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E-Commerce
8 Indikatoren für gefälschte Kundenbewertungen
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8 Indikatoren für gefälschte Kundenbewertungen

Heiko Sellin | 23.04.14

Gefakte Rezensionen, um den Verkauf der eigenen Produkte zu fördern, sind heutzutage ein gängiges Mittel. Diese 8 Indizien helfen, sie zu erkennen.

Kundenbewertungen haben im Netz mittlerweile großen Einfluss. Wie wir erst kürzlich berichteten, verkaufen sich Produkte mit positivem Rating um 200 Prozent besser als Waren oder Dienstleistungen ohne Rezensionen. Kein Wunder also, dass die Zahl der gefakten Bewertungen stetig zunimmt. Laut mehreren Studien sind 20 bis 30 Prozent der Kundenbewertungen im Netz gefälscht. Aber wie erkennst du sie? Auf welche Punkte musst du achten, damit du der Empfehlung auch wirklich trauen kannst?

Wir haben acht auffällige Indikatoren für gefälschte Bewertungen zusammengefasst:

  • Der Artikel oder die Dienstleistung haben ausschließlich positive Bewertungen, das heißt ein reines 5-Sterne-Rating. Dies wirkt äußerst fälschlich, denn wie jeder weiß, ist nichts auf dieser Welt perfekt. Warum sollte es also dieses Produkt sein? Seid vorsichtig und skeptisch, wenn die Bewertungen so einen Anschein machen wollen.
  • Auch bei zu übertriebenen Formulierungen sollten die Warnlichter angehen. Klingen die Texte wie aus einem Werbekatalog, in dem nur Superlative wie beispielsweise „Der Grill ist der umweltfreundlichste, den es gibt. So schnell wurde mein Fleisch noch nie gar – es war das leckerste, was ich je gegessen habe“ und zu große Lobeshymnen wie „Sagenhaft Super“ (s. Screenshot) verwendet werden, lassen sich Fälschungen vermuten.

Amazon-Bewertung

  • Achte auf den Namen des Bewertenden, ist der Name realistisch? Hat er nur eine einzelne Bewertung abgegeben, oder äußert er sich auch zu unterschiedlichen Produkten? Je mehr Bewertungen er abgegeben hat, desto eher ist ihm zu trauen. Allerdings lohnt sich dabei auch ein Blick auf seine verschiedenen Rezensionen: Wenn sich diese auf auffallend viele unterschiedliche Fachthemen beziehen, dann ist bei demjenigen ebenfalls Skepsis angesagt. Denn du solltest dich fragen, woher er das viele Fachwissen haben könnte und was er davon hat, so viele fachmännische Bewertungen zu schreiben. Bei diesem Beispiel hat sich der User einfach „Amazon Kunde“ genannt und bleibt somit anonym, seine Ausdrucksweise klingt zudem alles andere als professionell. Eine Fälschung ist wahrscheinlich:

Amazon-Bewertung

  • Bei den unterschiedlichen Bewertungen von dem Rezensenten gilt allerdings zu beachten, dass er sie nicht alle im selben Zeitraum abgegeben hat. Wenn der Bewertende innerhalb eines Tages beispielsweise 20 Rezensionen verteilt, geht da etwas nicht mit rechten Dingen zu. Auch wenn direkt nach dem Erscheinungszeitpunkt des Produktes viele Bewertungen einprasseln, sind diese oft gefälscht. Ebenso, wenn erst nach langer Zeit Rezensionen zu dem Artikel auftauchen.
    Bei diesem Beispiel hat der User mehrere Bewertungen am 3. März 2013 abgegeben. Hier ist jedoch nicht nur der Zeitpunkt, sondern auch der Text äußerst kennzeichnend für eine gefälschte Bewertung, da sich die Art wiederholt und der Satzbau sowie die Rechtschreibung verbesserungswürdig ist:

Amazon-Bewertung

 

  • Auffällig viele Bewertungen, die bei Weitem die Verkaufszahlen des Produkts übersteigen, deuten auf eine hohe Zahl von gefälschten Bewertungen hin.
  • Zu ausführliche Bewertungen sind ebenfalls ein Indikator für Fake-Bewertungen. Denn wer nimmt sich schon freiwillig so viel Zeit, um seitenlang seinen Standpunkt zu einem Produkt abzugeben? Meistens gehen die Fälscher dabei auch noch sehr ins Detail und nehmen das Produkt technisch auseinander. Spätestens dann solltet ihr auch noch andere Meinungen zu Rate ziehen – diesen Kunden ist nicht hundertprozentig zu trauen.
  • Wenn bei Negativ-Kommentaren auf Produkte derselben Firma verwiesen wird, handelt es sich oftmals um eine Fake-Bewertung. Meistens haben die empfohlenen Produkte dann auch noch einen teureren Preis.
  • Der Name des Unternehmens wird mehrfach verwendet: Oft grenzen die Bewertungen bereits an Schleichwerbung. Das Unternehmen wird in den Fokus gerückt und nicht das Produkt – ein eindeutiges Indiz für einen Rating-Betrug.

In unserem Artikel „Gefälschte Kundenbewertungen: Betrug im großen Stil – so funktioniert das Millionengeschäft“ erfahrt ihr detailliert, wer hinter den Fälschungen steckt, wie sich große Online-Portale dagegen wehren und welche Bedeutung Bewertungen für den Abverkauf von Produkten haben.

Nachdem ihr diese Indikatoren gelesen habt und ihr einmal zurückdenkt: Sind euch schon viele solcher gefälschten Kundenbewertungen aufgefallen? Wie sicher fühlt ihr euch, wenn ihr Empfehlungen von anderen Online-Nutzern folgt?

Kommentare aus der Community

Lola Pianola am 30.04.2014 um 10:01 Uhr

Ich muss hier in vielen Punkten widersprechen: Ich bestelle beispielsweise viel bei Amazon und gebe dann meist, wenn ich Zeit habe, viele Bewertungen an einem Tag ab. Ich schreibe auch gerne lange Kritiken (und ich kenne viele Nutzer, die das tun), wenn mir ein Produkt besonders gefällt oder es mir am Herzen liegt (Beispiel Bücher).
Außerdem vergebe ich sehr oft die volle Punktzahl, weil es durchaus Produkte gibt, die man sehr gut finden kann (das heißt nicht, dass man kritiklos wäre, sondern einfach, dass man die Leistung für den entsprechenden Preis sehr gut findet).
Also sollte man vielleicht auch vorsichtig sein bei der Einstufung von scheinbar „falschen“ Kritiken.

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GrüneWiese am 28.04.2014 um 16:05 Uhr

Es gibt auch typische Firmen, wie ein DSL Kommunikationsdienstleister, der aus Berlin Charlottenburg kommt, und IP Telefonie anbietet. Da fallen einem jede Menge Fakes auf. Und mein EIndruck ist, ohne die Fakes gäbe es den Anbieter nicht.
Einfache Kunden wie ich fallen drauf rein und haben nur Ärger mit der schlechtesten DSL Leitung ever.

Und guckt man sich dann um, entdeckt man Berichte über diese Firma, die genau dazu passen, wie ich es erlebt habe.
Ich hasse diesen miesen Kapitalismus, der das alles doch hervorbringt.
Manche Händler klagen schon ihren Schaden durch entgangene Gewinne ein (Amazon und Klage in Augsburg: Googeln).

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Ronny am 24.04.2014 um 10:16 Uhr

Hallo Heike,

super Tipps, den ich mich geschlossen anschließen kann. Ich würde allerdings noch einen weiteren Punkt hinzufügen: gerne werden Bewertungen als SEO-Texte benutzt. Sprich der Autor der Rezension verwendet auffällig oft nicht nur die Marke, sondern das Produkt selbst in unterschiedlichen Schreiben weisen (z.B. Samsung Galaxy Tab, Tablet von Samsung, 7 Zoll Galaxy, …). Außerdem werden dort oftmals überdurchschnittlich oft relevante Begriffe mit eingeflochten, auf die Google ebenso achtet, bzw. User oft suchen (könnten). In diesem Bsp dann „surfen“, „Akku Leistung“, „7 Zoll“, „Display“, „Apps“ etc.

VG,
Ronny

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