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Social Media Marketing
Who’s in Town? Stalking App lässt Instagram-Follower deine Geotags tracken
© Paris Martineau via Who's In Town

Who’s in Town? Stalking App lässt Instagram-Follower deine Geotags tracken

Michelle Winner | 23.07.19

Die interaktive Karte zeigt alle Standortdaten, die du in Posts und Stories geteilt hast. Ein gefundenes Fressen für Unternehmen, aber auch für Stalker und andere Kriminelle.

Dass der Datenschutz auf Instagram, Facebook und Co. nicht der Beste ist, dürfte für uns alle kein Geheimnis sein. Doch nun stelle dir vor, eine App sammelt alle Geotags, die du in der Vergangenheit bei Insta genutzt hast und bildet sie auf einer interaktiven Karte ab. Diese ist von all deinen Followern einsehbar, ohne dass du davon weißt. Klingt gruselig? Ist durch die App „Who’s in Town“ nun aber Realität. Die Macher wollen damit für den Datenschutz sensibilisieren – und geben gleichzeitig Datenmissbrauch eine Plattform.

So funktioniert Who’s in Town

Die App ist sowohl für Apple als auch Android-Geräte im amerikanischen Raum für den Preis von 6,99 US-Dollar im Monat verfügbar. Verbindet man sie mit dem eigenen Instagram-Account, erhält der User eine interaktive Karte, die genau anzeigt, welche Orte die Personen, denen man followed, besucht haben. Die Daten werden basierend auf Geotags generiert, die jemand in Stories oder Posts verwendet hat. Die Informationen können bis zu den Anfängen des Accounts zurückverfolgt werden. Einzig ältere Stories werden nicht berücksichtigt, da diese bekanntlich nach 24 Stunden gelöscht werden – mitsamt Geotag. Die Standorte, die in aktuellen Stories geteilt werden, bleiben jedoch langfristig auf der Karte, welche mit Echtzeitdaten arbeitet.

Insgesamt wird bei Who’s in Town zwischen zwei Modi unterschieden: „general“ und „single user“. Unter dem ersten werden dir alle Geotags aller Personen angezeigt, denen du followst. Um dem Wirrwarr an Standortanzeigen jedoch zu entgehen, kannst du in den „single user“-Modus wechseln und dir gezielt die Locations einer bestimmten Person anzeigen lassen. Entwickler der App Erick Barto sagt dazu:

The amount of data is insane. It’s the equivalent of you going through every single story and writing down every single location, just consistently all the time.

Aufklärung zu welchem Preis?

Des Weiteren erklärt Barto, das Anliegen seiner App sei darauf aufmerksam zu machen, wie leichtfertig wir unsere Daten hergeben:

People don’t realize what they’re sharing. They’re [operating under] the false assumption that this information is only going to a few people … but it’s public.

Mit diesem Statement mag der Entwickler nicht ganz falsch liegen, doch zu welchem Preis erfolgt seine Art der Aufklärung? Bartos großes Ziel ist es, für einen öffentlichen Aufschrei mit seiner App zu sorgen und damit das Datenschutzbewusstsein der User zu wecken, so wie es ihm bereits mit einer früheren App gelang, mit welcher WhatsApp ausspioniert werden konnte. Letztere wurde schon bald aus den App Stores entfernt und gleiches sieht er für Who’s in Town kommen. Auch Instagram kündigte bereits an, die App auf Verstöße gegen die Richtlinien der Plattform zu überprüfen und gegebenenfalls sofort dagegen vorzugehen. Doch was passiert, solange Who’s in Town öffentlich zugänglich bleibt?

Tatsächlich bietet die App zahlreiche Möglichkeiten zum Datenmissbrauch. Unternehmen können die Daten der User nutzen, um deren Verhalten und Bräuche zu analyiseren und für ihr Marketing zu missbrauchen. Doch die Unternehmerseite ist nur ein fraglicher Aspekt. Viel mehr schürt Who’s in Town einen wahren Gefahrenherd. Denn Einzelpersonen können bestimmte Gewohnheiten von Instagram-Usern ebenso nachvollziehen. Kriminelle können so feststellen, wann beispielsweise das Haus von Person XY leersteht und ein ideales Ziel für einen Raubzug darstellt. Stalker können sehen, welche Orte von einer Person besonders oft besucht werden, beziehungsweise wo sie sich jetzt gerade aufhält, und dieser auflauern. Der unlauteren Verwendung der App sind keine Grenzen gesetzt.

Sensibilisierung ja, aber nicht auf diese Weise

Die einen mögen nun sagen: „Ja, aber die Daten sind ja ebenso auf dem jeweiligen Instagram-Profil zu finden. Wo liegt das Problem?“ Grundsätzlich stimmt es, dass die in der App vorhandenen Daten auch über Instagram gesammelt werden könnten. Dies erfordert für Einzelpersonen jedoch mühsame Kleinstarbeit und zeitlichen Aufwand. Who’s in Town nimmt seinen Nutzern diese Arbeit ab und bietet eine große Sammlung an Daten über alle User, denen man folgt, egal ob man es nun auf mehrere oder nur eine Person abgesehen hat. Die mannigfaltigen Möglichkeiten des Datenmissbrauchs über die App lassen hoffen, dass die Applikation bald wieder aus den App Stores verschwindet und keine Nachahmer findet. Die User von Instagram und anderen Social Media-Plattformen für den Schutz ihrer persönlichen Daten zu sensibilisieren, ist nicht verkehrt. Die Art und Weise, wie Barto und seine App dies jedoch tun, bleibt mehr als fragwürdig.

Kommentare aus der Community

Jörg Bullmann am 23.07.2019 um 18:56 Uhr

Die App zeigt was möglich ist. Und wahrscheinlich auch gemacht wird. Die App zu verbieten wäre wie ein Thermometer zu zerstören weil es zu warm ist.

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