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Büroalltag
Das Internet vergisst nie: Können alte Posts auf Instagram und Co. deine Bewerbung beeinflussen?

Das Internet vergisst nie: Können alte Posts auf Instagram und Co. deine Bewerbung beeinflussen?

Michelle Winner | 25.10.21

Nicht jede Jugendsünde in den sozialen Netzwerken sorgt dafür, dass deine Karrierechancen sinken. Dennoch können alte Posts gegen dich verwendet werden – und im schlimmsten Fall sogar zur Ablehnung oder Kündigung führen.

Generell gilt: Dein Privatleben ist deine Angelegenheit. Doch wenn die Grenzen zwischen privat und öffentlich verschwimmen, wie auf Social Media, kann das zum Problem am Arbeitsplatz werden. Ganz besonders dann, wenn du dich bewirbst und deine zukünftigen Arbeitgeber:innen alte Jugendsünden auf deinen Profilen finden. Doch dürfen sie das überhaupt? Und welche Konsequenzen können Posts aus den letzten Jahren oder sogar aktuelle haben?

Skandal um Politikerin regt die Debatte an

Dass die Posts aus der Jugend dich heimsuchen können, zeigt das Beispiel von Grünen-Politikerin Sarah-Lee Heinrich, über das Heise berichtet. Vor Kurzem ist sie beim Bundeskongress der Grünen Jugend zur Co-Sprecherin gewählt worden. Neben einer unangemessenen Äußerung unter einem Tweet, der ein Hakenkreuz zeigte, habe sie auch selbst Tweets verfasst, die als Gewaltandrohung verstanden werden können. Das geschah als sie 13 oder 14 Jahre alt war, heute ist sie 20. Inzwischen hat sie sich für ihre Antwort zu dem Hakenkreuz entschuldigt und erklärte andere Aussagen damit, dass sie damals den Jargon der Battle-Rap-Szene oder von YouTubern für normal hielt. Trotzdem musste sie sich einem Shitstorm und sogar Morddrohungen stellen, laut Heise vermutlich von rechten Netzwerken angestachelt.

Natürlich haben es Personen des öffentlichen Lebens in dieser Hinsicht schwerer. Bei ihnen wird jeder Post doppelt unter die Lupe genommen und auch oft in der Social-Media-Vergangenheit gewühlt. Privatpersonen tragen dieses Risiko seltener. Dennoch kannst du schnell zu einer Person von öffentlichem Interesse werden, wenn auch vielleicht nicht im Hollywood-Ausmaß. Machst du dir beispielsweise in deiner Branche einen Namen, moderierst viele Veranstaltungen oder setzt dich für spezielle Themengebiete ein, kann es auch hier vorkommen, dass andere Personen deinen Auftritt in den sozialen Medien genauer unter die Lupe nehmen. Selbst den in deiner Jugend.

Sollten Jugendsünden zum Verhängnis werden?

Unweigerlich müssen wir uns in diesem Zusammenhang aber die Frage stellen: Sollten Erwachsene für das büßen müssen, was sie als Jugendliche getan haben? Vermutlich haben alle von uns als Kinder oder Teenager Sachen getan oder gesagt, die wir heute als Erwachsene bereuen. Dazu zählen auch Beleidigungen oder unangebrachte Äußerungen zu Themen, die wir damals noch nicht richtig einordnen konnten oder deren Schwere uns noch nicht bewusst war. Dinge, die wir im realen Leben geäußert haben, beispielsweise auf dem Schulhof, verfolgen uns jedoch seltener, als das, was wir gepostet haben. Viele Leute löschen ihre Social-Media-Historie nicht und das können andere Personen nutzen.

Eine besondere Waffe hier ist der Screenshot. Denn selbst wenn du dich entscheidest, einen Post von früher zu Löschen, könnte jemand anderes diesen bereits als Bild archiviert haben und gegen dich verwenden. Das kann dir übrigens auch mit aktuelleren Äußerungen passieren, sofern diese Raum für einen Aufreger lassen. Daher sei dir bewusst: Das Internet vergisst nicht. Dennoch kann es nicht schaden, deine Social-Media-Chronik durchzuscrollen und Posts zu löschen, die du heute so nicht mehr vertreten kannst. Mit einem privaten Profil hast du außerdem weniger zu fürchten, als mit einem öffentlichen. Am schwierigsten ist es jedoch, Aussagen zu revidieren oder zu löschen, die du in öffentlichen Gruppen oder unter den Posts anderer getätigt hast, weil hier oft der Überblick fehlt.

Folgen für Bewerbung und Karriere

Einige Arbeitgeber:innen prüfen den Online-Auftritt von Bewerber:innen. Das sollte dir bewusst sein, besonders dann, wenn du öffentliche Profile hast. Kontroverse oder gar beleidigende und diskriminierende Aussagen können dir den Weg zum Traumjob versperren, selbst wenn diese schon etwas zurückliegen. Deshalb lohnt es sich, immer mal wieder alte Posts anzuschauen und gegebenenfalls zu löschen. Menschen verändern sich mit jedem Lebensabschnitt und nach deinem Studienabschluss stellst du vermutlich fest, dass du Punkte aus deiner Schulzeit heute nicht mehr vertrittst. Gerade vor deinem Berufseinstieg solltest du auf Social Media aufräumen:

  • Lösche Bilder und Videos, die dir heute unangenehm sind
  • Entferne Posts, deren Inhalt oder Sprache du heute nicht mehr vertrittst
  • Entfolge Seiten oder tritt aus Gruppen aus, mit denen du nicht in Verbindung gebracht werden willst
  • Entschuldige dich gegebenenfalls bei Personen, die du verletzt oder gar gemobbt hast
  • Überlege dir, ob du statt eines öffentlichen Profils lieber auf ein privates setzt

Doch auch wenn du bereits im Berufsleben Fuß gefasst hast, kann sich dein Social-Media-Auftritt negativ auswirken. Besonders dann, wenn du dich negativ und beleidigend über Unternehmen, Vorgesetzte oder Kolleg:innen äußerst. Von Abmahnung bis zur Kündigung ist hier alles möglich. Ähnlich sieht es mit diskriminierenden Äußerungen und Hassrede aus, wenn auch etwas schwieriger. Rechtliche Konsequenzen gibt es hier jedoch nur, wenn die postende Person eindeutig mit ihrem Unternehmen in Verbindung gebracht werden kann und somit die Reputation gefährdet wird. Arbeitgeber:innen dürfen ihre Angestellten aber zumindest zu einem Gespräch über besagte Posts rufen.

Prävention als effektivste Maßnahme

Am besten ist es natürlich, wenn du gar nicht erst etwas postest, was dir zum Verhängnis werden kann. Deine Jugendsünden kannst du heute vielleicht nicht mehr ungeschehen machen. Aber du kannst steuern und bestimmen, was du heute im Internet von dir gibst. So hitzig Diskussionen auf Twitter, Facebook und Co. auch werden können, versuche immer einen respektvollen Umgang zu wahren. Selbst, wenn dein digitales Gegenüber das vielleicht nicht tut. Gleichzeitig ist es wichtig, dass die jüngste Generation schon im Schulalter darüber aufgeklärt wird, welche Folgen bestimmte Äußerungen im Internet haben können und wieso bestimmte Themen nicht so lustig sind, wie sie im Teenager-Alter vielleicht erscheinen.

Ein bewusster Umgang mit den sozialen Netzwerken sollte frühestmöglich gelernt werden, gerade weil die Kinder von heute noch enger mit diesen aufwachsen, als die Generationen vor ihnen. Wichtig sind hierbei vor allem das Bewusstsein für Privatsphäre, ein gesundes Misstrauen gegenüber Fremden im Netz sowie die Aufklärung über Diskriminierung. Besonders sollte hierbei nicht vergessen werden, dass Hassrede nichts mit der freien Meinungsäußerung zu tun hat – und inzwischen auch von den sozialen Netzwerken geahndet wird. Mal mehr, mal weniger effektiv.

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