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Social Media Marketing
Die Shitstorm-Blase

Die Shitstorm-Blase

Arne Behr | 08.08.12

Digitale Stürme der Entrüstung gegen große Konzerne haben dieses Jahr Konjunktur. Aber es weist auch einiges auf Manipulation hin.

Blogger Kai Thrun hat sich in seinem gleichnamigen Blog, soweit seine bescheidenen Möglichkeiten dies zugelassen haben, die Kommentare zu großen Stürmen der Entrüstung im Social Web mal genauer angeschaut. Und kommt zu dem Ergebnis, dass offensichtlich etwas faul ist im Auge des Tornados.

Ob Vodafone, O2, H&M, McDonalds oder Galileo, die „Fäkalwindhosen“ gegen große Unternehmen und ihre noch größeren Sauereien haben diesen Sommer Hochkonjunktur. Bei genauerem Betrachten der Kommentare von McDonalds und Galileo, die leider nicht mehr einsehbar sind, wird jedoch klar, dass hier wurde offenbar kräftig nachgeholfen wurde.

Natürlich kann der Vorwurf der Manipulation bei den Likes der vier Postings nicht entgültig bewiesen werden, doch die Indizien sprechen dafür.

Alles heiße Luft?

Zunächst und ganz grundsätzlich fällt auf, dass alles Beiträge gewisse Gemeinsamkeiten haben. Sie

1.) pushen scheinbar willkürlich ausgesuchte (echte) Kritik

2.) haben den Peak zu einer ungünstigen Zeit

3.) sind deutschsprachig

Bei den 9000 Kommentaren im Fall von Galileo, die Thrun in Ermangelung professionellerer Analysemethoden nur zum Teil (ca. 1500) überflogen hat, wird schnell deutlich, dass der Like-Anstieg plötzlich und ohne erkennbaren Grund nach einem normalen Kommentar erfolgt. Dabei wären gerade die genauere Analyse der ersten Liker interessant gewesen, eine Sache, die auch für die Facebook-Verantwortlichen eine Chance zur Schaffung von Transparenz sein könnte…

Die Kernfrage für Thrun ist daher die folgende: Wie viele Likes benötige ich, damit ein solches Posting sich organisch weiter verteilt? Denn die Sensationslüsternen gesellen sich ab einer gewissen Größe automatisch mit mit dazu und tun ihr Übriges, damit die Lawine noch größer wird. Bis die Early Majority sich des Themas annimmt, muss normalerweise ein Anteil von 15-18,5% erreicht werden, das entspräche 15.000 bis 35.000 manipulierten Likes.

Schließlich fällt neben der Sprache und der Like-Blase auch die Verteilung der Kommentare als unnatürlich ins Auge. Die Diagramme dieser Auflistung für die beiden untersuchten Fälle macht es noch deutlicher:

Wie bereits oben angedeutet, ist in beiden Fällen die Spitzenzeit für Kommentare nach circa neun Stunden erreicht. Dort kommen McDonalds auf 1319  und Galileo auf 2226 Kommentare. Auf der Galileo-Wand ist eine Vervögerung des Peaks zu sehen, allerdings erreichten beide Shitstorms zur Facebook Prime Time um 20/21 Uhr ihren Höhepunkt.

Obwohl ein Peak zur Facebook Prime Time erst einmal wenig Grund zur Skepsis bietet, kommen doch einige unnatürlich anmutende Entsprechungen zwischen den untersuchten Stürmen der Entrüstung zusammen, von denen die chronologischen Verläufe die deutlichsten sind. Jedenfalls kann es sich für Facebook lohnen, auf diesem Gebiet aktiv zur Aufklärung beizutragen – die Kommunikation des Unternehmens ist gerade in letzter Zeit nicht die beste gewesen. Und nicht zuletzt auch für die Opfer kann es lohnend sein, derartige Szenarien genauer unter die Lupe zu nehmen.

Die untersuchten Beispiele hatten jeweils über 50.000 Likes produziert.

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