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Intrinsische Motivation – Mehr leisten, weil man seinen Job liebt

Intrinsische Motivation – Mehr leisten, weil man seinen Job liebt

Michelle Winner | 10.01.19

Hat man seine Berufung gefunden, fällt die Arbeit leichter und man nimmt auch Stress, Überstunden oder geringeres Einkommen in Kauf. Jedoch ist für die meisten Angestellten der Job nur ein Mittel zum Zweck.

Hacks, welche die Produktivität steigern sollen, gibt es viele. Jedoch wird darüber hinaus oft vergessen, dass es einen ganz banalen Weg gibt, der dazu führt dass Arbeitnehmer alles geben – komplett selbstständig. Die Rede ist von der intrinsischen Motivation. Diese wird vor allem dadurch getriggert, dass man voll und ganz hinter seinem Job steht und diesen als Berufung wahrnimmt. Wie wichtig diese Art von Motivation ist, erklärt unter anderem Neurowissenschaftler Gerald Hüther. Laut ihm macht fehlender intrinsischer Antrieb uns leichter gegen Roboter ersetzbar.

Was ist intrinsische Motivation überhaupt?

Ein SOS-Kinderdorf Vater, der rund um die Uhr im Dienst ist, eine Projektleiterin, die Überstunden in Kauf nimmt oder ein Dönerverkäufer, der sich auch noch Zeit für ein Gespräch mit seinen Kunden nimmt. All das sind Beispiele für Arbeitende, die mehr Engagement zeigen, als sie müssten. Dabei ist es egal, welche Branche man sich ansieht: auf dieses Phänomen stößt man häufig. Oft handelt es sich um Personen, die von ihrer intrinsischen Motivation angeleitet werden. Letzteres ist zu verstehen als unser innerer Antrieb, Handlungen die wir aus eigenem Willen durchführen – nicht etwa, um dafür Lob oder Lohn zu erhalten. Einfacher gesagt geht es um Tätigkeiten, die „Spaß machen, sinnvoll oder herausfordernd sind oder einen schlicht interessieren“. Im Gegensatz dazu sind extrinsische Motivationen Dinge wie Gehalt, Beförderungen und Anerkennung. Jedoch schließt der eine Antrieb den anderen nicht aus und so können wir einem Beruf mit Leidenschaft nachgehen, dabei aber auch auf einen hohen Lohn hoffen.

Der Unterschied zwischen Job und Berufung

Intrinsische Motivation hängt meistens damit zusammen, dass man einer Arbeit nachgeht, die man liebt, zum Beispiel wenn das Hobby zur Beruf wird. In diesen Fällen sprechen wir von einer Berufung. Negative Aspekte der Arbeit werden vom Arbeitenden selbst weniger schlecht wahrgenommen, weil der Beruf ihm Freude bereitet. Und das trotz Stress, Überstunden oder geringer Bezahlung. Das Problem heutzutage sei jedoch, so Hüther, dass die meisten Menschen ihren Job nur als „Broterwerb“ sehen. Der Forscher erklärt:

Der normale Mitarbeiter hat sich daran gewöhnt, dass er tut, was ihm gesagt wird. Das funktioniert in einer digitalisierten Arbeitswelt immer schlechter. Genau die Menschen, die nur einen Zettel abarbeiten, sind nämlich hervorragend durch Maschinen ersetzbar.

Um das Risiko der Ersetzbarkeit zu verdeutlichen, benutzt Hüther das Beispiel eines Gärtners. Kümmert dieser sich mit Herzblut um seine Rosen, kann eine Maschine ihm seinen Job kaum streitig machen. Nutzt er jedoch nur ein Laubgebläse für einen ihm zugeschrieben Bereich, kann diese Arbeit auch genauso gut ein Roboter leisten. In Zeiten der Digitalisierung wachse die Bedeutung von intrinsischer Motivation also stetig. Hüthers Aussagen werden zudem von einer aktuellen Gallup-Studie gestützt: 2018 machen insgesamt 71 Prozent der Arbeiter lediglich Dienst nach Vorschrift, nur 15 Prozent verspüren eine emotionale Bindung zum Arbeitgeber und 12 Prozent der Deutschen haben innerlich gekündigt.

Kann intrinsische Motivation gefördert werden?

Zwar ist es schön, dass es Menschen gibt, die ihre wahre Berufung finden, jedoch machen diese nur einen kleinen Teil aus. Machen wir uns nichts vor, Geld spielt eine große Rolle in unserem Alltag und daher ist es verständlich, dass viele Arbeitnehmer den Verdienst über ihren Traum stellen. Jedoch können Arbeitgeber dazu beitragen, dass auch ein Job zum „Broterwerb“ zum intrinsisch motivierten Beruf wird. Erzwungen werden kann der innere Antrieb allerdings nicht. Chefs sollten ihren Mitarbeitern Gestaltungsfreiraum, Flexibilität und Vertrauen entgegen bringen, um so für ein gutes Arbeitsklima zu sorgen. Überwachung hingegen hat genau die gegenteilige Wirkung.

Zudem kann die intrinsische Motivation durch folgende Schritte gefördert werden, selbst wenn einem der Job nicht die größte Freude bereitet:

  • Belohnungen: Trickse deinen Kopf aus, indem du dich nach lästigen Aufgaben mit Schokolade, frischem Obst oder einen kleinen Pause belohnst. Hast du dich besonders durch ein größeres Projekt gequält, kannst du natürlich auch mit größeren Belohnungen arbeiten. Gönne dir zum Beispiel etwas, hinter dem du schon lange her bist.
  • Zielsetzung: Blicke auf das große Ganze. Gibt es bei einem Projekt Schritte, die dir zuwider sind, solltest du versuchen dir vor Augen zu führen, wohin diese leiten. Motiviere dich mit dem Gedanken an einen erfolgreichen Projektabschluss und die Anerkennung, die du dafür vielleicht bekommst. Ein bisschen Selbstlob darf übrigens auch sein.
  • Positive Einstellung: Stehst du morgens auf und beginnst bereits darüber zu fluchen, wie schlimm dein Job ist, wirst du auf Dauer nur unglücklicher. Versuche stattdessen dich über Kleinigkeiten zu freuen: einen leckeren Pausensnack, einen netten Kollegen oder den Abschluss einer kniffligen Aufgabe.

Intrinsische Motivation: Erstrebenswert, aber nicht immer umsetzbar

Was wir also aus dem Vorangegangenen mitnehmen können, ist, dass der innere Antrieb nicht erzwungen werden kann. Zwar gibt es Menschen, die ihre Berufung über Gehalt, Stress und Co. stellen, jedoch bilden diese eine Minderheit. Sie verdienen Respekt, jedoch muss gleichzeitig im Hinterkopf behalten werden, dass auch Geld in unserer Gesellschaft eine große Rolle spielt. Auch wenn es nicht alles ist. Jedoch sollte sich niemand in einen absolut verhassten Job quälen, denn sonst droht neben gesundheitlichen Risiken auch die Gefahr, die Digitalisierung nicht zu überstehen. So Zumindest Gerald Hüther. Vermutlich gibt es jedoch immer Aspekte an einem Beruf, die einem nicht gefallen. Selbst, wenn man allgemein zufrieden mit dem Job ist. Um diese „Unannehmlichkeiten“ angenehmer zu gestalten, kann man die genannten Schritte anwenden. So motiviert man sich selbst und die Arbeit geht direkt leichter von der Hand.

Kommentare aus der Community

André Leisner am 10.01.2019 um 16:11 Uhr

Hallo Michelle,

ein interessanter Artikel. Lange habe ich suchen müssen, um einen Job oder besser gesagt Jobs zu finden in denen ich voll aufgehe. Jeden Tag gehe ich gerne zur Arbeit und arbeite auch danach an eigenen Projekten weiter. Die Motivation und Leidenschaft kommt aus mir selbst, weil ich meine Berufung gefunden habe.

Wahrscheinlich haben einige Angst, die Komfortzone zu verlassen und trauen sich nicht, sich neu zu orientieren oder umzuschauen. Sicherlich keine einfache Entscheidung, die jeder für sich abwägen muss, den Weg aus der Komfortzone zu wagen, um seinen Lieblingsjob zu finden.

Viele Grüße aus Lübeck
André

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