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SEO - Suchmaschinenoptimierung
Studie: 97% der deutschen Websites scheitern an den Core Web Vitals

Studie: 97% der deutschen Websites scheitern an den Core Web Vitals

Ein Gastbeitrag von Marcus Tober | 07.05.21

Ab Juni 2021 will Google die Page Experience als neuen Ranking-Faktor ausrollen. Das Problem? Weniger als drei Prozent der in einer Studie untersuchten URLs erreichen eine „gute“ Bewertung bei den Core Web Vitals.

Viele Website-Betreiber:innen bangen um ihre Rankings: Ab Juni 2021 will Google die Page Experience als neuen Ranking-Faktor ausrollen – die darin enthaltenen Core Web Vitals als zentrale Metriken für die Bewertung der Website-Performance sorgen seit Monaten für Aufruhr in der Online-Welt. Deshalb legt Searchmetrics nun eine umfaffende Studie zu den Core Web Vitals vor. Rund zwei Millionen toprankende URLs in den Google-Suchergebnissen wurden auf ihre Performance-Werte hin untersucht. Das Fazit fällt eindeutig aus: Weniger als drei Prozent aller untersuchten URLs erreichen eine „gute“ Bewertung bei den Core Web Vitals basierend auf Googles Empfehlungen.

CMS-Plattformen, Website-Baukästen, riesige Code-Bibliotheken: Im Laufe der Jahre ist das Web schöner und vielfältiger, aber auch langsamer und aufgebohrter geworden. Die Antwort von Google darauf sind die Core Web Vitals: Ausgewählte Kern-Metriken, um die User Experience von Websites zu messen. Damit soll es für Website-Betreiber:innen und Unternehmen einfacher werden, die Performance und Nutzerfreundlichkeit ihrer Seiten zu verstehen und zu optimieren.

Was in der Core-Web-Vitals-Studie untersucht wurde

Zwar begleitet Google die Update-Ankündigung mit einer guten Dokumentation rund um Referenzwerte, FAQs und Optimierungstipps, doch herrschen bei vielen Website-Betreiber:innenn Fragezeichen, die mit der Core-Web-Vitals-Studie beantworten werden können:

  • Wie interpretiere ich die Ergebnisse meiner Core Web Vitals?
  • Wie gut schneidet meine Online-Konkurrenz bei den Core Web Vitals ab?
  • Was muss ich tun, um meine Website für dieses Update zu optimieren?

In der Studie wurden zwei Millionen URLs untersucht, die in den Top20 Google-Ergebnissen für Deutschland, USA und Großbritannien ranken. Hier stelle ich euch die deutschen Studienergebnisse für die URLs bei Google.de vor; die englischen Ergebnisse sind den deutschen sehr ähnlich – sogar mit leicht besseren Werten für die Top-URLs in den deutschen Google-Ergebnissen.

Die Analyse basiert dabei vor allem auf den Desktop-Benchmarks. Zwar wurden hier auch die mobilen Werte ermittelt, allerdings halte ich die Desktop-Benchmarks für aussagekräftiger. Grund dafür ist, dass Google die mobile Performance einer Website mittels einer deutlich gedrosselten Datenverbindung simuliert. Das entspricht häufig nicht der Realität; nicht mal in Deutschland, das nicht unbedingt für seine Highspeed-Funknetze bekannt ist.

Untersucht wurde dabei, welche Werte bei den Core Web Vitals die Top5 der Google-Suchergebnisse erreichen – im Vergleich wurden die Durchschnittswerte für die ersten 20 Suchergebnisse ermittelt. Neben den Benchmarks für die drei Core Web Vitals haben wir außerdem die Werte für 12 weitere Performance-Metriken ermittelt und für alle Ergebnisse die Ranking-Korrelation errechnet. Damit ist diese Analyse eine der umfassendsten Studien zu den Core Web Vitals.

Welche Werte für die Core Web Vitals erreichen die deutschen Top-Rankings?

Welche Metriken Bestandteil der Core Web Vitals sind und was untersucht wurde:

  • Mit dem „Largest Contentful Paint“ (LCP) wird die Ladezeit des größten im Viewport sichtbaren Content-Elements gemessen. Diese einfache Metrik soll zeigen, wie schnell der Hauptinhalt einer Seite geladen wird; ein guter Wert liegt hier bei maximal 2,5 Sekunden.
  • Der „Cumulative Layout Shift“ (CLS) misst, wie stark sich der Inhalt der Seite beim Laden verschiebt – ein häufiges Problem etwa bei dynamischen oder nachgeladenen Elementen wie zum Beispiel Ads ohne fixe Größenangaben. Der CLS soll nicht mehr als 0,1 betragen.
  • Der „First Input Delay“ (FID) misst, wann User zum ersten Mal mit der Seite interagieren können. Allerdings wird in dieser Studie eine alternative Core-Web-Vitals-Metrik betrachtet, die als guter Proxy für FID laut Google gilt – die Total Blocking Time (TBT). Hintergrund ist, dass der ursprüngliche FID-Wert häufig 0 ist, weil User zum Beispiel gar nicht mit der Seite interagieren wollen und zurück in die SERPs springen. Im Gegensatz dazu sagt die Total Blocking Time aus, wie lange Ladevorgänge den Nutzer von der Interaktion mit der Seite abhalten. Alles über 300 Millisekunden gilt bei der TBT, analog zum First Input Delay, als schlechter Wert.

Also, wie gut oder schlecht ist das deutsche Web auf die Core Web Vitals vorbereitet?

Insgesamt erreichen nur drei Prozent aller untersuchten URLs in den Top20-Suchergebnissen einen guten Score in allen drei Core Web Vitals; mehr als 97 Prozent der URLs schneiden in mindestens einem der Core Web Vitals mit verbesserungswürdig oder schlecht ab:

© Searchmetrics
© Searchmetrics

Was bei der Analyse aufgefallen ist:

  • Wer schneller lädt, rankt besser: URLs, die in den Top5 der Google-Suchergebnisse ranken, erzielen etwas bessere Werte für den Largest Contentful Paint und die Total Blocking Time als URLs, die Google auf den Positionen 6 bis 20 rankt. Häufig erreichen nur die URLs auf den ersten drei Google-Positionen gute Werte bei den Core Web Vitals; die weiteren URLs-Rankings kommen nur auf verbesserungswürdige oder schlechte Scores.
  • Code Bloat als Problem: Die Top20-Websites in den Google-Rankings könnten 0,6 Sekunden Ladezeit sparen, indem ungenutztes JavaScript entfernt wird. Dies ist ein Problem von CMS-Systemen wie WordPress und Joomla oder Website-Buildern wie Wix und Squarespace, die häufig mehr Code und Skripte laden, als für eine bestimmte Seite nötig sind.
  • Seiten weisen häufig Layout-Verschiebungen auf: Viele Websites weisen eine problematisch hohe Layoutverschiebung auf, weil etwa Seiten-Elemente wie Ads oder Newsletter-Boxen dynamisch und ohne feste Größen geladen werden.

Für die Studie haben wurden nicht nur die drei von Google promoteten Kern-KPIs der Core Web Vitals und deren Ranking-Korrelationen analysiert, sondern die Scores für zwölf weitere Performance-Faktoren ausgewertet – unter anderem Speed Index, First Contentful Paint, Optimised Images und vieles mehr. Dazu gibt es für jeden Performance-Faktor Best Case- und Worst-Cast-Beispiele sowie Tipps für eine Optimierung.

Wird 2021 zum „Vitalgeddon“?

Selten gab es in den vergangenen Jahren nach einer News von Google solch einen globalen, langanhaltenden Aufschrei in der Online-Welt wie nach der Ankündigung, die Core Web Vitals als Ranking-Faktor einzuführen. Das erinnert an das Mobile-friendly-Update aus 2015 und 2016, als die Mobilfreundlichkeit von Websites ein Ranking-Faktor wurde – und das Update sich mit dem Beinnamen „Mobilegeddon“ einen Spitzenplatz in der öffentlichkeitswirksamen Rezeption von Google-Ankündigungen sicherte.

Nun kommen also die Core Web Vitals, die als Ranking-Faktor zur Bewertung der User Experience ab Juni 2021 in einem Slow-Rollout in den Google-Algorithmus eingepflegt werden und ab August 2021 ihre volle Kraft entfalten sollen. Wie stark der neue Ranking-Faktor wirkt, lässt sich noch nicht abschließend beurteilen und dürfte aufgrund des langsamen Rollouts über mehrere Monate hinweg schwierig werden. Google selbst nimmt etwas Dampf aus dem Kessel: „Die Nutzerfreundlichkeit bleibt nur einer von vielen Faktoren, die unsere Systeme berücksichtigen“, so die Aussage im Google Search Central Blog. „Daher solltet ihr für eure Websites keine drastischen Änderungen erwarten.

Auch wenn der Impact der Core Web Vitals nicht zu turbulenten Verwerfungen in den Google-Ergebnissen führen sollte, sind alle Website-Betreiber angehalten, ab sofort die Core Web Vitals zu beachten. Diese konkreten KPIs können als Task an die Website-Entwicklung gegeben werden und als Report an Management oder Kunden gemeldet werden. Zudem ist die technische User Experience ein wichtiges Fundament für gute Nutzersignale – und damit einen langfristigen Erfolg in Search.

Kommentare aus der Community

benjamin am 11.11.2022 um 02:32 Uhr

Danke für die hilfreichen Informationen!

Antworten
Walter Reinthaler am 02.06.2021 um 20:06 Uhr

Dieses Google-Update zeigt wieder einmal den verzweifelten Versuch der Suchmaschine, inhaltlich wertvolle Ergebnisse zu liefern. Ob die Ladegeschwindigkeit einer Webseite dafür ein Kriterium ist, kann bezweifelt werden. Webbetreiber, die anspruchsvollen Inhalt liefern – und ev. noch ein gutes Layout – befassen sich vielleicht nicht mit Unterschieden zwischen 300 und 400 Millisekunden – ein Wert, den kein Mensch fühlen kann.
Das Urteil, ob ein Inhalt wertvoll ist, ist eine subjektive Entscheidung: für die Einen ist etwas sehr bedeutsam, für Andere na ja, und für Dritte Schrott. Diese Beurteilungen sind nicht objektivierbar und schon gar nicht automatisierbar. Geben Sie einen Artikel fünf Deutschlehrern, und Sie werden sechs Beurteilungen bekommen. Wie also soll der relevanteste Inhalt ermittelt werden?
Dazu kommt, daß Google kommerzielle Webseiten bevorzugt, die natürlich die Ressourcen haben, Millisekunden-Beschleunigungen zu erreichen. Man merkt, am Suchmaschinensektor fehlt die Konkurrenz!
Freundliche Grüße an die armen Optimierer,
Walter Reinthaler

Antworten
Anna am 27.05.2021 um 12:29 Uhr

Danke für die super Zusammenfassung der Studie und der Core Web Vitals. Auch wenn einige der untersuchten URLs schlecht abschneiden, zeigen die Top 5 URLs eigentlich ganz gut, dass es auch anders geht. Wichtig für die Zukunft ist denke ich die Vorgaben der Core Web Vitale so gut wie möglich umzusetzen.

Antworten
Jessica am 31.05.2021 um 15:29 Uhr

Danke für die tolle Zusammenfassung. Ich bin schon sehr gespannt, auf die Auswirkungen!

Antworten
Gerhard Klügl am 10.05.2021 um 10:48 Uhr

Hallo,
erstmal vielen Dank für den guten und erhellenden Beitrag zu den Core Web Vitals … schön langsam lichtet sich der Nebel etwas, auch wenn das ganze Hin und Her bei Google mal wieder zur Verunsicherung beiträgt.

Wenn hier von Google jedoch solche Aussagen kommen wie: „Daher solltet ihr für eure Websites keine drastischen Änderungen erwarten.“, dann wundert mich das schon etwas.
Wir können jetzt schon bei verschiedenen Seiten unserer Kunden Verbesserungen sehen, nachdem wir uns mit den Core Web Vitals beschäftigt haben. Ich hoffe mal, dass da nicht bei vielen, die jetzt denken „na wird schon nicht so schlimm werden“ am Ende das böse Erwachen kommt, wenn Google die Prio doch wieder (offiziell) hochsetzt.

Viele Grüße
Gerhard

Antworten
Tina Bracht am 08.05.2021 um 18:41 Uhr

Moin moin,

für mich widerspricht

„Das Fazit fällt eindeutig aus: Weniger als drei Prozent aller untersuchten URLs erreichen keine „gute“ Bewertung bei den Core Web Vitals basierend auf Googles Empfehlungen.“

Inhaltlich sagt der Artikel doch, dass nur knapp 3% und nicht nur 3% „k“eine gute Bewertung erhalten.

Wenn nur knapp 3% mit den Core Web Vitals ein Problem hätten wäre der Artikel vermutlich überflüssig.

Viele Grüße

Tina Bracht

Antworten
Niklas Lewanczik am 10.05.2021 um 08:42 Uhr

Hallo Tina,

du das recht, hier hat sich leider ein Tippfehler eingeschlichen. Es müsste in diesem Fall „eine“ heißen, wir haben es dementsprechend korrigiert. Danke für deinen kritischen Hinweis.

Beste Grüße

Antworten
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