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Büroalltag
Warum sich narzisstische Persönlichkeiten gegenseitig bei der Karriere helfen

Warum sich narzisstische Persönlichkeiten gegenseitig bei der Karriere helfen

Annina Frey | 10.01.18

Dass es in deutschen Führungsetagen nur so von narzisstischen Persönlichkeiten wimmelt, ist keine Neuigkeit. Doch wer sympathisiert mit diesen?

„Ziehen sich Gegensätze wirklich an“ oder „gesellt sich Gleich und Gleich gern“? Diese Frage drängt sich bei einem Blick in deutsche Führungsetagen geradezu auf. Jeder zehnte Manager in Deutschland zeigt Anzeichen einer Psychopathie und die Zahl der Betroffenen einer narzisstischen oder machiavellistischen Persönlichkeitsstörung dürfte noch einmal deutlich höher sein, so die aktuelle Expertenschätzung (Quelle: Berliner Zeitung). Ihre mangelnde Empathie, ihre Zielstrebigkeit und Skrupellosigkeit sowie ihre Gabe, mit aufgesetztem Charisma Menschen für sich zu gewinnen, helfen ihnen häufig auf ihrem Weg in die luftigen Höhen der deutschen Karriereleitern. Dennoch kommen solche psychopathischen beziehungsweise narzisstischen Persönlichkeiten nicht von ungefähr in hohe hierarchische Positionen. Sie werden von Entscheidern, Managern und ihrerseits ranghohen Persönlichkeiten in die Führungsriegen gehievt.

Wie gelangen Narzissten in Führungspositionen – und wieso?

Aber wieso? Schließlich bringen diese „dunklen“ Persönlichkeitszüge auf lange Sicht für das soziale Umfeld der Narzissten sowie Psychopathen und auch aus wirtschaftlicher Perspektive für das Unternehmen nur Nachteile mit sich – die schlimmstenfalls sogar existenzgefährdend werden können. Denn ein Narzisst hat schlussendlich nur eines im Sinn: sein eigenes Wohlergehen. Wer ist es also, der diese eigentlich ungeeigneten Personen zu Führungskräften befördert? Mit diesem Problem haben sich auch Nadine Page, Sabine Bergner und Stefan Wills beschäftigt und ihre Erkenntnisse in der Harvard Business Review veröffentlicht. Auf gut Deutsch geht es also um die Frage: Wer sympathisiert mit solch narzisstischen, psychopathischen und machiavellistischen Persönlichkeiten und hilft ihnen dadurch bei ihrer Karriere?

Dunkle Triade: Erfolgsfaktor oder Todesurteil für die Karriere?

Die Studie nimmt die sogenannte Dunkle Triade genauer unter die Lupe, auch als Dunkler Dreiklang bezeichnet. Es handelt sich dabei um einen Begriff aus der Psychologie, welcher die drei Persönlichkeitsmerkmale Psychopathie, Narzissmus und Machiavellismus umfasst sowie deren Wechselwirkungen. In vielen deutschen Unternehmen liegt der Fokus bei der Auswahl sowie Beförderung von Führungskräften unter anderem darauf, das Vorhandensein einer solchen Dunklen Triade sowie deren Ausprägung bei einer Person zu identifizieren. Die logische Schlussfolgerung sollte sein, entsprechende Persönlichkeiten „auszusortieren“. Leider ist in der Praxis häufig das Gegenteil der Fall. Je höher der Anteil der Dunklen Triade, umso erfolgreicher sind meist die betreffenden Personen.

Hochmut kommt vor dem Fall: Die Langzeitwirkungen der Dunklen Triade

Dies gilt vor allem für die Führungsetagen von Großunternehmen und internationalen Konzernen. Die Dunkle Triade scheint also tatsächlich zumindest kurzzeitig ein Erfolgsfaktor zu sein, doch führen die Persönlichkeitsmerkmale häufig dazu, dass die Betroffenen ihre Karriere früher oder später selbst sabotieren. Gier, Machthunger, Skrupellosigkeit, übertriebene Risikobereitschaft – dies sind nur einige mögliche Gründe für das meist jähe Ende ihrer Karriere oder sogar des ganzen Unternehmens.

Narzissten sympathisieren mit Narzissten – eine gefährliche Mischung

Über die Ursachen gibt die Studie von Page, Bergner und Wills Aufschluss: Obwohl es sich bei Vertretern der Dunkeln Triade eher um – durchaus erfolgreiche – Einzelkämpfer handelt, gibt es meist Sympathisanten, welche ihnen beim Aufstieg der Karriereleiter helfen. Und dabei scheinen sich tatsächlich „Gleich und Gleich gern zu gesellen“, denn überraschenderweise sind es Narzissten selbst oder eben Menschen mit einem hohen Anteil der Dunklen Triade, welche anderen Narzissten metaphorisch die Hand reichen. Je mehr Narzissten also in den Positionen der Entscheider sitzen, zum Beispiel in der Geschäftsführung, dem Personalwesen oder den Managerebenen, umso mehr Betroffene helfen diese wiederum beim hierarchischen Aufstieg. Dies erklärt die hohe Anzahl an Menschen mit narzisstischer oder psychopathischer Persönlichkeitsstörung in den Führungsetagen. Insgesamt nahmen an der Studie 349 Probanden teil, davon 49 Prozent Männer und 51 Prozent Frauen.

Im Fokus: Die detaillierten Studienergebnisse

Die Befragungen kamen zu dem Ergebnis, dass Führungspersönlichkeiten mit hohem Anteil der Dunklen Triade eine schlechtere Beziehung zu ihren Mitarbeitern hatten. Andersherum ließen sich die negativen Auswirkungen dieser Persönlichkeitsmerkmale mildern, wenn sie es dennoch schafften, eine qualitativ gute Beziehung zu ihren Mitarbeitern aufzubauen. Aber wie? Auch hier liefert die Studie eine Antwort: Narzisstische Mitarbeiter sympathisieren mit narzisstischen Führungskräften. Selbiges gilt für machiavellistische Mitarbeiter und machiavellistische Führungskräfte. Nur bei einem Part der Dunklen Triade scheint die Rechnung nicht aufzugehen: der Psychopathie. Die Wissenschaftler vermuten die Ursache in der mangelnden Empathie und dem antisozialen Verhalten von Psychopathen. Das Prinzip scheint also folgendes zu sein: Eine narzisstische oder machiavellistische Person kann sich besonders gut in ein gleichgesinntes Gegenüber hineinversetzen. Dadurch entstehen enge Beziehungen zwischen Narzissten oder Personen mit machiavellistischen Zügen und sie helfen sich gegenseitig beim Erklimmen der Karriereleiter.

Fazit: Die Dunkle Triade bildet gefährliche Gemeinschaften

Als Resultat gibt es in den Führungsetagen – nicht nur in Deutschland – einen ungewöhnlich hohen Anteil an Persönlichkeiten mit ausgeprägter Dunkler Triade. Diese gegenseitige Hilfe findet in beide Richtungen statt: Der Mitarbeiter hilft seinem Chef zu mehr Erfolg und dieser wiederum zieht den entsprechenden Mitarbeiter bei Beförderungsentscheidungen vor. Dass es sich dabei um einen alles andere als positiven Kreislauf handelt, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Dennoch betrachten Page, Bergner und Wills ihre Studienergebnisse positiv: Sie ermutigen Führungskräfte dazu, sich selbst auf die Dunkle Triade zu prüfen und auch ihr soziales Umfeld genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn entsprechende Anteile besitzt fast jeder Mensch, nur die Ausprägung ist unterschiedlich. Und je mehr die Problematik in das Bewusstsein der Gesellschaft rückt, umso schneller wird in den Unternehmen ein Umdenken stattfinden, das zukünftig hoffentlich zu besseren Personalentscheidungen führt – zumindest in der Theorie.

Konntest du ähnliche „Allianzen“ auch schon in deinem beruflichen Umfeld beobachten? 

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