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Unternehmenskultur
Spitzenvater 2019 – Darum sollten mehr Männer Elternzeit beanspruchen

Spitzenvater 2019 – Darum sollten mehr Männer Elternzeit beanspruchen

Toni Gau | 25.03.19

Insa Thiele-Eich will ins Weltall, ihr Mann kriegt die Anerkennung. Der Preis für den Spitzenvater 2019 wurde vergeben und das Internet spottet.

Noch heute ist es keine Selbstverständlichkeit, dass Männer Zuhause bleiben und Frauen ihre Karriere verfolgen. Obwohl beide Elternteile einen Anspruch auf Elternzeit haben, wird dieser weiterhin hauptsächlich von den Müttern wahrgenommen. Seitens der Männer fällt hierbei oftmals dieselbe Aussage: Es sei schlecht für die Karriere. Im Folgenden beantworten wir, ob dies denn überhaupt der Wahrheit entspricht.

Die erste deutsche Frau im Weltall

Bereits 12 deutsche Männer durften in die Tiefen des Weltalls vorstoßen, jedoch noch keine Frau. Dr. Insa Thiele-Eich plant dies jedoch zu ändern und soll dementsprechend 2020 als erste Frau zur Raumstation ISS fliegen. So ein Unterfangen ist natürlich ein komplexes, zeitintensives Vorhaben, vor allem, wenn drei Kinder Zuhause warten. Ihr Mann Daniel statuiert hierbei ein gutes Exempel und nimmt sich ein Jahr Elternzeit, um sich Zuhause um die Kinder zu kümmern – wofür er auch direkt den Preis Spitzenvater 2019 erhält, samt 5.000 Euro Belohnung. Das Internet zeigte sich hierüber nicht allzu begeistert. Der Preis sei beleidigend gegenüber der Kompetenzen Insa Thiele-Eichs und einem Mann einen Preis dafür zu verleihen, dass er schlichtweg seinen elterlichen Pflichten nachkommt, sei ebenso fragwürdig. Trotz anfänglicher Irritation über den Titel des Preises, beschlossen die Astronautin und ihr Mann sich gemeinsam dazu ihn entgegenzunehmen, da beide Elternteile die dem Preis hinterstehenden Werte unterstützen und für gut befinden.

Der Preis stünde für gleichberechtigte Partnerschaften, in denen es selbstverständlich ist, sich unter die Arme zu greifen und zu helfen, wo es grad notwendig ist. Der Preis sei demnach nicht direkt dafür, dass ihr Mann das Jahr Elternzeit vollziehe, sondern viel eher, dass sie und ihr Mann seit neun Jahren in einer gleichberechtigten Partnerschaft leben. So, wie es den beiden zufolge sein sollte.

Hausmann und Karrierefrau

Wenn auch die Rückwirkungen noch spürbar sind, treten die klassischen Rollenbilder vom Mann der arbeiten geht, während die Frau Zuhause die Kinder versorgt und sich um den Haushalt kümmert immer seltener auf. Wir haben uns als Gesellschaft weiterentwickelt und die tradierten Rollenvorstellungen sind weder so verbreitet wie früher, noch erwünscht. Gemäß Angaben des Bundesministeriums für Familie befänden es 60 Prozent aller jungen Eltern für optimal, wenn beide Elternteile sich gleichermaßen in Beruf und Familie einbringen könnten. Des Weiteren nimmt sich mittlerweile jeder dritte Vater eine Elternzeit unterstützt vom Elterngeld, bei der die Arbeitszeit entweder reduziert oder zeitweilig komplett gestrichen wird.

Angaben zum bezogenen Elterngeld von Vätern laut Destatis (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht)

Mit großer Mehrheit wird dies als positive Entwicklung wahrgenommen. Ganze 82 Prozent befürworten es, wenn Väter ihre Elternzeit beanspruchen und beinahe jeder fünfte Vater hätte dies auch gerne getan, befürchtete allerdings erneut, es könnte der eigenen Karriere schaden.

Eltern und Karriere

Als 2015 das ElterngeldPlus eingeführt wurde, war hierbei ein großes Augenmerk die Teilzeitarbeit während der Elternzeit attraktiver zu gestalten, jedoch auch mehr Väter für die Inanspruchnahme der Elternzeit zu begeistern. Den oben angegebenen Zahlen zufolge mit Erfolg. Es bietet sich die Option, sich nicht zwischen Arbeit und Kind entscheiden zu müssen, sondern sowohl die eigene Karriere zu verfolgen, als auch das Kind großziehen zu können. Es findet sich Zeit für beides. Sofern nur der Vater Elternzeit beansprucht, kann dies ebenso förderlich für den Wiedereinstieg in den Berufsalltag der Frau sein und ihre Karriereoptionen erweitern. Dr. Insa Thiele-Eich und ihr Mann sind hierfür ein wunderbares Beispiel. Dass aktive Vaterschaft sich nicht nur auf die Familie beschränkt und der Karriere durchaus gut tun kann, zeigt sich ebenfalls auf wirtschaftlicher Ebene. Unternehmen beispielsweise sind nachgewiesen betriebswirtschaftlich erfolgreicher, sofern ihre Agenda sich auch auf Väter ausrichtet. Das aktive Unterstützen von Vaterschaft führe zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit, geringeren Fehlzeit, ebenso wie zu einer erhöhten Produktivität der Mitarbeiter. Kurzum muss es nicht das eine oder andere sein. Es geht beides, wenn auch die Karriere eventuell weniger Anlauf nimmt. Elternzeit bedeutet nichtsdestotrotz kein absolutes Ende für diese.

Der Spitzenvater setzt ein Beispiel

Wie sinnvoll und notwendig diese Auszeichnung ist, sei dahingestellt, jedoch lässt sich sagen, dass Insa Thiele-Eich und Daniel Eich mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, wie es sein könnte, was der Preis des Spitzenvaters auszeichnen will. Auch wenn tradierte Rollenbilder nicht mehr so präsent sein mögen wie früher, besteht weiterhin eine Tendenz dazu, dass Frau und Kind Zuhause bleiben, obwohl eine aktive Bindung zum Vater gleichermaßen wichtig ist. Kinder und Karriere sind kein Entweder-Oder. Dass immer mehr Väter ihre Elternzeit beanspruchen, um Zeit mit dem Kind zu haben, ist eine überaus positive Entwicklung in eine richtige Richtung. Wenn diese sich hält, bedarf es vielleicht bald schon keiner Preisverleihung mehr dafür.

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