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„You guys suck“ – Bacardi fordert Verbannung von Plastik aus Emojis

„You guys suck“ – Bacardi fordert Verbannung von Plastik aus Emojis

Anton Priebe | 26.03.19

Bacardi Limited sorgte am Weltwassertag mit einem offenen Brief für Furore, in dem die Marke für ein Umdenken bei den Emojis plädiert.

Zum Weltwassertag machte Bacardi Limited mit einer außergewöhnlichen PR-Maßnahme auf sich aufmerksam. Der Spirituosenhersteller veröffentlichte einen Brief, der die Verbannung aller Plastikstrohhalme aus dem Emoji-Katalog fordert.

Bacardi und Lonely Whale gegen Plastik

Der Weltwassertag, der jährlich am 22. März stattfindet, wird von einem Zusammenschluss diverser Organisationen und Programme innerhalb der Vereinten Nationen initiiert. Er soll für den bewussten und nachhaltigen Umgang mit Wasser sensibilisieren und stand 2019 unter dem Motto „Leaving no one behind – water and sanitation for all“.

Bacardi Limited nutzte den öffentlichen Fokus auf dem Thema, um im Rahmen der Kampagne „The Future Doesn’t Suck“ ein Zeichen für die Umwelt und gegen Plastik zu setzen. Gemeinsam mit dem Projekt Lonely Whale verfasste das Unternehmen einen offenen Brief an das Unicode-Konsortium, zu deren Mitgliedern diverse Digitalriesen wie Google, Microsoft oder auch Adobe zählen. Die gemeinnützige Organisation zeichnet für die Ausarbeitung des Emoji-Katalogs verantwortlich.

„Cease and de-sip“-Brief von Bacardi an das Unicode-Konsortium

Das Schreiben ist aus der Sicht der Schildkröte Sydney verfasst, die erläutert, wie die Plastikstrohhalme das Leben der Meeresbewohner gefährden. Sie sind täglich millionenfach in Verwendung und tauchen auch in den Emojis auf. Das Fazit von jedem unterhalb des Meeresspiegels zum Unicode-Konsortium lautet deshalb: „You guys suck“.

Warum Getränke-Emojis künftig keine Strohhalme mehr zeigen sollten

In dem Brief, den unter anderem Adweek publizierte, fordert Bacardi daher den Ausschluss von Plastikstrohhalmen aus den Miniaturbildern, die in der digitalen Kommunikation mittlerweile allgegenwärtig sind. Konkret geht es um das „Tropical Drink„- (🍹) und „Cup With Straw„-Emoji  (🥤). Beide sind auf den meisten Betriebssystemen mit einem Strohhalm aus Plastik versehen

Emojis mit Strohhalmen aus dem Unicode-Katalog, © Emojipedia

Bacardi und Lonely Whale arbeiten seit 2018 zusammen und haben sich zum Ziel gesetzt, eine Milliarde Strohhalme bis 2020 zu verbannen. Wie genau diese Kenngröße gemessen werden soll, ist allerdings unklar. Für das Erreichen der Forderung haben die beiden Unternehmen bereits Kampagnen in den USA, Großbritannien, China und Neuseeland realisiert. Für die aktuelle Aktion konnten sie Comedian Danny Franzese für sich gewinnen, der Sydneys Brief zusätzlich im Videoformat vorliest.

Die Idee dahinter: Wenn Strohhalme aus dem digitalen Raum verschwinden, hat dies hoffentlich auch Auswirkungen auf die Verwendung der Trinkhilfen in der Realität. Jacob Briars, Global Advocacy Director von Bacardi, erklärte in einem Statement die Hintergründe der Kampagne genauer:

Marine life is heavily affected by plastic waste, and refusing the single-use plastic straw is one way each of us can take action. With billions of emojis being used globally each day, we want to help drive a cultural change where our online world promotes a plastic-free, marine-friendly straw, or strawless options for drinks.

Dune Ives, Executive Director von Lonely Whale, ergänzt:

Many have made a commitment to eliminate single-use plastic straws yet the emojis we use in social media haven’t kept up with our commitment to an ocean free from plastic. What better way to delete the notion of using single-use plastic straws than by taking it out of the icons more than 90 percent of the world’s online population uses every day to communicate?

Was macht Strohhalme so gefährlich für die Umwelt?

Zwar liegt es nahe, sich als Getränkehersteller auf Strohhalme zu fokussieren, da eine direkte Beziehung zum Produkt – Cocktail – besteht. Doch es steckt mehr dahinter: Bacardi geht es insbesondere um die Trinkhilfen, da sie als eine der häufigsten Hinterlassenschaften an Stränden rund um den Globus gelten. Strohhalme sind außerdem oftmals zu leicht, um maschinell beim Trennen sortiert werden zu können – wenn sie überhaupt soweit kommen und nicht vorher vom Mülleimer ins Meer geweht werden. Untersuchungen haben ergeben, dass zehn Einwegprodukte sowie Fischfanggeräte (Netze) 70 Prozent des Plastikmülls in den Meeren ausmachen, unter anderem auch Strohhalme.

Die markierten Produkte sind vom kommenden EU-weiten Verbot betroffen, © Europäisches Parlament

Umweltmaßnahmen der EU und Konzerne als Sprachrohr

Der Kampf gegen Plastik wird weltweit geführt. Gerade erst im Dezember wurde hierzulande der Vorschlag der EU-Kommission angenommen, der unter anderem Strohhalme, aber auch andere Einwegprodukte wie Plastikgeschirr oder Wattestäbchen in den kommenden zwei Jahren europaweit aus dem Verkehr ziehen soll. Interessanterweise sieht der Beschluss auch vor, die Hersteller von Wegwerfartikeln künftig mehr in die Beseitigung des Mülls einzubinden. So soll etwa die Zigarettenindustrie in Zukunft an den Kosten zur Säuberung von Stränden beteiligt werden.

Immer häufiger nutzen Unternehmen die Chance, ihre Marke im Namen der Umwelt zum politischen Instrument zu machen. Zuletzt fiel Greenpeace Canada im vergangenen Jahr mit einer ähnlichen Kampagne gegen Plastikmüll in den Ozeanen auf. Die Naturschutzorganisation ging dabei jedoch weniger dezent vor. Einer der Vorreiter diesbezüglich außerhalb der Welt der NGOs ist beispielsweise Salesforce.

Die Promotion von umweltschützenden Maßnahmen ist nicht nur aus PR-Sicht sinnvoll, sondern auch unserem Ökosystem zuträglich. Die Eingrenzung der Einwegartikel ist zumindest ein Anfang, während Mikroplastik im Meer wohl eines der gravierendsten Probleme darstellt. Dies hat mit Strohhalmen wenig zu tun und ist insbesondere auf synthetische Textilien, Autoreifen und Stadtstaub zurückzuführen. In Bezug auf die schädlichen Ausmaße der Verwendung von Plastik hilft nur die Aufklärung der breiten Masse. Die zunehmende Parteiergreifung von großen Unternehmen ist dabei ein Schritt in die richtige Richtung.

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