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Büroalltag
Blackout durch Sprachbarriere? 5 Tipps, damit Gespräche in Fremdsprachen gelingen

Blackout durch Sprachbarriere? 5 Tipps, damit Gespräche in Fremdsprachen gelingen

Michelle Winner | 17.01.22

Fließend und frei in einer Fremdsprache zu reden, ist eine hohe Kunst und erfordert viel Übung. Zwei Sprachexpertinnen erklären, wie du mit Nervosität und Fehlern am besten umgehst.

Für viele Menschen gehört es zum Arbeitsalltag: Das Sprechen einer anderen Sprache. Doch trotz guter Fremdsprachenkenntnisse, ist es mit der Kommunikation oft nicht einfach. Egal ob als Test im Bewerbungsgespräch, beim Reden mit internationalen Kund:innen oder Kolleg:innen oder bei Präsentationen – viele erleiden hierbei einen Blackout und kommen teilweise nicht auf die einfachsten Worte. Dieses Versagen fühlt sich für Betroffene oft peinlich an und sorgt für noch mehr Nervosität bei zukünftigen Situationen, in denen Fremdsprachen gefordert werden. Doch zum Glück gibt es Tipps, die gegen diese Art des Blackouts helfen. Zwei Expertinnen der Lernplattform Babbel teilen diese mit dir.

Die größten Hürden bei Fremdsprachen

Ärgerst du dich oft, dass du eine Fremdsprache eigentlich gut beherrscht, aber in Gesprächen oft auf dem Schlauch stehst? Keine Sorge, damit bist du nicht allein. Tatsächlich gibt es einen großen Unterschied zwischen dem Lesen und Schreiben von Sprachen und dem Sprechen. Liest oder schreibst du einen Text, hast du in der Regel mehr Zeit. Unbekannte Vokabeln können gegoogelt werden und du kannst länger über Formulierungen nachdenken und diese ganz einfach korrigieren. Beim Sprechen stehst du hingegen unter Druck, damit keine langen Sprechpausen entstehen. Hinzu kommen oft noch Akzente und Dialekte, die das Verstehen des Gegenübers stark erschweren können. Als die größten Hürden beim Sprechen von Fremdsprachen wurden in einer Community-Umfrage von Babbel folgende genannt:

  • Fehlende Vokabeln (62 Prozent)
  • Fehlendes Fachvokabular (54 Prozent)
  • Nervosität (47 Prozent)
  • Spontanität und Improvisation (41 Prozent)
  • Redewendungen (27 Prozent)
  • Finden von Smalltalk-Themen (11 Prozent)

56 Prozent der Befragten fühlen sich beim Sprechen einer anderen Sprache unsicher, 17 Prozent sogar sehr unsicher. Das gilt selbst für Englisch, obwohl es die am häufigsten gebrauchte und verwendete Business-Sprache ist (93 Prozent). Doch was kann gegen fehlendes Vokabular, unbekannte Floskeln und allgemeine Nervosität getan werden? Die Sprachexpertinnen Dr. Sophie Harwood und Shannon Pfaff geben fünf Tipps, die dir bei sowohl bei der Business-Kommunikation als auch im Privatleben helfen können.

1. Fehlende Vokabeln umschreiben

Fällt dir ein Wort auf die Schnelle nicht ein, kannst du versuchen es mit einfacheren Formulierungen zu umschreiben. Dein Gegenüber versteht dann in der Regel trotzdem, was du meinst. Langsames Sprechen und eine kurze Pause können dafür sorgen, dass dir die Vokabel aber doch noch einfällt. Außerdem erklärt Harwood, dass du ruhig zugeben kannst, gerade nicht zu wissen, wie du etwas ausdrücken sollst. Erkläre deinem Gegenüber, dass du eine andere Muttersprache hast und aufgrund dessen vielleicht etwas nicht verstehst oder ausdrücken kannst. Bei Meetings oder Präsentationen können auch Regeln helfen, wie das möglichst einfache und verständliche Sprache genutzt werden soll, damit alle Anwesenden verstehen, worum es geht.

Wenn es die Situation zulässt, beispielsweise in einem Video Call, kannst du ein fehlendes Wort auch ganz schnell im Internet nachschlagen. Dennoch solltest du stets daran arbeiten, dein Vokabular zu erweitern. Das A und O hierfür ist laut den Expertinnen ein abwechslungsreiches Lernen. Das heißt, du solltest das Lesen und Schreiben, aber ebenso das Hören und Sprechen üben. Am besten gelingt das, indem du Medien in der jeweiligen Zielsprache konsumierst. Gerade Podcasts oder Filme und Serien helfen dir nicht nur dabei, dein Vokabular zu erweitern, sondern auch bei der Aussprache, beim Aneignen von Floskeln und beim Verstehen verschiedener Akzente und Dialekte. Harwood erklärt zusätzlich:

Es ist für jede:n individuell, wie oft ein Wort wiederholt werden muss, bevor es gelernt ist – je nach Wort, Kontext, Mutter- und Lernsprache, kann es zwischen vier und vierhundert Mal sein. Fachbegriffe sind ein besonderer Fall, denn diese sollten möglichst im Kontext erlernt werden und nicht als abstrakte Wörter von einer Liste. Wenn man z. B. versucht, medizinisches Vokabular zu lernen, dann kann man sich Medical Dramas im Fernsehen ansehen oder einen medizinischen Podcast hören.

2. Zur Nervosität stehen

Nervosität beim Sprechen einer Fremdsprache, auch Language Anxiety genannt, ist ein völlig normales Gefühl, von dem viele Menschen betroffen sind. Gerade in Drucksituationen tritt sie verstärkt, beispielsweise vor Präsentationen oder wenn du auf der Straße plötzlich in einer anderen Sprache nach dem Weg gefragt wirst. Pfaff erklärt, dass die Nervosität nicht zwingend bekämpft werden muss, sondern man offen und ehrlich zu ihr stehen kann. So kann der Situation der Druck genommen werden. Außerdem hilft es, wenn du ein Gespräch souverän startest, zum Beispiel so: „Ich freue mich heute hier zu sein.“ Abgesehen davon solltest du auch keine Angst davor haben, nachzufragen, wenn du etwas nicht verstehst. Rückfragen sind ganz natürlich und auch Muttersprachler:innen stellen häufig Fragen bei Präsentationen oder Meetings.

Lasse dich selbst dann nicht von der Nervosität übermannen, wenn du einen Fehler machst. Hierfür hat Pfaff folgenden Tipp:

Wenn man vor lauter Nervosität einen Fehler macht, dann hilft ein kleiner Scherz. Wenn man z. B. das englische Idiom ‚I think the cat is out of the bag’ (etwas ist kein Geheimnis mehr) nutzen möchte und sich über den genauen Ausdruck unsicher ist, dann kann man humorvoll in die Runde fragen – ‚I think the cat is inside the bag? Outside the bag? Eating the bag? What is the phrase?!

3. Improvisation üben

Dieser Tipp klingt zunächst wie ein Widerspruch, ergibt aber bei genauerer Betrachtung Sinn. Vielen Menschen fällt es schon schwer in ihrer Muttersprache frei zu sprechen. Kein Wunder also, dass es sich in einer Fremdsprache wie eine Mammutaufgabe anfühlt. Aus diesem Grund versuchen viele die Texte für Präsentationen und Co. im Voraus aufzuschreiben und auswendig zu lernen, um Fehler und Stotterei zu vermeiden. Dadurch kann jedoch auch viel verloren gehen, allem voran die Spontanität und der Witz. Für Improvisation bleibt kein Raum mehr. Damit dein Vortrag lebendig wird, solltest du daher wann immer möglich das freie Sprechen üben. Harwood erläutert, wie das funktionieren kann:

Ich empfehle außerdem Spontanität und Improvisation in nicht-beruflichen Situationen zu üben – z. B. mit Taxi-Fahrer:innen auf Reisen Smalltalk beginnen oder im Urlaub mit Einheimischen im Restaurant quatschen. Oder einfach – anstatt in der Dusche oder im Auto zu singen – in der Zielsprache imaginäre Bewerbungsgespräche üben oder eine Präsentation laut durchgehen.

4. Redewendungen nicht übersetzen

Redewendungen lassen das Sprechen einer Fremdsprache natürlicher und idiomatischer wirken. Dafür sollten diese aber natürlich auch stimmen. Eines der größten Fettnäpfchen ist es, Redewendungen wortwörtlich zu übersetzen, denn dadurch entsteht meist nur Kauderwelsch oder eine Bedeutung, die dein Gegenüber vielleicht als unangebracht empfindet. Deshalb gilt: Selbst wenn dein Englisch „not the yellow from the egg is“, solltest du die Redewendungen nicht einfach übersetzen, um dich verständlicher auszudrücken. Das gilt für alle Sprachen. Helfen kann hierbei eher ein Austausch, auch wenn du beispielsweise eine Redewendung bei jemand anderes nicht verstanden hast. Frage nach, was bestimmte Idiome ausdrücken sollen oder wie man eine deutsche Redewendung in eine Fremdsprache übertragen kann. Harwood empfiehlt:

Wenn man ein Idiom nicht versteht, am besten gleich nachfragen, was damit gemeint ist und noch besser – eine Redewendung in der eigenen Sprache bieten. Menschen lieben es, Neues zu lernen. Im Englischen sagt man z. B. ‚when pigs fly‘ (wenn Schweine fliegen) für etwas, was nie passieren wird oder unmöglich ist. Im Finnischen gibt es dafür die Redewendung ‚Wenn Kühe fliegen‘ und im Französischen ‚Wenn Hühner Zähne haben‘. Ganz sicher ergibt sich nach einem solchen Austausch eine lustige Konversation, die eine sonst angespannte Situation lockern kann.

5. Smalltalk small halten

Wenn du unsicher beim Sprechen bist und fürchtest, ungeschickte Formulierungen zu nutzen, dann solltest du beim Smalltalk auf eine einfache Themenwahl setzen. Denn je feinfühliger das Thema, desto größer die Chancen für Fettnäpfchen oder gar Beleidigungen. Besonders Politik und Religion sowie aktuell auch Gesundheit gelten als Risikothemen und sollten deshalb gemieden werden. Hast du dennoch das Gefühl, deinem Gegenüber mit einer Bemerkung auf den Schlips getreten zu sein, entschuldige dich höflich und versichere der Person, dass du sie nicht kränken solltest und dich lediglich schlecht ausgedrückt hast.

Eine Sprache fast fehlerfrei und fließend sprechen zu können, erfordert viel Übung. Gib nicht auf, auch wenn es bei dir vielleicht etwas länger dauert, und übe fleißig weiter. Die Tipps der zwei Sprachexpertinnen können dir helfen, deine Nervosität zu überwinden und souverän mit Sprach-Blackouts umzugehen. Und wer weiß: In ein paar Monaten fallen dir Gespräche mit internationalen Kund:innen und Kolleg:innen vielleicht schon viel leichter.

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