online- und Offline-Handel verknüpfen und den Fokus auf das Erlebnis der Kundschaft legen. 82 Prozent der von Shopify befragten Unternehmen geben an, dass es 2023 entscheidend ist, die Erlebnislust der Kundschaft zu erfüllen. Kund:innen sollten nicht nur das Produkt kaufen, sondern das komplette Markenerlebnis, das mit diesem verbunden ist. Damit dies gelingt, müssen Marken die richtigen Anreize setzen, um die Kundschaft auf verschiedenen Kanälen zu binden. Das kann zum Beispiel Live Shopping auf Social Media oder eine online Produktkonfiguration nach der Beratung im Geschäft sein.

Der Handel verändert sich kontinuierlich, ebenso wie die Ansprüche der Kundschaft und die technischen Voraussetzungen. Um als Marke relevant zu bleiben, ist es daher nötig, in Echtzeit auf Veränderungen reagieren zu können. Dafür müssen die richtigen Vorbereitungen getroffen werden, um möglichst viel Flexibilität zu erreichen und sich entsprechend neuer Gegebenheiten anpassen zu können.

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