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Technologie
Internetgeschwindigkeit: Deutschland hinkt bei der Wettbewerbsfähigkeit hinterher
Internet Speed Report, © WebsiteToolTester

Internetgeschwindigkeit: Deutschland hinkt bei der Wettbewerbsfähigkeit hinterher

Ein Gastbeitrag von Robert Brandl | 14.04.20

Mit der Internetgeschwindigkeit steht und fällt eine gute UX, digitale Prozesse sind stark von ihr abhängig - und damit auch die Digitalwirtschaft. Deutschland zeigt in diesem Kontext allerdings vergleichsweise schwache Werte.

Internetgeschwindigkeit: Das ist nicht nur eines der meistdiskutierten Themen Deutschlands der letzten 40 Jahre, sondern auch eines, das immer mehr an Relevanz gewinnt. Sei es vor dem Hintergrund der sich rasant entwickelten Digitalisierung oder auch in Bezug auf die aktuelle Coronarise, in der die präventiven Maßnahmen die heimischen Leitungen vor eine harte Probe stellen. Eine schnelle Internetverbindung ist essenziell für eine stabile Wirtschaft und eine effiziente Arbeitsweise. Die Internetgeschwindigkeit in Deutschland kann dabei jedoch schon lange nicht mehr mithalten – jetzt wird dies deutlicher als je zuvor.

Die 25 Länder mit den besten Internetgeschwindigkeiten im Test

WebsiteToolTester hat auf Basis der Daten von Cable.co.uk in einem internationalen Vergleich die 25 Länder mit den schnellsten Internetgeschwindigkeiten weltweit enthüllt, um herauszufinden, welches Land am meisten in die Internet-Infrastruktur und damit auch in die eigene Wirtschaft investiert. Dabei hat es Deutschland nur knapp unter die Top-Länder geschafft und hält sich auf Platz 25 am unteren Rand des Rankings auf, während Taiwan die Rangliste anführt. Schon vor über 10 Jahren war Asien Spitzenreiter in diesem Bereich und setzt sich auch 2020 erneut auf dieser Position durch. Auch hinsichtlich der prozentualen Entwicklung der letzten drei Jahre fällt das Ergebnis für die deutsche Internet-Infrastruktur und den Breitbandausbau nicht besser aus.

Die 25 Länder mit der Top-Internetgeeschwindigkeit weltweit
Die 25 Länder mit der Top-Internetgeeschwindigkeit weltweit (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht), © WebsiteToolTester

Die EU dominiert die Rangliste der 25 Länder mit der schnellsten Internetgeschwindigkeit

Die aktuelle Download-Performance und die Entwicklung der Geschwindigkeiten wurden auf Basis der Kennzahlen von knapp 200 Ländern untersucht. Für die Download-Geschwindigkeit diente der Zeitrahmen eines 5GB-Film-Downloads als Referenz. Die Geschwindigkeitstests wurden dafür von Nutzern weltweit online durchgeführt. Eine ausgiebige Datenreinigung bezüglich möglicher Abweichungen und Fehlerquellen lieferte die Ergebnisse.

Von den 25 Ländern mit den höchsten Internetgeschwindigkeiten sind 18 in Europa zu finden, während die skandinavischen Staaten Schweden (Platz 3) und Dänemark (Platz 4) besser abschnitten als beispielsweise Deutschlands direkte Nachbarn die Niederlande (Platz 7) oder Frankreich (Platz 20). Angeführt wird die Rangliste aber von Taiwan. Die Download-Performance liegt in hier bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von bis zu 85Mbps und einer daraus resultierenden Download-Zeit von acht Minuten. Zum Vergleich, Deutschland benötigte für die gleiche Datenmenge ganze 27 Minuten. Etwas besser sieht es bei der Analyse der prozentualen Entwicklung der 25 Länder seit 2017 aus. Da schaffte es Deutschland immerhin auf Platz 18 und kann eine Verbesserung um 31 Prozent verzeichnen. Dies ist jedoch immer noch eine vergleichsweise geringe Besserung vor dem Hintergrund, das Taiwan in den letzten drei Jahren eine Steigerung der Internet-Performance um 147 Prozent verbuchen konnte und damit auf Platz drei liegt – hinter Andorra und Luxemburg.

Top 25 Länder mit der besten Steigerung der Internetgeschwindigkeit von 2017 bis 2019
Top 25 Länder mit der besten Steigerung der Internetgeschwindigkeit von 2017 bis 2019, (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht), © WebsiteToolTester

Deutschland hängt der Digitalisierung hinterher

Der Tatsache, dass Deutschland es nur knapp unter die Top 25 Länder geschafft hat, hätte bereits im vergangenen Jahrhundert entgegengesteuert werden können. So plante die Regierung Helmut Schmidts bereits 1981 einen kompletten Breitbandglasfasernetzausbau Deutschlands. Darin sah man vor, jährlich ein Dreißigstel der alten Bundesrepublik zu verkabeln. Diese Pläne wurden jedoch von der Regierung unter Helmut Kohl gestoppt und als Aufgabe an die einzelnen Bundesländer delegiert. Und da liegt sie noch heute, fast 40 Jahre später, und kommt nur zögerlich voran. Vor allem ländliche Regionen fallen immer weiter ab. Während es für Internet-Provider in den Ballungszentren der Großstädte besonders lukrativ ist, das Glasfasernetz auszubauen, werden Vororte und Kleinstädte in weniger urbanen Regionen dabei vernachlässigt und somit immer unattraktiver für Unternehmen – die nicht flächendeckende Abdeckung des Glasfasernetzes hat somit auch weitreichende wirtschaftliche Folgen.

Gleichzeitig schreitet das digitale Zeitalter weiter voran und lässt Deutschlands zögerliche Ausbau- und Zukunftspläne dabei hinter sich. Neben Gaming-Diensten hat sich eine Vielzahl an Streaming-Angeboten auf dem Markt entwickelt, E-Commerce Shops führen den Handel an und eine Vielzahl an Webinar-Angeboten fördert die Weiterbildungsmöglichkeiten aus dem Büro oder dem heimischen Office. Nicht nur in Zeiten der aktuellen Krise erfreuen sich online-basierte Web-Angebote einer großen Nachfrage. Jedoch kann die Internet-Infrastruktur in Deutschland da nicht mehr lange mithalten. Lange Ladezeiten schränken die eigentlich vorhandenen Möglichkeiten des digitalen Marketings und die wirtschaftlichen Abläufe ein. Während die Tools für interaktive Seiten, hochauflösende Grafiken und Streaming-Dienste zur Verfügung stehen, so ist die Nutzung des Endverbrauchers letztlich von der Verbindung abhängig, die ihm zur Verfügung steht.

Wettbewerbsfähigkeit hängt auch an der Geschwindigkeit

Auch der Connectivity Report des Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) von 2019 zeigt die Schwachpunkte Deutschlands im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Der Ausbau des Glasfasernetzwerks (Coverage of Fibre to the Premises – FTTP) holt in Europa auf, denn die Abdeckung der Haushalte hat sich seit 2011 verdreifacht. In Lettland, Spanien und Schweden können mehr als 70 Prozent der Haushalte bereits mit Glasfaseranschlüssen versorgt werden, während in Griechenland, Zypern, Belgien, dem Vereinigten Königreich und Deutschland weniger als zehn Prozent solche Möglichkeiten in Anspruch nehmen können.

Um nicht nur weiterhin als Standort für Unternehmen attraktiv zu bleiben, sondern auch die Vielfalt an digitalen Möglichkeiten ausschöpfen zu können, muss Deutschland den Breitbandausbau kontinuierlich vorantreiben, um in diesem Vergleich künftig zu bestehen und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

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