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Experteninterview: Saim Alkan

Experteninterview: Saim Alkan

Nicole Mank | 25.06.12

Redakteurin Aida im Interview mit Textautomat-Erfinder Saim Alkan: Die neue Generation der Content-Produktion?

Wir haben heute Saim Alkan von Aexea zu Gast mit dem wir über das Thema automatisierte Texte sprechen müssen. Das Thema ist im SEO-Bereich recht umstritten, da es oft mit Textspinning oder Tools die Phrasen aneinander basteln. Aber um was geht es denn jetzt wirklich?

Gute Frage! Was wir machen ist wesentlich intelligenter als Textspinning. Wir nehmen technische Daten, Datenbankstrukturen und alle anderen Informationen die vorliegen, und führen diese so zusammen, dass lesbare und konvertierende Texte entstehen.

Also darf man sich das ganze wesentlich komplexer vorstellen als einen Spinner, eher so eine Art Algorithmus?

Ganz genau! Wir haben sieben Jahre an unserem Algorithmus gearbeitet um mit ihm schließlich die verschiedensten grammatikalischen Fälle zu berechnen und den Text dann entsprechend zusammen zu fügen. Man muss selbst also nicht mehr eingreifen, sondern die Texte werden aus den Daten selbstständig zu sinnvollen Texten verarbeitet.

Ein kleines Beispiel: Du brauchst einen Text zu einem Hotel, beispielsweise eines Business-Hotels, und benötigst für einen sinnvollen Satz das Genitiv, also „des Hotels“. Hier erkennt der Textautomat anhand des „s“ an Hotel, dass es sich hier um den Genitiv handeln muss. Komplizierter wird es dann schon bei Worten wie Pension, bei der der Genitiv nicht anhand des angehängten Buchstabens zu lösen ist. Aber all das kann der Textautomat selbstständig erkennen.

Kannst du uns vielleicht zeigen, wie man sich das technisch vorstellen darf?

Ohne jetzt zu weit in die Details gehen zu müssen, kann man sich das System in etwa wie folgt vorstellen:

Textautomat
So funktioniert der Textautomat

Ausgangspunkt ist die Kundendatenbank, also z.B. eine Warenwirtschaft oder ein Shopsystem, ein System das irgendwie mit der Website des Kunden kommuniziert und die Produktdaten enthält. Sobald ein neues Produkt in diese Datenbank eingepflegt wird, löst diese auf unserem Server einen „Request“ aus und fragt die Daten z.B. im xml oder csv- Format ab. Auf unserem Server, dem eigentlichen Textautomat wird dann aus den übermittelten Daten der Text errechnet.

Sobald der Text generiert ist, wird dieser zurück an die Datenbank gesendet, wobei es hier genau auf Kundenwünsche wie HTML-Formate, Conversionoptimierung oder SEO-Richtlinien eingegangen werden kann. Von dort aus kann der Text dann direkt Online.

Ihr arbeitet auch mit Twitter, richtig?

Ja, über eine API können wir auch z.B. eine Tweet absetzen wenn ein neues Produkt im Shop aufgenommen worden ist, natürlich mit entsprechendem, ebenfalls generiertem Text. Genau nach diesem Prinzip können wir z.B. auch kundeneigene Blogs mit Artikeln zu den neuen Produkten befüllt werden, welche dann wiederum natürlich auf das die Produktseite verlinken. Ebenfalls spannend ist, das wir auf diese Art und Weise sogar ganze Print-Kataloge betexten können.

Was ich recht interessant finde, ist dass es sich in relativ niedrigpreisigen Bereichen bewegt ohne Probleme viele Texte in kurzer Zeit generiert werden können. Wie realisiert ihr die günstigen Preise ohne auf die Qualität zu verzichten? Schließlich muss man auf viele Dinge wie z.B. Duplicate Content achten.

Ganz wesentlicher Punkt den du hier ansprichst. Duplicate Content wird bei uns von Anfang an ausgeschlossen. Will man jetzt z.B. einen Text für ein T-Shirt, weiß, mit Rundkragen und aus 100% Baumwolle generieren. Aus dem generierten Text wird eine ID bzw. Quersumme gebildet. Kommt jetzt Sekunden später das gleiche T-Shirt noch einmal in schwarz, gleicht das System die IDs ab. Liegen diese zu nah beieinander, wird ein anderer Text mit höherer Uniqueness durch einen größeren Unterschied in der ID erzeugt.

Sollte der Kunde den Text irgendwann löschen, wird der Text für andere Kunden wieder freigegeben, allerdings erst nach einer vom Kunden festgelegten Dauer um die Abwertung der Seite durch Duplicate Content absolut auszuschließen.

Ein tolles Produkt führt zu tollen Kunden, magst du uns verraten mit wem Ihr bereits zusammenarbeitet?

Wie viele Kunden halten da natürlich den Finger drauf, allerdings haben wir einige Kunden über die wir auch sprechen dürfen, wie z.B. den Defshop. Gerade bei solchen Seiten, die auch international tätig sind, haben wir den Textautomaten auch für Englisch und Russisch programmiert und auch weitere Sprachen sind für die Zukunft nicht ausgeschlossen. Internationalisierung auf Grundlage von mehrsprachigen Texten für nur 1€ pro Stück sind eine wichtige Entwicklung die wir weiterhin verfolgen.

Ich habe mir vorhin einige Texte angesehen, die sehr natürlich aussehen. Diese Qualität könnt ihr nur durch Muttersprachler gewährleisten, dass die sprachlichen Besonderheiten bei der Programmierung beachtet werden, aber auch kulturelle Besonderheiten beachten.

Fakt ist, dass wir ohne Texte gar nicht auskommen. Möchte ich jetzt z.B. für Defshop einen russischen Text für T-Shirts generieren, benötige ich als Grundlage einen Text, der von einem Muttersprachler erzeugt wird. Anhand dieser Texte entwickeln wir dann die Programmierung, die wir dann dem Kunden zur Verfügung stellen. Ganz ohne Texter geht es also auch nicht. Auch regionale Unterschiede und Dialekte können wir hierdurch ausgleichen und im Endeffekt durch unser System abgefangen werden.

Du hast dich ja bereits sehr früh selbstständig gemacht. Die Idee guten Content zu günstigsten Preisen anzubieten ist natürlich die perfekte Fusion zwischen billigen Contentproduzenten für Contentfarmen und teuren Werbetextern. Wie genau sieht deine Vision vom Textautomaten aus?

Die Schwierigkeit bei gutem Content liegt in der Masse – 500 Texte über schwarze T-Shirts zu schreiben ist schwer und nur mit viel Kreativität, Arbeit und Geld zu verwirklichen. Natürlich kann eine Maschine wie der Textautomat nur bedingt kreativ sein, aber zumindest die Einzigartigkeit der Texte kann gewährleistet werden. Außerdem gibt es bei Maschinen natürlich keine abfallenden Leistungskurven nach z.B. einer durchfeierten Nacht. Genau dafür ist eine Maschine da: Sie soll uns die Arbeit leichter machen und trotzdem für den Kunden spannende Resultate zu bieten.

Die Kunden hast du bereits überzeugt, wie sieht es mit Investoren aus?

Die ersten 6 Jahre haben wir komplett ohne Investoren bestritten und rein durch unsere Agenturarbeit finanziert. Im siebten Jahr haben wir ein Fördermittel der Bundesregierung in sechsstelliger Höhe bekommen, mit dem es möglich war das Produkt fertigzustellen.

Jetzt ist das Produkt an sich fertig und wir konzentrieren uns auf die Mehrsprachigkeit. Jetzt wäre natürlich auch ein ausländischer Investor interessant, der einen eigenen Vorteil im Projekt sieht und sich entsprechend engagiert. Mit einem internationalen Investor würden wir auch den eigenen Sprung zur Internationalisierung wagen.

Du selber hast momentan noch eine klassische Textagentur?

Ja wir sind eigentlich aus dem klassischen Contentbereich mit echten, handgeschriebenen Texten, aus welchem sich dann der Textautomat als weiteres Geschäftsfeld entwickelt hat. Wir sitzen mit einem 30-köpfigem Team in Stuttgart und nutzen unser Wissen um den Textautomat weiter zu entwickeln.

Saim, vielen Dank für das Interview und bis zum nächsten Mal!

Vielen Dank für das Interview und einen schönen Gruß hier nach Hamburg!

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